- Werbung -

Was 2005 als Studentenprojekt begann und zum Überraschungshit des Spielejahres 2007 wurde, begeistert auch nun wieder Kritiker und Spieler gleichermaßen. Entwickler Valve veröffentlichte Portal 2 am 19.04.2011 für Windows PC, Mac, PlayStation 3 und Xbox 360. Um zu erklären, was daran so besonders ist, muss man zum Anfang zurück gehen...

Narbacular Drop

Die Geschichte beginnt am DigiPen Institute for Technology, einem privaten College im US-Staat Washington, das Computerspiele-Entwickler ausbildet. Ein vierköpfiges Studententeam entwickelte dort als Abschlussarbeit das Spiel Narbacular Drop. Darin steuert der Spieler eine Prinzessin, die in einem Fantasy-Szenario aus einem Höhlengewölbe entkommen muss, in das sie von einem Dämon gesperrt wurde. Dazu erhält sie die Fähigkeit, zwei miteinander verbundene Portale an Wänden, Böden oder Decken zu platzieren. Sie fungieren als Teleporter, durch die man wie durch eine Tür hindurch sehen und gehen kann. Betritt man ein Portal, kommt man aus dem anderen wieder hinaus. Auf diese Weise muss man Rätsel lösen um in den einzelnen Räumen jeweils den Ausgang zu finden. Die einfachste Variante für die Nutzung dieser Fähigkeit ist das Erreichen höher liegender Plattformen. Eine andere Variante ist, eine herumliegende Kiste per Portal auf einen Schalter am Boden zu befördern, der eine Tür nur so lange öffnet, wie er gedrückt wird.

Nabracular DropSo rätselt man sich in etwa 30 Minuten durch das Spiel, besiegt den Dämon und befreit die Prinzessin. Narbacular Drop hat eine nicht besonders hübsche 3D-Grafik und ist merklich fehlerhaft, doch die Portal-Idee ist faszinierend. Daher erregte das Spiel viel Aufmerksamkeit, auch die des (ebenfalls im Staat Washington angesiedelten) Spiele-Entwicklers Valve, der für exzellentes Spieldesign und Innovation bekannt ist. Kurzerhand wurden die vier Entwickler von Valve engagiert, um ein neues Spiel mit der Portal-Idee auf Basis der Source Engine, der Technologie, die Valve seit ihrem Megaseller Half-Life 2 aus dem Jahr 2004 für ihre Spiele verwenden, zu entwickeln. Der Name des dabei entstandenen Spiels lautet schlicht und einfach...

Portal

Portal Bild 1Portal entstand durch ein recht kleines Team innerhalb Valves mit relativ geringem Budget und galt unter den Entwicklern eher als „Experiment“ denn als vollwertiges Spiel. Veröffentlicht wurde es zunächst nur als Teil der Orange Box neben der zweiten Erweiterung zu Half-Life 2 (HL2) und dem lang erwarteten Mehrspieler-Shooter Team Fortress 2 (das HL2-Basisspiel sowie dessen erste Erweiterung waren ebenfalls enthalten), die 2007 für PC, PS3 und Xbox 360 erschien (später folgte eine Mac-Konvertierung aller Titel). Statt der über zehnstündigen Kampagne eines HL2 spielt man Portal eher in drei bis vier Stunden durch. Doch trotz all der Einschränkungen wurde Portal ein enormer Erfolg, der sowohl bei der Fachpresse als auch unter Spielern Begeisterungsstürme auslöste und in dieser Form völlig unerwartet kam. Es waren nicht nur das einzigartige Spielprinzip und clevere Rätsel, die Portal so beliebt machten, auch eine große Dosis gelungenen Humors ließ den Fans das Herz aufgehen.

Portal Bild 2Statt Fantasy erwartet den Spieler diesmal Science Fiction. In der Rolle einer Frau namens Chell erwacht der Spieler zu Beginn des Spiels in der sterilen Testumgebung der Forschungsanlage „Aperture Science“. Auf den ersten Blick könnte man das Spiel für einen Ego-Shooter wie HL2 halten. Es steuert sich auch genauso. Doch die einzige „Waffe“ des Spiel ist die Portal-Kanone, die wie oben beschrieben, zwei Ausgänge eines „Quantentunnels“ erzeugt. Ein Linksklick wirft ein blau umrandetes Portal an die Wand, ein Rechtsklick ein oranges (dies gilt natürlich für die PC-Version, andere Fassungen haben eine an ihre jeweiligen Controller angepasste Steuerung). Allerdings vergeht etwas Zeit, bis es so weit ist, denn der Spieler wird behutsam an das Prinzip herangeführt. Im ersten Raum öffnen sich die Portale von selbst und sind so platziert, dass Chell sich dadurch selbst sehen kann. Für die Dauer der nächsten Abschnitte kann nur das blaue Portal selbst erzeugt werden, während das andere jeweils fest installiert ist. So stellen die Leveldesigner sicher, dass man die Funktionsweise wirklich verstanden hat, bevor sie dem Spieler volle Kontrolle über beide Portale geben. Dann kommen die oben schon erwähnten Prinzipien zum Einsatz. Doch es kann noch wesentlich komplexer werden. Denn ein Objekt, das die Portale durchquert, behält alle Eigenschaften bei, z.B. Geschwindigkeit. So lassen sich etwa Abgründe überqueren: Man platziere ein Portal am Boden der Grube und eines an einer Wand im eigenen Rücken. Nun springt man herunter, in das dortige Portal. Die durch den Fall aufgebaute Geschwindigkeit wird beibehalten und katapultiert den Spieler auf die andere Seite. Chell muss sich nun durch eine Reihe von Testkammern rätseln – im Namen der Wissenschaft. Doch wird dem Spieler mit der Zeit klar, dass sie das vielleicht nicht ganz freiwillig tut...

