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Nachdem das im November 2007 als Teil der Orange Box veröffentlichte „Spiele-Experiment“ Portal von Valve Software ein voller Erfolg war (s. den ersten Teil der Spiele-Historie), war eine Fortsetzung schnell beschlossene Sache, diesmal als vollwertiges und vollpreisiges Spiel. Um das zu erreichen, ließ man sich allerhand Neues einfallen. Portal 2 erschien schließlich am 19.04.2011. Auf dem Weg dorthin machte man aber noch einmal einen kleinen Zwischenschritt ins DigiPen Institute...

Tag: The Power of Paint

Eine weitere DigiPen-Abschlussarbeit, diesmal aus dem Jahr 2009, war Tag: The Power of Paint. Wiederum agiert man hier in Ego-Perspektive, aber gewaltfrei. Man verfügt über eine Farbkanone, die mit verschiedenen Farben geladen werden kann. Natürlich verschönert man damit nicht nur die anfangs graue Stadtumgebung. Die drei Farbtöne beeinflussen Oberflächen und haben unterschiedliche Eigenschaften: Auf blauem Untergrund springt man höher, auf rotem läuft man schneller und auf grünem kann man auch an Wänden laufen. Durch geschickten Kombination gilt es in jedem Level den Ausgang zu erreichen. Der Umfang ist dem von Narbacular Drop ähnlich. Wieder zeigte sich Valve begeistert und stellte das gesamte Team ein. Nach einiger Zeit wurde es in das Portal 2-Team integriert.

Portal 2

Portal 2 bietet ein neues Einzelspieler-Abenteuer mit etwa dreifacher Länge des ersten Teils. Dort schlüpft man wieder in die Rolle der bekannten Heldin Chell. Doch das wäre etwas wenig Umfang für ein Vollpreis-Spiel. Deswegen wurde noch eine Mehrspieler-Komponente in Form eines kooperativen Zweispielermodus integriert. Genaueres dazu später. Die Spielzeit erhöht sich so auf etwa 15 Stunden. Zudem ist Valve dafür bekannt, kleine Erweiterungen für ihre Spiele kostenlos anzubieten.

Einzelspielermodus

Portal 2 Einzelspieler Bild 1Chell erwacht zu Beginn der klassischen Einzelspieler-Kampagne wieder in den Laboren von Aperture Science. Wie man bald erfährt, lag sie dort wesentlich länger als geplant im Kälteschlaf. Die Anlage ist mittlerweile völlig heruntergekommen und was in der Außenwelt wartet, ist ungewiss. Die ersten Minuten des Spiel gehören völlig einem neu eingeführten Charakter: dem kugelförmigen, anfangs an einer Deckenschiene befestigten Roboter Wheatley. Der hektisch und leicht vertrottelt wirkende kleine Kerl will gemeinsam mit Chell der Anlage entkommen. Nach der Story-Einführung löst man erste Rätsel, die an den Anfang des Erstlings erinnern. Dann geschieht das Unvermeidliche: Versehentlich erweckt Wheatley Chells zerstörte Erzfeindin GLaDOS zu neuem Leben. Diese hat nichts Besseres zu tun, als Chell mit einer Portalkanone „bewaffnet“ in neue Testkammern zu schicken, die vor den Augen des Spielers auf beeindruckende Weise zusammengebaut werden. Denn auch wenn Portal 2 nach wie vor auf der Source Engine basiert, hat es sich optisch merklich weiter entwickelt. Spielerisch erinnert der folgende Abschnitt aber an Portal 1 und dauert auch etwa genauso lange. Allerdings gibt es, wie erwähnt, schon einige Neuerungen. Laserstrahlen ersetzen die Energiekugeln aus dem Vorgänger (die damals aus Half-Life 2 übernommen wurden) und lassen sich durch Portale oder Prisma-Würfel an die gewünschte Stelle leiten. Bänder aus „hartem Licht“ dienen als Brücke oder Barriere und können natürlich ebenfalls durch Portale neu im Raum verteilt werden. Nach einigen Testkammern folgt eine eine überraschende Wendung in der Geschichte und man findet sich in einem alten Teil von Aperture Science wieder, wo nicht nur der bekannt futuristische Look Pause macht. Statt der Computerstimme von GlaDOS führen nun Tonaufnahmen des Firmengründers Cave Johnson durch das Areal. Die stehen den Ansagen von GLaDOS und dem Geplapper von Wheatley in Witzigkeit in nichts nach. Nicht nur die Atmosphäre ändert sich, denn hier kommt erstmal Gel ins Spiel, der von Tag inspirierte Teil von Portal 2.

