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Im gerade beendeten Sommerurlaub stand ich plötzlich vor der Frage: Wie ersetze ich eine Canon EOS 5D möglichst schnell, preiswert und qualitativ brauchbar? Eine eigenartige Frage für einen Urlaub, mag mancher denken - und bis vor dem Urlaub hätte ich dem zustimmen müssen.

Wie schon häufiger habe ich mir im Vorfeld des Urlaubs eine neue (gebrauchte) Kamera angeschafft, da ich ungern mit einer EOS 1 in den Familienurlaub fahren möchte. Ein Grund, der gegen die 1er als Urlaubskamera spricht, ist, dass sie nicht in meine EWA-marine Schnorcheltasche passt. Also wurde es dieses Jahr eine EOS 5, die nach dem Urlaub wieder veräußert werden sollte - so die Planung.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Der EOS 5 wurde gerade die EWA-marine Tasche zum Verhängnis, wegen der ich sie gekauft hatte.

Am zweiten Urlaubstag merkte ich bei Bildern im Pool, dass die Kamera eine Fehlermeldung anzeigt - und stellte zu meinem Entsetzen fest, dass Wasser in der Tasche war... Also Kamera aus, laut fluchen und tief durchatmen. Das Wasser in der Tasche stand so hoch, dass der Boden der Kamera Kontakt zum Wasser hatte - es gab wohl einen Kurzschluss mit der Pufferbatterie. Da auch eine intensive Trocknung der Kamera in der italienischen Sonne die Kamera nicht wiederbeleben konnte, kam ich recht schnell zu dem Punkt, an dem ich mich mit der Situation abfand und nach einer Lösung für das Problem 12 Tage Urlaub ohne Kamera suchen ließ.
Nun mögen 12 kameralose Urlaubstage nicht allzu schlimm erscheinen - doch wenn man mit Kindern unterwegs ist, ärgert man sich nachher schon darüber.

Im lokalen Hypermarkt ("Super" reicht für diese Größe nicht mehr) war auch ein kleines Fotogeschäft. Dort im Fenster stand eine EOS 1100D - zwar zum Listenpreis, aber was will man machen.
Viel probiert oder angefasst hatte ich im Geschäft nicht - ich brauchte/wollte ja eine neue Kamera. Und da sowieso der direkte Wiederverkauf nach dem Urlaub geplant war, kam es auch nicht SO darauf an. Allerdings verboten sich dadurch auch Optionen wie eine 7D oder eine 60D - da wäre der Verlust dann doch zu groß gewesen.

Der Ersteindruck nach dem Auspacken: Ist die klein! Meinen letzten Kontakt mit aktuelleren Canon Einsteiger-Modellen hatte ich beim Weihnachtstreffen der RG 600. Damals hatte PePo seine 450D dabei. Schon diese Kamera empfand ich als zu klein; und die 1100D ist zumindest gefühlt nochmals deutlich kleiner.
Insbesondere im direkten Vergleich mit der 5D. Hält sich diese in den Maßen an die mir bekannten Modelle von der D30 über die 10D bis zur im letzten Jahr genutzten 40D, so ist die 1100D viel kleiner (ca. 3cm in der Breite) und vor allen Dingen auch viel leichter.
Letzteres macht sich unangenehm bemerkbar, wenn man an der 1100D andere Optiken als das mitgelieferte 18-55/3,5-5,6 benutzt. Ich hatte für die 50D das 24-70/2,8 und das 28/1,8 (für die Verwendung in der EWA-Tasche) dabei.
Das Zoom ist mit 950 Gramm nur wenig schwerer als die 5D mit ihren 850 Gramm. Aber an der 1100D stimmt die Balance dann nicht wirklich: Die Optik ist doppelt so schwer wie die Kamera. Mit dem 28er gibt es aber nichts zu meckern. Mit seinen 310g ist es ein wenig leichter als die Kamera und die Kombination liegt ganz gut in der Hand - trotz der geringen Größe. Mit dem 18-55 hingegen hatte ich ein etwas eigenartiges Gefühl - das war mir irgendwie zu leicht. Deswegen habe ich diese Optik auch gleich wieder eingepackt und nicht genutzt.

