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Immer mehr Bücher und Bedienungsanleitungen liegen heute als PDF-Dateien vor. Dabei stellt sich die Frage, wie liest man diese? Einen 1000-Seiten-Wälzer wie das unlängst von Microsoft-Press als "Adventsgeschenk" angebotene "Microsoft Windows 7 Home Premium - Das Maxibuch" liest man nicht mal eben so am Bildschirm durch. Auch die Handbücher zu Apples OS X Server sind komplett als PDF-Dateien erhältlich - und auch diese sind meiner Meinung nach für längeres Lesen am Bildschirm nicht geeignet. Hinzu kommt, dass man bei dieser speziellen Art "Literatur" schnell mal etwas nachlesen möchte, dass man dann am Rechner umsetzen will. So verlangt sie entweder einen großen Bildschirm - oder deren zwei. Gerne auch an unterschiedlichen Rechnern.

Aber auch mit dem eBook auf dem MacBook wird das Lesen nicht bequemer. Deshalb war ich nun schon längere Zeit auf der Suche nach einer Alternative.

Natürlich spukte das iPad als eines der möglichen Geräte in meinem Kopf rum. Aber hier bildete der Preis eine deutliche Hemmschwelle. Auch wenn die Größe wie prädestiniert für den Einsatzzweck scheint. Immerhin entspricht das Display fast DIN A5, was das Lesen von in DIN A4 erstellen PDFs ohne Abstriche ermöglichen sollte.
Aber dazu muss nun jemand anderes was schreiben...

Nachdem dann nach dem Novembertreffen der RG600 der OYO von Thalia auch aus der Wahl fiel (in der er sich ob des geringen Preises befand), sah ich auf der Webseite von Libri den Sony PRS-650 in der Touch Edition. Da dieser im Fazit des E-Book-Reader Tests in der c´t 25/2010 mit "mehr Lesefläche [als das kleinere Schwestermodel PRS-350], was sich vor allem bei der guten PDF-Anzeige bemerkbar macht" hervorgehoben wurde, dachte ich, dass es nicht schaden könne, das Gerät einem ausführlichem Test zu unterziehen.

Zum Reader selbst möchte ich nur so viel sagen: Das Display ist sehr gut lesbar, auch bei wenig Licht, z.B. von der Nachttischlampe. Auch ist der Ablesewinkel sehr groß wie man auf diesem Bild hier gut sieht.

PRS-650 - Blick von der Seite

Die folgenden Kritikpunkte möchte ich trotz Konzentration auf die PDF-Darstellung nicht unerwähnt lassen:
Zum einen ist das Gerät blockiert, wenn es per USB-Kabel an den Rechner angeschlossen ist. Dann wird lediglich das oben zu sehende "charging battery" angezeigt. Bedienen/Benutzen lässt sich das Gerät in diesem Zustand nicht. Da aber die USB-Verbindung auch der einzige Weg ist, Daten auf den Reader zu laden, bin ich ein wenig am Zweifeln, ob das dem Akku auf Dauer gut tut. Da man immer mal wieder Daten auf das Gerät spielt aber die Kapazität des Akkus für mehrere tausend Seitenwechsel ausreicht, wird dieser wohl nie richtig "leergefahren". Und gerade bei Li-Ionen Akkus soll es ja Probleme bereiten, wenn sie in geladenem Zustand gelagert werden...

Doch nun genug der Vorrede. Im Folgenden will ich versuchen mir und dem Leser die Frage zu beantworten, ob sich der SONY PRS-650 als Anzeigegerät für PDF-Dateien eignet.

Die PDF-Dateien, mit denen ich es in der letzten Zeit öfter zu tun hatte, gehören zu Apples Dokumentation des Snow Leopard Servers. Diese liefert Apple teilweise mit den System-DVDs mit. Sie können aber auch unter www.apple.com/server/macosx/resources/documentation.html heruntergeladen werden. Diese Handbücher sind (immer noch) im quadratischen Format früherer Handbücher - so waren schon die Anleitungen zu Mac OS 7.5 oder GS OS 6 in diesem Format gelayoutet.