Portal 2 Einzelspieler Bild 2Gel gibt es wiederum in drei Sorten. Blaues Sprung-Gel und rotes Beschleunigungsflüssigkeit sind bekannt, doch statt der grünen gibt es noch weiße Soße. An jeder Oberfläche, die damit in Berührung kommt, können Portale erzeugt werden. Das ist nämlich nicht überall möglich. Generell sind (auch schon im ersten Teil) helle Stellen Portal-empfänglich, dunkle dagegen nicht. Natürlich verfügt man in Portal 2 nicht über ein Farbgewehr wie in Tag, man ist weiter auf die Portalkanone beschränkt. Das Gel tropft oder sprudelt an vorgegebenen Stellen aus Rohren, kann durch Portale aber an andere Stellen befördert werden. Doch irgendwann ist auch diese Episode der Geschichte beendet und man gelangt wieder in neuere Bereiche der Forschungsanlage. Bis dahin hat man noch einiges über die frühen Jahren von Aperture und das Schicksal von Cave Johnson erfahren. Im dritten Abschnitt der Story kommen schließlich noch Transportstrahlen als spannendes Element hinzu. Alles, was in deren Einfluss gerät, wird langsam schwebend in eine bestimmte Richtung getragen. Natürlich lassen auch sie sich durch Portale beeinflussen. Nun kann es richtig knifflig werden. Ein Puzzle verlangt etwa, Gel mit den Transportstrahlen an die richtige Richtung zu befördern. Das Gel muss also erst in den Strahl geraten, dann muss dieser an die richtige Stelle geführt werden, natürlich unter massivem Portal-Einsatz. Wichtig ist dabei auch ein Knopf, der die Richtung des Strahls vorübergehend umkehrt. Die Kombination der neuen Elemente ist das, was den großen Reiz im späteren Spielverlauf ausmacht. Bis dahin werden sie auf gewohnte Weise behutsam einzeln eingeführt, so dass man sie wirklich beherrscht, wenn es ans Eingemachte geht. Am Ende des Spiels wartet wieder ein Endkampf und ein großartig inszeniertes Finale, das einen einerseits zum Lachen bringt, andererseits einen rührenden Abschluss der Geschichte darstellt.

Portal 2 Einzelspieler Bild 3Die Einzelspieler-Kampagne von Portal 2 macht wieder großen Spaß. Sie dauert länger, bietet viele Neuerungen und man merkt ihr das größere Budget deutlich an. Das Gefühl ist zwar nicht mehr so frisch und einzigartig wie beim gefeierten Erstling. Doch im Vergleich zur Dutzendware anderer Hersteller, die immer die gleichen Spielprinzipien und Szenarien wiederkäuen, stellt es doch immer noch eine Ausnahmeerscheinung an. Denn einerseits ist es ein Puzzle-Spiel mit faszinierender Grundidee, andererseits hat es großartigen Humor, der vielen anderen Spielen noch abgeht. Zu letzterem Punkt sei noch erwähnt: Die Valve-Spiele sind (am PC/Mac) grundsätzlich mehrsprachig erhältlich, über Steam kann die gewünschte Sprache umgestellt werden. Und gerade Portal 2 ist im englischen Original wesentlich witziger als in der deutschen Übersetzung. Zwar sind auch die deutschen Sprecher Profis und können sich durchaus hören lassen, doch die englischen übertreffen das bei Weitem. Wheatley wurde vom britischen Komiker Stephen Merchant mit herrlichem Akzent und hektischer Sprechweise eingesprochen, während Cave Johnson die Stimme des US-Schauspieler J.K. Simmons hat, welcher den naiven Enthusiasmus des Charakters viel stärker rüber bringt als sein deutsches Pendant. Zur Anschauung sieht man hier ein Werbevideo in englischer und deutscher Fassung. Wer des Englischen ausreichend mächtig ist, sollte Portal 1 und 2 also im Originalton genießen. Alle anderen können natürlich auch ihren Spaß damit haben. Erwähnenswert ist noch der Schwierigkeitsgrad. Wie erwähnt wurde die Lernkurve grundsätzlich sehr flach angesetzt und insbesondere im ersten Teil steigt sie leider auch zum Ende hin kaum an. Im zweiten Teil sind durchaus einige knifflige Kopfnüsse eingestreut, die meiste Zeit kommt man aber recht locker durch das Spiel.

