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Der Einbau von Speichermodulen, Steckkarten und Laufwerken in einen PC ist für handwerklich versierte User eigentlich kein besonderes Problem. Der Austausch des Netzteiles ist dagegen schon etwas komplizierter - dieser Beitrag gibt die notwendige Hilfestellung.

Viele PC-Anwender haben es schon erlebt: Nachdem der PC lange Zeit klaglos seinen Dienst verrichtet hat, gibt er eines Tages plötzlich keinerlei Lebenszeichen mehr von sich. Nach der ersten Schrecksekunde (Was ist denn nun schon wieder los? Wann war die letzte Datensicherung...?) und dem Überprüfen der Kabel liegt der Verdacht nahe: Das Netzteil hat den Geist aufgegeben! Und auch wenn das Netzteil noch funktioniert, entsteht manchmal der Wunsch nach einem leistungsfähigeren oder weniger lautstarken Ersatz.

Mit etwas Geschick ist der Austausch dieser Komponente zum Glück relativ einfach zu bewerkstelligen. Als erster Schritt muss dazu ein passendes neues Netzteil beschafft werden. Das Angebot an neuen und gebrauchten PC-Netzteilen ist allerdings groß und verwirrend. Beschäftigen wir uns also zunächst einmal mit den üblichen Standards für Netzteile, die mehr oder weniger eng mit den Normen für PC-Gehäuse einhergehen. Die ganz uralten AT-Netzteile kann man dabei natürlich vergessen ? die überwiegende Zahl der PCs basiert auf dem ATX-Standard und seinen Varianten. Bei den ganz neuen Standards BTX und DTX dürfte ein Netzteil-Tausch derzeit auch noch kein Thema sein. Konzentrieren wir uns also auf ATX, dort gibt es noch immer genug Variationen.

Bild 1: ATX-Netzteil
Bild 1: ATX-Netzteil


Zunächst soll das Ersatz-Netzteil natürlich von den Abmessungen und Befestigungspunkten in das PC-Gehäuse passen. Dabei ist zu beachten, dass der Lüfter des Netzteiles, der einen wesentlichen Beitrag zur Kühlung der Maschine leistet, an derselben Stelle eingebaut ist und eine vergleichbare Luftmenge transportiert, sonst drohen evtl. Hitzeprobleme. Auch von der Leistung her muss das Netzteil ausreichend dimensioniert sein ? nicht nur die Gesamtleistung (in Watt), sondern auch die elektrische Leistung (in Ampere) in den verschiedenen Spannungsbereichen (in Volt) sollte mindestens so hoch liegen, wie bei dem alten Netzteil. Man sollte es dabei übrigens auch nicht übertreiben, sonst erhöhen sich nur der Stromverbrauch und die Abwärme.

Ist diese Hürde genommen, dann müssen natürlich auch die Kabel passen ? nicht nur die Stecker, sondern auch die Länge! Ein PC-Netzteil hat einen ganz ordentlichen Kabelbaum, der leider nicht immer gleich gestaltet ist. Für ein "klassisches" ATX-Netzteil ist nur ein 20-poliger Mainboard-Stecker und eine Anzahl der vierpoligen Laufwerkstecker erforderlich. Die Laufwerkstecker variieren teilweise ebenfalls, z.B. die vierpoligen "Molex-Stecker" für IDE-Festplatten und optische Laufwerke oder die Stecker für Floppy-Laufwerke. Modernere Mainboards benötigen allerdings möglicherweise zusätzliche Anschlüsse. Da wäre zunächst einmal die ATX12V-Norm zu nennen, die speziell für die Versorgung der leistungshungrigen Pentium IV CPUs entworfen wurde. Dazu wurde ein weiterer, vierpoliger P4-Stecker hinzugefügt, der eine zusätzliche Spannungsversorgung bei 12 Volt bietet. Eher selten findet man noch einen zusätzlichen AUX-Stecker für 3,3 Volt und 5 Volt, der für einige Server-Systeme Verwendung findet.

