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Bei den höherwertigen Digitalkameras kann man außer den verschiedenen Auflösungen und JPEG-Qualitätsstufen im Allgemeinen noch ein RAW-Format als Dateityp wählen – oft sogar die gemeinsame Speicherung von JPG- und RAW-Version des gleichen Bildes. RAW – wörtlich übersetzt „roh“- Rohdaten also? Im Prinzip ja, aber nicht so, wie man das auf den ersten Blick vielleicht glaubt!

Bei einer 10 Megapixel (MP) Kamera hat der Sensor 10 Millionen Pixel – ein Pixel ist ein lichtempfindlicher Punkt, der im Allgemeinen eine kleine Linse vor sich hat (auch das kann Qualitätsunterschiede wie zwischen der Canon D40 und D400 erklären, obwohl beide 10,2MP haben!). Dazu kommt, dass diese Linse auch Filtereigenschaften besitzt: und zwar bezogen auf die drei (additiven) Grundfarben des Lichts: R(ot), G(rün), B(lau). Oh, ich höre schon die Rufe, da sind das dann ja gar nicht 10,2 MP, sondern nur 3,4 MP, Und das JPG-Bild hat dann ja auch nur 3,4 MP – ist aber nicht so!

Jedes Pixel ist nur für eine Farbe zuständig, soweit stimmt das, aber der Prozessor in der Kamera macht aus den vom Chip gelieferten jeweiligen Umgebungsdaten tatsächlich 10,2 MP. Die ergeben dann - leicht komprimiert – das JPEG-Bild. Absolut RAW-mäßig wäre es dann notwendig, eine TIFF-Datei zu erzeugen, die alle Bildinformationen verlustlos abspeichert. Das wäre bei RGB schon eine ca. 31 MB große Datei pro Bild – mit 8 Bit/Farbe; bei 16 Bit (das ist der nächst höhere Wert im professionellen Bereich, und der wäre auch nötig, wie man weiter unten sieht) wären dass dann 62 MB/Bild. Das ist viel - und das Abspeichern eines solchen Bildes würde lange dauern!

Die Canon-RAW-Dateien der EODS 400D (Type: CR2) sind 12,5 MB groß. Nanu? Ist aber leicht zu erklären: der DIGIC-II-Prozessor löst jedes Pixel (bzw. „seine“ Farbe) mit bis zu 12 Bit (also 4096 Stufen) auf – und bei 10,2 MP macht das eben 12,5 MB. In diesem Sinne wird wirklich jede Information des Sensors verlustlos abgespeichert, so ökonomisch, wie es eben geht. Nur kann eine Bildbearbeitung im Allgemeinen damit nichts anfangen. Die Datei muss erst durch einen Konverter oder Filter, der die physikalischen Gegebenheiten kennt, in ein RGB-Bild konvertiert werden. Beste Ergebnisse bekommt man dann natürlich mit 16 Bit/Farbe (Schließlich liegen ja bis zu 12 Bit echte Information vor!) oder allgemein: 48 Bit Farbtiefe . Und damit ist auch klar, warum RAW-Dateien verschiedener Firmenoder verschiedener Kameras nicht kompatibel zueinander sind!
Zum Bearbeiten dieser RAW-Dateien liefert Canon ein Programm namens Digital-Photo-Professional mit, das man unbedingt näher betrachten sollte. Das Bearbeiten der RAW-Dateien mit diesem Programm unterscheidet sich deutlich von einer normalen Fotonachbearbeitung. Alle Änderungen, die man vornimmt, werden als eine Art Skript abgespeichert, das jederzeit wieder aufrufbar und auch auf andere RAW-Dateien anwendbar ist. Wurde ein solches Skript angewandt, kann man das Ergebnis z.B. als JPG-Datei ablegen (auch andere Formate sind möglich). Die RAW-Datei, also das eigentliche Original, wird bei einem solchen Prozess nie verändert und bleibt immer erhalten.