Koop-Modus

Portal 2 Koop-Modus Bild 1Im kooperativen Zweispieler- (kurz Koop-)Modus von Portal 2 schickt GLaDOS zwei Roboter in speziell entworfene Testkammern, die nicht von einem Spieler allein gelöst werden können. Die zwei online verbundenen Spieler, die in die Rollen der Blechkameraden schlüpfen, verfügen jeweils über eine Portalkanone. Somit können nun bis zu vier Portale gleichzeitig geöffnet werden, von denen jeweils zwei miteinander verbunden sind. Oft muss auch ein Spieler diverse Schalter und Knöpfe bedienen, um dem anderen den Weg zum Ziel, etwa dem benötigten Prisma-Würfel, zu ebnen. Zur dringend nötigen Kommunikation zwischen den Spielern enthält das Spiel einige raffinierte Werkzeuge. Man kann Markierungen an die Wand werfen, um etwa dem Mitspieler anzuzeigen, wo er ein Portal setzen soll. Wenn Aktionen zeitlich koordiniert werden sollen, hilft ein kurzer Countdown. Eher als Spaß gedacht sind die Gesten, kleine Animationen wie Winken, Lachen oder eine herzhafte Umarmung. Trotz all dieser Hilfestellungen ist ein Sprach-Chat dringend zu empfehlen, der ist praktischerweise auch integriert. Zwar kann man sich mit einem Fremden „matchen“ lassen, doch macht es natürlich am meisten Spaß mit einem guten Freund. Der verzeiht es auch einmal, wenn man ihn „versehentlich“ in eine Todesfalle stürzen lässt. Da offenbart sich auch der Grund für Roboter als Spielfiguren: Diese lassen sich unbrutal zerquetschen oder sprengen und werden in Sekundenschnelle wieder zusammengesetzt und erneut ins Feld geschickt, natürlich begleitet von hämischen Kommentaren seitens GLaDOS.

Portal 2 Koop-Modus Bild 2Der Koop-Modus spielt nach der Einzelspielerkampagne, legt allerdings weniger wert auf eine Story. Die ist hier aber auch weniger wichtig, das Zusammenspiel mit einem Freund bringt von sich aus großen Spaß. Die Rätseldesigner haben sich hier richtig ausgetobt und die Möglichkeiten, die das Zweispielerprinzip bietet, voll ausgeschöpft. Dieser Modus hat etwa den doppelten Umfang von Portal 1, liegt vom Schwierigkeitsgrad aber deutlich über allem, was es bisher im Bereich Portal von Valve zu sehen gab. Zwar werden die Koop-Prinzipien zu Beginn wieder ausführlich eingeführt, doch die schon im Einzelspieler vorhandenen Elemente muss man schon gut beherrschen, um in den späteren Rätseln nicht völlig planlos dazustehen. Die Spielzeit kann sich also durch ausgedehntes Nachdenken ordentlich erhöhen. Chells Solo-Abenteuer sollte man unbedingt vorher abgeschlossen haben. Danach sollte man sich diese neue Erfahrung aber nicht entgehen lassen.

Kaufen! Wo?

Tag kann z.B. auf der offiziellen Homepage runtergeladen werden.
Portal 2 ist erhältlich für PC, Mac, PlayStation 3 und Xbox 360. Wie der Vorgänger ist es in Deutschland ab 12 Jahren freigegeben.

  • Die PC/Mac-Version kostet als Steam-Download 49,99 €. (Das Bundle inkl. Teil 1 kostet weiterhin 53,98 €.) Die Retailfassung (also als DVD mit Verpackung) ist i.A. günstiger zu bekommen, etwa bei Amazon für 39,99 €.
  • Die Konsolenversionen gibt es nur als Retail und sind traditionellerweise etwas teurer, bei Amazon derzeit knapp über 50 €.

Mit Portal 2 erhält Steam in Teilen Einzug auf der PS3. Das Spiel wird also auch dort an ein Benutzerkonto gebunden und man kann Community-Funktionen nutzen. Auch am PC oder Mac runterladen darf man es dann. Gleichzeitiges Spielen mit nur einem Kauf ist natürlich nicht möglich, doch generell wird „Cross Gaming“, also gemeinsames Spielen zwischen PC, Mac und PlayStation, unterstützt.

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