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Um einen eigenen Server aufzusetzen, kann man im Grunde jede beliebige Linux-Distribution nehmen. In der Regel sind diese Distributionen ziemlich schwergewichtig und bringen tausende von Programmpaketen mit, die für den Einsatz als Server überhaupt nicht nötig sind. Ein Projekt, bei dem genau die Dienste im Vordergrund stehen, die man für einen (Internet-)Server braucht, ist EISFAIR. Das EIS in EISFAIR steht für "easy internet server" und deutet schon die Intention dieses aus fli4l hervorgegangen Projektes an. Der Einfachheit halber werde ich im Weiteren den EISFAIR-Server nur noch mit "EIS" bezeichnen.

EIS sollte ein einfach zu installierender Internet-Server werden. Er basiert auf Linux und verwendet ausschließlich freie Software. Seine Installation wie auch sein Betrieb setzen im Großen und Ganzen keine grundsätzlichen Linux-Kenntnisse voraus und sind mit einfachen, weitgehend einheitlichen Mitteln möglich. Mit dem Projekt sollte ein Problemfeld von Linux/Unix angegangen werden, das vor allem Einsteigern das Leben schwer macht. Häufig ist es so, dass Linux-/Unix- Applikationen zwar sehr ausgereift sind und stabil laufen, aber auf völlig unterschiedliche Art und Weise installiert und vor allem konfiguriert werden. Das Fehlen einer einheitlichen Schnittstelle erschwert dem Benutzer die Konfiguration und erhöht damit den Einarbeitungsaufwand. Die für EIS angebotenen Anwendungen verfügen dagegen nicht nur über einen einheitlichen Installationsmechanismus, sondern auch über eine einheitliche Konfigurationsschnittstelle. Damit ist es gelungen, den Aufwand für die Installation, Einarbeitung und Konfiguration zum Teil deutlich zu reduzieren.
 


Um dies mit den verfügbaren Linux-Anwendungen zu realisieren, wurde in die Konfigurationsschnittstelle zwischen den EIS-Systemverwalter und die jeweilige Anwendung eine Schicht eingefügt, die eine Umsetzung einer EIS-Konfiguration in die Konfiguration der jeweiligen Dienste (z.B. eines Mail- oder Faxservers) vornimmt. Die Konfiguration aller Dienste die auf einem EIS laufen, erfolgt mit Hilfe von ASCII-Dateien, die einem einheitlichen Format unterliegen. Ein Bearbeiten der Konfiguration erfolgt dann mit einem speziellen Editor (dem ECE) oder einem beliebigen Texteditor (z.B. joe, vi oder vim). Damit kann bei vielen Anwendungen vermieden werden, dass sich der Verwalter eines EIS-Systems mit der Dokumentation eines konkreten Programms auseinandersetzen muss. Dieser Ansatz hat allerdings auch eine Kehrseite. Zum Teil sind über die EIS-Konfiguration nicht alle Parameter eines Programms konfigurierbar – die Entwickler haben vor allem bei komplexen Programmen nur die wichtigsten Einstellmöglichkeiten zugänglich gemacht. Wenn die hiermit angebotenen Einstellmöglichkeiten ausreichen, fällt diese Einschränkung nicht ins Gewicht. Anders sieht es jedoch aus, wenn man an Parametern herumschrauben will, die nicht über die EIS-Schnittstelle erreichbar sind. In diesem Fall führt kein Weg daran vorbei, sich doch intensiv mit der Dokumentation des betreffenden Programmes zu befassen. Man kann dann, unter Umgehung der EIS-Schnittstelle, das betreffende Programm manuell konfigurieren – so wie bisher auch. In diesem Falle geht natürlich der Vorteil der EIS-Schnittstelle verloren. Eine solche Umgehung der EIS-Schnittstelle musste ich bisher jedoch nur bei dem installierten Samba-Server machen .

Die Anforderungen an die Hardware eines EIS sind recht gering. Ein Basissystem kann man schon auf einem betagten Pentium-66 mit 64MByte RAM und einer 120 MB Festplatte zum Laufen bringen. Aber das sind eher theoretische Werte. Will man einen Fileserver, Druckerserver oder Faxserver einrichten, so besteht eine sinnvolle Ausstattung eher aus einem 1GHz-Prozessor mit 512 MB RAM, Festplattenkapazität im oberen zweistelligen Gigabyte-Bereich und einer ISDN-Karte oder einem Modem.