Rein von den nackten Zahlen her scheinen sich 1100D und 5D nichts zu geben: Beide haben ca. 12 Megapixel. Doch einmal auf 22mm x 15mm und das andere Mal auf einem Sensor mit mehr als der doppelten Fläche: 35,8mm x 23,9mm.
Das ergibt natürlich einen größeren Spielraum beim Freistellen mit großen Blenden. Allerdings ist der Bildprozessor der 1100D zwei Generationen neuer, was man unter anderem beim Rauschverhalten merkt. Aufnahmen mit 3200 ASA sind in der Regel noch gut möglich - bei der 5D gerät man damit schnell an die Grenze des Brauchbaren.

Zur Bedienung: Die 5D verfügt über die gängigen Automatiken Programm-, Blenden, Zeit- und Vollautomatik sowie über einen manuellen Modus. Diese sind auch alle bei der 1100D vorhanden. Zusätzlich verfügt die "Kleine" aber noch über eine Anzahl an Motivprogrammen. Sitzt das Programmwahlrad der 5D links, so befindet sich das der 1100D rechts. Dafür fehlt dort das Status-Display. Dieses kann man sich bei Bedarf auf dem rückwärtigen Monitor anzeigen lassen. Dieser ist deutlich besser als der der 5D. Zwar ist er mit 3 zu 2,5 Zoll nicht viel größer, löst aber mit 1.000.000 zu 240.000 Pixeln feiner auf.

Ein an der 1100D gut gemachtes Feature ist die manuelle Aktivierung des Blitzes. Der entsprechende Knopf sitzt nun direkt neben dem Auslöser - bei 30D bis 40D musste er mit der anderen Hand links vom Blitz betätigt werden. Hier entfällt übrigens der Vergleich mit der 5D, da diese keinen internen Blitz hat.

Den Altersunterschied von 6 Jahren merkt man auch an den Funktionen, die heute einfach dabei sein müssen: LiveView und Video-Aufnahme. Zwar bietet die 1100D "nur" HD mit 1280x720 Pixeln - "Full HD" ist den größeren und teureren Schwestern vorbehalten - doch lassen sich auch damit Filme in einer Aufnahmequalität erzeugen, von der der Heimanwender vor ein paar Jahren nur träumen konnte. Allerdings ist das Filmen mit der DSLR eine nicht ganz einfache Geschichte und bedarf einiger Erfahrung.

Deutlich auch die Unterschiede in der Bildverabeitungsgeschwindigkeit. Nominell können beide Kameras ca. 3,5 Bilder/sec - doch während die 5D das auch mit RAW-Dateien problemlos über eine längere Zeit durchhält, stößt die 1100D hier an ihre Grenzen: Mehr als 1 Bild pro Sekunden im RAW-Format ist nicht machbar. Sicher, das mag für die meisten Anwender dieser Kamera genug sein, im direkten Vergleich fällt es negativ auf.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass meine ablehnende Haltung den kleinen (drei- und vierstelligen) Canon DLSR bestehen bleibt. Das liegt aber nur am kleinen Format der Kamera. An der Bildqualität gibt es - vernünftige Optiken vorausgesetzt - nichts zu mäkeln. Und wenn man Glück hat, kann auch das mitgelieferte 18-55 schon für recht gute Bilder sorgen. Hier soll aber die Streuung recht groß sein.

Ich jedenfalls bereue den Kauf nicht, bin aber gleichzeitig froh, sie schnell nach dem Urlaub auch schon wieder verkauft zu haben. Die 1er liegen mir einfach mehr. Aber wer von einer kompakten Digitalkamera "aufsteigen" will, sollte die 1100D, die über's Internet für deutlich unter 500 Euro zu bekommen ist, durchaus mal ins Auge fassen. Allerdings auch mal anfassen, um zu sehen, ob die Kamera gut in der Hand liegt oder doch zu klein ist.

 

Anmerkung: Angesichts der kurzen Zeit, die ich die 5D im Einsatz hatte und der daraus resultierenden geringen Anzahl von Bildern, habe ich mich entschlossen keine Vergleichsbilder hier zu veröffentlichen: Die Anzahl ähnlicher Motive in ähnlicher Beleuchtung ist einfach zu klein, als dass man an den Bildern etwas ablesen könnte.