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Am 12. Oktober 2011 konnte sich Apple eines großen Ansturms auf seine Download-Server sicher sein.
Da erschienen nämlich das Update auf iOS 5, das Update auf OS X 10.7.2, ein Sicherheitsupdate für OS X 10.6.8 sowie ein Update auf die aktuellste Version von Safari.
Auf meiner VM mit 10.7 wurde ich aufgefordert knapp 1GB herunterzuladen. Darin enthalten: 10.7.2 mit knapp 500MB, ein Update für die Wiederherstellungspartition von 10.7.2 mit ebenfalls knapp 500MB sowie das Update auf das aktuelle iTunes mit etwa 50MB.
Als geschätzte Downloadzeit wurden 4 Stunden angegeben, ich ließ den Rechner über Nacht laufen und am nächsten Morgen war alles da.
Zur Installation musste der Rechner neu gestartet werden - und schon wurde ich mit einem Hinweis auf die iCloud begrüßt.

Wieder so eine "ominöse" Wolke, von der im Moment überall die Rede ist. Erst Anfang der Woche erhielt ich von der Telekom (die ich als Internet-Zugangs-Provider nutze) Reklame über ihre Cloud.
Da stellt sich die Frage: Was habe ich davon? Welche Risiken? Welche Vorteile? Und was haben Anbieter wie Apple oder die Telekom davon, dass sie solche Dienste kostenlos zur Verfügung stellen?


Die Frage, für was die iCloud gut sei, beantwortet Apple unter http://www.apple.com/de/icloud/ so:
"Deine Inhalte. Auf all deinen Geräten.
iCloud ist viel mehr als eine Festplatte in den Wolken. Über iCloud hast du auf den Geräten, die du jeden Tag verwendest, schnell und einfach Zugriff auf alles, was wichtig ist. iCloud sichert automatisch deine Inhalte, damit sie jederzeit auf deinem iPhone, iPod touch, Mac oder PC verfügbar sind. Musik, Apps, die neuesten Fotos und andere wichtige Sachen sind immer für dich da, egal welches Gerät du gerade verwendest. Außerdem sind Mails, Kontakte und Kalender damit auf allen Geräten immer up to date. Und das ganz ohne Synchronisierung. Ohne Verwaltungsaufwand. Ganz ohne alles, um ganz genau zu sein.
Dank iCloud.
"

Einerseits hört sich das - gerade für Nutzer verschiedener Geräte wie Notebook und Desktop-PC, Smartphone und Tablet-PC (oder in meinem Fall iMac und MacBookPro, iPhone und iPad) interessant an. Insbesondere die Synchronisierung wichtiger Dokumente, des Kalenders und des Adressbuchs zwischen den Rechnern ist da nicht unproblematisch.
Dass ich iPhone oder iPad per Kabel mit dem Rechner synchronisieren muss, stört mich dabei nicht - das war ja "schon immer" so. Aber in der schönen neuen Welt soll ja alles besser werden...

Doch auf den Info-Seiten zu iCloud steht nichts davon, inwieweit man den Synchronisierungsmechanismus einschränken kann. Oder ob er bei Geräten, die unter iOS 5 laufen automatisch immer an ist.
Letzteres wäre ein KO-Kriterium - auch für einen Test. Ich möchte auf meinem iPhone nicht alle Apps, die auf dem iPad sind - und die Musik, die ich auf dem iPod habe, brauche ich nicht auf dem iPad.
Und auch das Backup-Feature unter iOS5 ist eher abschreckend. Da wird automatisch ein komplettes Backup meines iPhones in der Cloud gemacht? Hoffentlich nicht, denn ob und was ich auf fremden Server speichere (insbesondere auf solchen, die von US-Unternehmen gehostet werden), möchte ich schon selbst entscheiden.

Beim Versuch, mich trotz all dieser Überlegungen zumindest testhalber bei iCloud anzumelden, taucht dann der nächste Haken auf: Es werden nach der Eingabe der Apple-ID Servicebedingungen auf englisch angezeigt - und der Link unter dem Fenster verweist auf eine nicht vorhandene Seite.
Immerhin kommt zeitgleich ein Mail, die einen Link zu den Nutzungsbedingungen enthält. Vertragspartner ist für Nutzer aus Europa (und anderen Teilen der Welt) die iTunes Sarl in Luxemburg. Der geneigte Leser erinnert sich: Das sind die, die keine korrekten Rechnungen für Kunden mit UStID erstellen.