Neben diesen PDFs von Apple habe ich noch einige eBooks im PDF-Format von "eload24" getestet.
So das 74-seitige "Xcode und Cocoa - eine Einführung", das es mittels Promocode kostenlos gab und das "Adventskalender-Geschenk" von Microsoft Press "AntMe". Ebenfalls auf der Agenda standen das Fotografie-Magazin "foto-espresso", das Regelwerk des Deutschen Leichtathletik-Verbandes in Form der "Internationalen Wettkampfregeln" sowie - eher außer Konkurrenz - die kostenlosen Kinderbücher aus der Reihe "Oma strickt Geschichten".

Fangen wir von hinten an:
"Oma strickt Geschichten" lässt sich im Querformat noch recht gut lesen - wenn man noch keine Lesebrille braucht.

Oma strickt Geschichten - Querformat

Wechselt man die Darstellungsgröße (hier von "S" auf "M"), so ist der Text zwar deutlich größer, leider wird aber die Datei ohne Rücksicht auf die Grafiken am Ende der Seite abgeschnitten.

Oma strickt Geschichten - Hochformat

Auf der nächsten Seite wäre dann der Rest der Zeichnung zu sehen... Für die anvisierte Zielgruppe ist das natürlich tragisch. Wählt man eine noch größere Darstellung, so wird auch der Text abgeschnitten und das Buch so unlesbar.
Das liegt hier natürlich daran, dass das komplette Buch - inklusive der Texte - als Grafik vorliegt.
Fazit: Bedingt brauchbar.

 

Zum nächsten Kandidaten: Die Internationalen Wettkampfregeln (IWR) des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.
Hier spielt das PDF-Format als Publikationsart seine Stärken aus. Wurden in früheren Jahren alle Jahre ein neues Buch (im Format A6) veröffentlicht und eventuelle Korrekturen dann auf die nächste Ausgabe verschoben oder als "Lose-Blatt-Sammlung" herausgegeben, so ist dieser Prozess heute ein fließender - nach jeder Änderung kann die aktuelle Version zum Download angeboten werden. Der Kampfrichter muss also nur noch seinen eBook-Reader dabei haben...

Hier Buch und eBook im Größenvergleich: Annähernd identisch.

Buch und eBook im Vergleich

Im Seitenansichtsmodus offenbart sich dann aber doch ein Unterschied: Das PDF ist im A4-Format gesetzt: Der Text ist deutlich kleiner - und damit viel schwerer zu lesen:

Leseproben im Vergleich

Dieses Manko ist in Vergrößerungsstufe "M" aber behoben. Der Text läst sich jetzt gut lesen.

Leider gibt es aber auch bei dieser Vorlage Probleme bei der vergrößerten Darstellung.
So enthält das PDF auf z.B. Seite 80 eine Tabelle mit den Hürdenhöhen für die verschiedenen Strecken und eine Zeichnung mit den Abmessungen der Hürde. Die Gegenüberstellung zeigt, dass die Tabelle aufgelöst wird und nur noch mit Mühe entzifferbar ist - was aber nicht an der Größe sondern an der fehlenden Struktur liegt.

Eine Seite, zwei Darstellungen

 Betrachtet man die gleiche Seite hingegen im Querformat, so ist sie durchaus lesbar.

Hürdenmaße im Querformat - recht gut lesbar

Da der Großteil der Information in den IWR aus Text besteht, ist die PDF Variante auf dem eBook-Reader durchaus brauchbar. Wenn man Informationen aus Tabellen benötigt, muss man halt aufs Querformat wechseln.
Fazit: brauchbar.

 

Den nächsten Kandidaten auf der Liste können wir schnell und schmerzlos abhaken: Fotoespresso ist auf dem eBook-Reader schlicht unbrauchbar.
Dazu mag der Vergleich zwischen einer Seite dargestellt im Adobe Reader (hier in 50% Größe)

Fotoespresso im Acrobat Reader (bei 50%)

und der gleichen Seite auf dem PRS-650 dienen.

Mag es in der Vollbildanzeige noch angehen (Layout ok, aber eigentlich viel zu klein zum Lesen),

Foto-espresso auf dem PRS-650 - Vollbildmodus

so ist die Darstellung in Vergrößerungsstufe "M" zwar lesbar, dafür auseinander gerissen

Foto-espresso auf dem PRS-650 - Vergrößert

und der eingebaute PDF Reader scheint auch Probleme mit der Trennung zu haben wie man hier deutlich sieht:

Foto-espresso auf dem PRS-650 - Trennungsprobleme

Fazit: Für das lesen von stark bebilderten und kompliziert gelayouteten PDF-Magazinen nicht geeignet.