Portal Bild 3Während der gesamten Spielzeit wird mit man von einer weiblichen Computerstimme begleitet, die zur KI-Persönlichkeit GLaDOS (kurz für „Genetic Lifeform and Disk Operating System“) gehört. GLaDOS scheint vordergründig nur den Testablauf zu überwachen und verspricht dem Spieler nach erfolgreichem Abschluss Kuchen. Doch spätestens, wenn man am Ende der letzten Testkammer auf eine Todesfalle zusteuert, wird klar, dass etwas anderes dahinter steckt. GLaDOS hat schon vor langer Zeit die Kontrolle übernommen und die menschliche Belegschaft von Aperture ausgerottet. Chell tritt die Flucht an und durchstreift in Folge heruntergekommene Wartungsabschnitte und verwaiste Büros. Dabei stößt GLaDOS abwechselnd Drohungen aus oder versucht sie mit falschen Versprechungen (Kuchen) zur Aufgabe zu überreden. Das klingt bedrohlicher als es ist, denn GLaDOS’ Texte (die einzigen, die man im Spiel hört) sind unglaublich witzig geschrieben, viele Zitate wurden schnell zu geflügelten Worten der Fangemeinde im Internet. Dies zieht sich durch bis zum Ende, nachdem man in einer finalen Begegnung den mordlustigen Computer zerstört und in die Freiheit entkommen ist (zumindest anscheinend...), wird man mit einem großartigen Abspann belohnt, über den hier nichts weiter verraten werden soll.

Valve bewies mit Portal wirklich außerordentliches Talent. Man gab jungen, innovativen Entwicklern die Chance, ihre Ideen in größerem Maßstab umzusetzen und kombinierte sie mit talentierten Autoren, die die eingeschränkten Möglichkeiten durch ein passendes Szenario und großartige Comedy aufzuwiegen. Dieses „Experiment“ war ein voller Erfolg und so ist es nicht überraschend, dass Valve bald begann, an einer Vollpreis-Fortsetzung zu arbeiten. Doch dieser Text ist schon länger als erwartet geworden, daher soll Portal 2 das Thema eines weiteren Artikels sein, der demnächst erscheinen wird.

Wo kaufen?

Narbacular Drop kann kostenlos heruntergeladen werden.
Um Portal am Windows-PC oder Apple Mac installieren und spielen zu können, benötigt man ein Benutzerkonto bei Valves eigener Plattform Steam und muss das gleichnamige Programm installiert haben. Das gekaufte Exemplar des Spiels wird dann an den Account gebunden. Vorteil: An jedem Computer, auf dem man Steam installiert und sich einloggt, kann man das Spiel herunterladen und spielen. Das funktioniert sogar auf einem Mac, wenn man die PC-Version kauft. Da Einstellungen und Spielstände in der Cloud gelagert werden, können auch diese übernommen werden. Nachteil: Ein Weiterverkauf des Spiel ist nicht möglich. Dies gilt übrigens für alle Valve-Titel, sowie zahlreiche weitere Spiele, die ebenfalls auf Steam setzen. Integriert ist auch ein Online-Shop, über den die Spiele gekauft werden können. Diese müssen dann heruntergeladen werden, ein physisches Produkt bekommt man dort nicht. Portal ist somit auf vielerlei Weise erhältlich:

  • Einzeln im Steam-Store für 8,90 € oder als Ladenversion zu ähnlichen Preisen. Die USK-Freigabe ist ab 12. Eine kostenlose Demoversion ist ebenfalls im Steam-Store zu haben.
  • Als Bundle mit Portal 2 bei Steam für 53,98 €.
  • Als Teil der Orange Box für 18,90 € bei Steam oder als Ladenversion zu ähnlichen Preisen. Dabei ist zu beachten, dass die Box aufgrund der anderen enthaltenen Spiele ab 18, die deutsche Version aber dennoch gewaltgemindert ist. Eine ungeschnittene Version kann aus dem Ausland importiert und problemlos auf einem deutschen Steam-Account aktiviert werden.
  • Ladenversionen der Orange Box für Xbox 360 oder PS3 sind ebenfalls erhältlich, aber wie üblich etwas teurer als die PC-Version.
  • Eine um einige Bonuslevel ergänzte Version namens Portal: Still Alive ist für Xbox 360 als Download über den Dienst Xbox Live Arcade kaufbar.

Kommentare