Diese Nutzungsbedingungen helfen zumindest teilweise, einige der oben gestellten Fragen zu beantworten.
So steht unter "Backup", dass bei aktiviertem Backup kein automatisches Backup mehr in iTunes erstellt wird: ein Hinweis darauf, dass dieses Feature ein- und ausgeschaltet werden kann.
Ist es aktiviert, wird regelmäßig eine automatische Datensicherung durchgeführt, wenn die Bildschirmsperre des Geräts aktiv ist, das Gerät geladen ist und über ein Wi-Fi Netzwerk mit dem Internet verbunden ist.
Immerhin also keine Datensicherung via Telefon. Es sollen auch nur Geräteeinstellungen und Konfigurationsdaten von Apps gesichert werden. Weder von Medien-Inhalten (iTunes) noch von Dokumenten werden Backups erstellt.
Letztere sollen laut Apple ja in der Cloud gespeichert werden, ein zusätzliches Backup in der Cloud ist daher nicht notwendig.

Ein anderes Feature stellt sich beim Lesen der Nutzungsbedingungen als Luftnummer heraus: "Photo Stream": Dass Bilder zwischen verschiedene Geräten synchron gehalten werden, klingt erst mal gut: Doch auch das funktioniert nur in der Wi-Fi Umgebung (was bei genauerer Überlegung durchaus sinnvoll ist).
Die Bilder bleiben maximal 30 Tage in der Cloud und auf den Geräten werden ältere Bilder automatisch gelöscht, wenn neuere in die Cloud hochgeladen werden. Zudem funktioniert dieser Dienst nur, wenn man auf der Rechnerseite entweder iPhoto oder Aperture verwendet.

Nach dem Akzeptieren der Nutzungsbedingungen ist das weitere Vorgehen unter OS X 10.7 unspektakulär.
Es öffnet sich ein Kontrollfeld, mit dem man einstellen kann, welche Funktionen man nutzen möchte. Dabei kann man die einzelnen Rubriken an- oder abschalten. Weitergehende Einstellungen (z.B. welche Dokumente und Daten man in der Cloud speichern möchte) sind hier nicht möglich.

Leider ist iCloud nicht in OS X integriert. Der Zugriff vom Mac (oder PC) aus erfolgt über die Webseite https://www.icloud.com. Dieses Weg hat man wohl gewählt, damit auch iOS-Geräte-Besitzer ohne Mac die Möglichkeit haben relativ unkompliziert an die Dokumente zu gelangen.

Allerdings handelt es sich hierbei im Moment nur um Dokumente aus iWorks - und nur, wenn man eines dieser Programme (also Keynote, Numbers oder Pages) auf seinem iOS-Gerät hat, kann man die Cloud für Dokumente aktivieren...
Somit wird der oben genannte Wunsch des Autors, mit Hilfe der iCloud auf mehren Geräten den Datenbestand identisch zu halten, nicht erfüllt.

Da also iCloud primär dazu gedacht ist, iOS-Geräte mit dem PC zu synchronisieren, folgt als logische Konsequenz aus dem Einrichten des Accounts und der Software unter OS X das Update des iPhones auf iOS 5.
Diesen Download hatte ich auch am Abend des 12. Oktobers probiert - aber da waren die Server total überlastet. Einen Tag später dauerte der Download wenige Minuten. Das vorherige Sichern und das Aktualisieren des iPhones dauerten dafür um so länger. Das lag auch daran, dass ALLE Mediendateien gelöscht wurden.

Im Gegensatz zu den bisherigen Updates wurde bei iOS 5 die gleiche Technik angewandt wie beim Rücksetzen des Telefons. Immerhin erfolgte das Zurückspielen der iTunes-Dateien dann im Hintergrund, so dass im Vordergrund iCloud konfiguriert werden konnte. Kurz darauf erschienen die auf dem Telefon gespeicherten Termine auch auf meiner iCloud-Webseite und in der Kalender-App unter OS X 10.7.
Allerdings steckt auch hier der Teufel im Detail: Die Kalendereinträge, die ich vor der Aktualisierung auf iOS 9 hatte, wurden alle mit den dazugehörigen Kalendern in die Cloud synchronisiert. Als nach Abschluss des Updates dann die Kalender vom Mac via iTunes aufs iPhone hochgeladen wurden, waren dies für das System ANDERE Kalender. iOS unterschied also zwischen "privat" in der Cloud und "privat" vom Mac. Um zu schauen, wie ich die neuen Termine auch in die Cloud bekomme, habe ich die Nutzung der Cloud abgeschaltet und dann wieder aktiviert. Danach wurden zwar die Kalender, die direkt auf meinem Mac gespeichert sind nun auch mit der iCloud synchronisiert, dafür sind sämtliche Einträge, die von caldav-Server stammten und die vorher problemlos aufs iPhone kopiert wurden, verschwunden.
Bei öffentlichen caldav-Servern ist das normalerweise kein Problem, aber ich habe hier die Kalender meiner Frau und meines Sohns auf einem lokalen Kalenderserver liegen - und da komme ich von unterwegs nicht ran...

Schade, Kalendersynchronisation wäre was gewesen, wofür man iCloud hätte einsetzen können - so bleib ich halt bei der bewährten Methode mit Kabel und iTunes. Vielleicht ist das ganze in V2.0 ja etwas ausgereifter...