Eine neue Entwicklung stellt ATX 2.0 bzw. E-ATX dar. Bei dieser Norm, die für die Nachfolger der Pentium IV CPU und für die PCI-Express-Schnittstelle eingeführt wurde, wird ein erweiterter, 24-poliger Mainboard-Stecker verwendet. Dafür gibt es dann Adapter und manchmal auch Kombi-Stecker, um möglichst vielen Fällen gerecht zu werden (Vorsicht, der 4-polige Zusatz des Kombi-Steckers passt nicht zum P4-Anschluss!). Und dann gibt es noch weitere neue Normen und Stecker, z.B. 6-polige- bzw. 8-polige-EPS-Stecker oder 6-polige PCIe Stecker, die für leistungshungrige Spiele-Computer (bzw. deren Graphikkarten) oder Serversysteme eingesetzt werden. Wer an einem solchen Boliden herumbastelt, der sollte sich auf jeden Fall sehr gut informieren und sicherstellen, dass das Netzteil zum Mainboard passt (und umgekehrt). In einigen Fällen findet man dann auch noch extra Stromkabel für die inzwischen leider oft notwendigen Gehäuselüfter und/oder eine Steuerleitung für die Drehzahlmessung des Netzteil-Lüfters. Eine weitergehende Betrachtung würde den Rahmen dieses Artikels aber wohl sprengen, ggf. hilft hier die Dokumentation zu den Geräten oder notfalls auch das Internet weiter.

Kehren wir also zurück zum dem wohl wahrscheinlichsten Fall, einem gängigen Mainboard nach ATX-Norm für Pentium IV Prozessoren, wie es im Bild dargestellt ist. Entsprechender Ersatz ist leicht und preiswert zu bekommen ? man sollte lediglich darauf achten, ob ggf. bereits eine Stromversorgung für die neuen SATA-Festplatten vorhanden ist bzw. benötigt wird (sonst gibt es auch dafür natürlich passende Adapter). Dann geht es an die Demontage des alten Netzgerätes; es versteht sich wohl von selbst, dass dazu der PC vor der Öffnung des Gehäuses vom Stromnetz getrennt wird und auch ein Schutz gegen elektrostatische Entladung (ESD) zum Einsatz kommt (z.B. ein geerdetes Armband, notfalls vorher geerdetes Metallteil anfassen). Zunächst werden alle Kabelanschlüsse des Netzteiles abgezogen (Lage merken, ggf. beschriften). Teilweise sitzen diese ziemlich fest bzw. rasten ein, trotzdem sollte man niemals mit roher Gewalt arbeiten, um das Mainboard nicht zu beschädigen. Und noch eine Warnung: Auf gar keinen Fall darf das Netzteil selbst geöffnet werden!

Bild 2: Steckverbindungen
Bild 2: Steckverbindungen


Wenn man nun das Netzteil erfolgreich aus dem Gehäuse entfernt hat, kann man überprüfen, ob das alte Netzteil tatsächlich defekt ist bzw. ob das neue Netzteil auch funktioniert (z.B. wenn man es gebraucht erworben hat). Wer sich nicht sicher ist, der sollte natürlich das alte Netzteil testen, bevor er ein neues kauft (vielleicht lag ja doch ein anderer Fehler vor?). Der Test ist allerdings nicht ganz so einfach, denn es genügt nicht, das Netzteil mit Spannung zu versorgen und einzuschalten. Ein ATX-Netzteil benötigt zusätzlich noch ein Schaltsignal. Dazu muss der Power-On-Kontakt (oder PS_ON, meist grün) am Mainboard-Stecker mit Masse verbunden werden (in der Regel schwarz). Ein kurzes Stück Draht oder eine Büroklammer leisten hier gute Dienste. Im Bild ist die Lage der Kontakte bei einem 20-poligen ATX-Stecker gut zu erkennen (Lage der Arretierungsnase beachten; wenn diese am Stecker oben liegt, dann ist der betreffenden Kontakt der vierte von links in der oberen Reihe! Als Massekontakt wird hier der sechste Stift von links in derselben Reihe gewählt). Da die meisten Netzteile ohne Last nicht starten (eigentlich ein Sicherheitsmechanismus), sollte auf jeden Fall auch ein Verbraucher (z.B. eine alte Festplatte) an einen der entsprechenden Molex-Stecker angeschlossen werden. Wenn dann beim Einschalten des Netzteiles der Lüfter und der angeschlossene Verbraucher loslaufen, dann dürfte das Netzteil in Ordnung sein.

Bild 3: Funktionstest
Bild 3: Funktionstest


Damit steht nun dem Einbau des neuen Netzteiles wohl nichts mehr im Wege. Der Ablauf ist natürlich genau umgekehrt, d.h. zuerst wird das neue Netzteil in das Gehäuse eingebaut und fest verschraubt (auf gute Masse-Verbindung achten) und dann werden die Kabel an die entsprechenden Steckverbinder angeschlossen. Wenn alles korrekt eingebaut ist, dann sollte der PC mit seinem neuen Kraftwerk bald wieder laufen.

Hinweis: Arbeiten an elektrischen Geräten setzen entsprechende Fachkenntnisse und Sorgfalt voraus, Autor und Herausgeber übernehmen keinerlei Haftung für Unfälle und Schäden!