Die zum Abspeichern erzeugten Dateien können somit deutlich besser zur Nachbearbeitung geeignet sein als die übliche JPG-Datei! Es ist so zum Beispiel auch ein 16Bit-TIFF-Format möglich, was eine unkomprimierte und im vollen Farbumfang daherkommende Datei liefert: eine optimale Vorlage zur Weiterbearbeitung in einem Fotonachbearbeitungsprogramm. Erst nach dem man in diesem dann weiter bearbeitet hat, sollte man eine JPG-Datei anlegen, um ein wenig platzsparender zu arbeiten und die verlustbehaftete Komprimierung an das Ende eines Arbeitsprozesses zu setzen, der in seinen Zwischenstufen jeweils höchstmöglich Qualität zur Grundlage hatte.

Die Veränderungsmöglichkeiten an den RAW-Dateien in der Canon-Software unterscheiden sich auch deutlich von denen anderer Bildbearbeitungsprogramme: zum Beispiel kann man in diesem Programm Verzeichnungen, Vignettierung, Farbunschärfen und die chromatische Aberration durch bestimmte Objektiv-Typen in Abhängigkeit von der Motiv-Entfernung „heraus rechnen“ oder nachträglich einen Weißabgleich vornehmen. Auch lassen sich die – über Picture-Styles (s.u.) - vorkonfigurierbaren Einstellungen nachträglich verändern.
Zumindest von Photoshop CS2 weiß ich, dass dieses Programm nach Installation des entsprechenden Konverters auch Canon-Raw-Bilder importieren und – teilweise sogar weitergehender als die Canon-Software – bearbeiten kann.

Picture Styles

Die neueren Canon-DSLRs arbeiten mit diesem Prinzip. Es handelt sich hier um einen – erweiterbaren – Satz von „Belichtungsprofilen“. Grundsätzlich gibt es erst einmal einen Satz von Vorgabe-Profilen (wie Standard, Portrait, Landschaft, Neutral, Natürlich, Monochrom), die aber über veränderbare Eigenschaften (Kontrast, Farbton, Farbsättigung, Schärfe) anpassbar sind.
Umsteiger von besseren Kompaktkameras, die noch nicht viel Erfahrung in der Fotografie mit Spiegelreflexkameras haben, beklagen oft, dass die neue, teure Kamera nicht so knackige Bilder mache, wie ihre alte Kompaktkamera – die Wahl des Profils „Landschaft“ und ein Einstellen der Werte „Farbsättigung“ auf 1 und „Schärfe“ auf 4 stellt sie im Allgemeinen sofort zufrieden.
Arbeitet man nun mit RAW-Bildern, ist dies keine „endgültige“ Wahl! Die Änderung des „Styles“ ist auch später verlustlos möglich – und ebenso eine Fein-Anpassung der oben beschriebenen Parameter. Diese Möglichkeit der nachträglichen Feinabstimmung möchte man nicht mehr missen, wenn man sie einmal etwas näher kennengelernt hat. Es gibt so bei der Aufnahme vor Ort auf Anhieb viel weniger Möglichkeiten, eine irreversible Fehlentscheidung zu treffen.
Zusätzlich kann man – je nach Kameratype – diese Styles modifizieren und als persönliche Lieblingseinstellung (mehrere davon sind möglich!) in der Kamera ablegen beziehungsweise als Vorauswahl – Automatik-Programm-bezogen – einstellen.
Zusätzlich lassen sich von der Canon-Webseite weitere Styles herunterladen: zur Zeit sind dies: Studio-Portrait, Snapshot-Portrait, Nostalgia, Clear, Twilight, Emerald und Autumn-Hues. Sicherlich sind diese nachgelieferten Styles teilweise etwas übertrieben (besonders die letzten), aber die Portrait-Styles sind supergut, und Sie sollten sich über den unten angegebenen Link die ganze Sache auf jeden Fall einmal anschauen. Mit dem ebenso kostenlos herunterladbaren Style-Editor lassen sich auch eigene Styles entwicklen und vorhandene modifizieren.

Links:
Picture-Styles: www.cig.canon-europe.com