Nachfolgend will ich den Aufbau und die Installation eines EIS mit verschiedenen typischen Diensten beschreiben, wie sie beispielsweise in einem Büro zum Einsatz kommen: Fileserver, Mailserver, Webserver für Intranetseiten, Druckerserver, Faxserver, Anrufbeantworter. Außerdem soll es möglich sein, von außen auf den Server zuzugreifen, um an Dateien in bestimmten Ordnern zu kommen.

Aufbau des Servers
Zum Einsatz kommt gängige Hardware. Ein Pentium-4 mit 1,7 GHz, 512 MByte RAM,einer 40 GByte großen Festplatte, sowie eine Netzwerkkarte . Den Typ der Netzwerkkarte(n) sollte man sich übrigens notieren. EIS unterstützt eine große Anzahl Netzwerkkarten, aber trotzdem sollte man vor Beginn der Installation in der Netzwerkkarten-Datenbank nachschauen, ob die Karte unterstützt wird und welcher Treiber erforderlich ist. Eine ISDN-Karte (besonders gut eignen sich die verschiedenen AVM-Karten, weil die Treiberunterstützung von AVM vorbildlich ist) liefert Fax- und Anrufbeantworter-Funktionen. Alles in allem Hardware für rund 150 €.

Das fertige Ergebnis sieht dann so aus:

Blick in den fertig aufgebauten EIS-Server

Installation
Die Installation der Software ist denkbar einfach. Man lädt sich das ca. 36 MByte große ISO-Image der Installations-CD von der EIS-Webseite herunter und erstellt sich mithilfe eines Brennprogramms eine bootfähige CD-ROM. Von dieser CD-ROM bootet man den künftigen EIS und wird durch den Installationsprozess geführt. Hierbei wird zunächst die Partitionierung der Festplatte abgefragt. In der Regel kann man die vorgeschlagenen Werte einfach akzeptieren. Weiterhin werden noch verschiedene Accounts für die Administration des Servers angelegt, für die man nach Passwörter gefragt wird. Diese sollte man sich gut merken, sonst hat man später Probleme, wenn man auf den Server zugreifen will, um beispielsweise neue Dienste zu installieren oder den Rechner zu verwalten.

Bei der Hardwarerkennung schwächelt EIS allerdings an einigen Stellen noch etwas. Den notwendigen Treiber für die Netzwerkkarten muss man sich händisch aus der Netzwerkkarten-Datenbank heraussuchen und in die Konfigurationsdatei eintragen. Auch bei die verwendete ISDN-Karte muss man dem EIS mitteilen. Das ist zwar nicht weiter schwierig, aber schon ein bisschen unkomfortabel.

Nun richtet man noch sein Netzwerk ein und trägt den gewünschten privaten IP-Adressraum, die Subnetzmaske und das Standardgateway (z.B. ein vorgeschalteter Router, fall EIS diese Aufgabe nicht ebenfalls übernehmen soll) ein.

Nachdem die Basisinstallation fertig gestellt ist, sollte man jetzt einen Zugang ins Internet haben. In diesem Fall kann man alle weiteren Pakete, die man installieren möchte, direkt von dem Eisfair-Package-Server (Pack-EIS) laden. Ein Übersicht aller vorhandenen Pakete findet man auf der Pack-EIS-Webseite. Dort kann man in den verschiedenen Kategorien stöbern oder nach Stichworten suchen.

Auf dem hier beschriebenen Server sollen folgende Dienste laufen:

  • Fileserver-Dienste Samba und NFS,

  • ein Webserver für Intranetseiten und Testzwecke,

  • ein Druckerserver für einen Laser- und einen Tintenstrahldrucker, 

  • ein Faxserver,

  • ein Anrufbeantworter sowie

  • ein Mailserver um eingehende Fax und Anrufe als Mailanhang weiterzuleiten.

Aber dazu mehr im nächsten Teil.