 

So langsam kommen wir nun zu den Publikationen, auf die es mir ankommt: "AntMe" ist nun inhaltlich nicht unbedingt der Titel, den ich unterwegs lesen müsste, passt aber durchaus in die Reihe.

Wie bei den anderen PDFs auch, ist die Vollbilddarstellung hochkant recht klein - hinzu kommt aber hier noch, dass das PDF mit einem recht intensiven hellbeigen Hintergrund daherkommt. Auf dem Monitor geht das gerade noch so

AntMe - Screenshot

- auf dem Reader wird das echt schwierig: Schwarz auf grau und dann noch klein...

AntMe - Reader

In Punkto Darstellung und Layout im PDF kann "AntMe" dagegen punkten. Betrachtet man das PDF im Querformat, so hat man zwar nur eine halbe Seite auf dem Schirm, doch diese ist eigentlich gut lesbar; eigentlich, weil die unmögliche Farbgebung das Lesen unnötig erschwert. Wechselt man auf die Darstellungsgröße "M", so sind auch die Grafiken und Screenshots erkennbar - in "S" kann man zwar sehen, dass da was steht, nicht aber was. Allerdings sind bei den Grafiken deutliche Kompressions-Artefakte erkennbar, was einige der Grafiken dann wieder schlecht lesbar macht.

AntMe auf dem Reader - Screenshot im Text auf Stufe M

Eigenartigerweise werden die Grafiken bei weiterer Vergrößerung des Textes nicht mit vergrößert, so dass eine bessere Lesbarkeit bei größerer Darstellung nicht gegeben ist.

Fazit: Da wesentliche Elemente des Buchs - nämlich die Screenshots - nur schwer bis gar nicht zu erkennen sind, ist AntMe auf dem Reader eigentlich nutzlos. Doch bleibt offen, wen daran mehr Schuld trifft: die PDF-Engine im PRS-650 oder die Macher des PDFs. Denn auch auf dem Bildschirm unter Adobe Reader sind einige der Screenshots nicht wirklich lesbar.

 

Bleiben zum Abschluss die Server-Handbücher von Apple.

Auch hier gilt leider: Hochkant zu klein zum ermüdungsfreien Lesen - im Querformat ok.

Angenehm ist, dass die von Apple im PDF eingebauten Links funktionieren - solange sie im Dokument bleiben. Da der PRS-650 nicht über WLAN oder UMTS verfügt, laufen Links ins Web ins Leere.

Aber wie bei anderen PDFs auch, hat der Reader Probleme bei Darstellungsgrößen, die er selbst skalieren muss. Das ist bei diesem Beispiel schön zu sehen.

Darstellungsfehler auch beim Apple Dokument

Auch die Grafik ist nur schlecht lesbar - da reicht die Auflösung des Readers wohl nicht aus - und eine Grafik zu teilen ist auch nicht unbedingt sinnvoll. Dies gilt aber nur für die Breite. Passt eine Grafik in der Länge nicht auf eine Seite, wird erbarmungslos geschnitten:


Da die Grafiken und insbesondere die Screenshots aber lesbar bleiben, könnte man damit leben.

Allerdings gingen in dieser Vergrößerungsstufe wichtige Informationen in der Grafik verloren, die wohl auf einer anderen Ebene der PDF-Datei liegen:

Also wieder ein Negativpunkt. Und die überwiegen leider. Wenn ich die Frage aus dem Titel beantworten sollte, so könnte die Antwort nur lauten: "Nein!" Je nach PDF ginge vielleicht noch ein "Eingeschränkt." durch. Aber als Grund für die Anschaffung fallen PDFs meiner Meinung nach raus.

Anders ist das beim iPad - und unter Umständen auch den anderen Tablets, was ich aber nicht aus eigener Anschauung sagen kann.

iPad Screenshot

Dieses bietet eine deutlich bessere Darstellung was natürlich dem deutlich größerem Display geschuldet ist. Bei doppelter Pixelmenge auf doppelter Fläche lässt sich natürlich auch mehr darstellen.
Allerdings ist das iPad auch deutlich teurer als der PRS-650 und - was bei dem von mir angepeilten Einsatzzweck auch eine Rolle spielt - es ist deutlich schwerer.

Also werde ich wohl beim Notebook als Anzeigegerät für meine Handbücher bleiben. Das habe ich sowieso dabei.

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