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In meinem letzten Artikel stellte ich die Gear VR vor, ein Virtual-Reality-Headset, das mit Samsung-Smartphones gekoppelt wird. Nun möchte ich einige der Apps vorstellen, die kostenlos dafür angeboten werden. Diese gibt es nicht über den normalen Google Play Store, sondern in der Oculus-App, über die man auch den VR-Modus des Handys startet.

Der Download-Shop

Der Oculus-Store präsentiert sich ganz ähnlich wie bekannte App-Stores unterschiedlicher Plattformen. In verschiedenen Kategorien werden Neuheiten, Bestseller und diverse Anwendungen aller Art angeboten. Eine Auswahl sieht man direkt auf der Startseite, mehr gibt es beim Klick auf eine der Kategorien. Und wenn man genau weiß, was man möchte, gibt es dafür natürlich auch eine Suchfunktion. Zudem kann man auf seine Bibliothek zugreifen, also die installierten Apps (auf die einmal heruntergeladenen, aber wieder gelöschten  kann man dort auch direkt zugreifen) und unter anderem Updates laden. Das geht natürlich auch alles im "Wohnzimmer-Menü" in der VR-Umgebung. Es ist aber sehr angenehm, das auch außerhalb erledigen zu können.Nicht zuletzt lässt sich über die App natürlich auch der eigene Oculus-Account verwalten und Optionen wie Zahlungsmethoden und Privatsphäre-Einstellungen ändern.

Nun aber genug vom Store und zu den Apps selbst!

Die Software

Die verfügbaren Apps lassen sich grob in vier Kategorien einteilen. Manche spielen einfach nur (Realfilm-)Videos ab, in 360° und teilweise 3D. Andere stellen Computergrafik-Szenen dar, die aber ohne viel Interaktivität praktisch selbstablaufend sind. Man spricht dabei von "Erfahrungen" bzw. "VR Experiences". Und dann gibt es natürlich Spiele sowie "ernsthafte" Anwendungen, etwa aus dem Bildungsbereich oder als Trainingssimulation für bestimmte Berufsgruppen. Im Folgenden möchte ich einige Beispiele kostenloser Apps aus allen Bereichen nennen, die ich selbst ausprobiert habe.

Videos

Es gibt einiges zu bestaunen: Dokumentationen aus aller Welt, künstlerische Darbietungen, spektakuläre Einsichten. Wie in allen Kategorien gilt allerdings, dass das meiste davon nur auf englisch verfügbar ist. Zahlreiche Kurzdokus zu unterschiedlichsten Themen bietet Discovery VR, allerdings ohne 3D-Effekt. Diesen haben die Videos von NextVR, aber dafür keine Rundumsicht, sonder ein auf etwa 180° eingeschränktes Sichtfeld. Geboten werden hier Zusammenfassungen von Sportereignissen, Konzertausschnitte und Nachrichtensendungen. Aus lizenzrechtlichen Gründen sind allerdings nicht alle im Menü angezeigten Videos in Deutschland verfügbar. Samsung DISCOVR gehört zu den wenigen deutschsprachigen Angeboten, es gibt darin auch eine eigene Rubrik für Filme aus Deutschland, wie etwa einen Drahtseilakt zwischen Frankfurter Hochhäusern. Da ist man schon fast dankbar für den fehlenden Tiefeneffekt.

Andere Apps sind im Grunde nur Wrapper für ein einzelnes Video. Die berühmte Artistentruppe "Cirque du Soleil" bietet beispielsweise mehrere davon an. Mich persönlich beeindruckte die Kampfsport-Show KÀ - The Battle Within besonders. Für Freunde humorvoller Animationsfilme empfiehlt sich der Kurzfilm Invasion!, in dem niedliche Karnickel auf Außerirdische treffen.

VR Experiences

Diese Kategorie wird offenbar gerne als Werbeplattform von Hollywood-Studios benutzt. Sowohl Jurassic World: Apatosaurus als auch Battle for Avengers Tower benutzen Szenarien von Kinohits der letzten Jahre als Szenario für kurze, aber durchaus beeindruckende Animationen. Ob man einem riesigen, aber glücklicherweise friedlichen, Dinosaurier sehr nahe kommt, oder einem Kampf der Superheldentruppe gegen eine Roboterarmee in Zeitlupe beiwohnt, man kommt für wenige Minuten aus dem Staunen kaum raus. Gruselig wird es zum Beispiel bei Sisters. Dabei sitzt man in einem düsteren Herrenhaus, während unheimliche Dinge geschehen. Zwar setzt der Titel eigentlich nur auf sogenannte "Jump Scares", also billige Schockeffekte, bei denen plötzlich etwas Unheimliches direkt vor einem auftaucht, durch das Mittendrin-Gefühl der Virtuellen Realität sind diese aber äußerst effektiv. Übrigens wurde auch diese App nachträglich um einen Teaser für einen Film erweitert, nämlich die Horror-Fortsetzung "Blair Witch".

Ocean Rift ist da friedlicher, obwohl auch dieses Erlebnis Unbehagen auslösen kann - ich berichte da aus Erfahrung. Man sitzt hier quasi im Ozean und kann auswählen, welche Spezies von Meerestieren um einen herumschwimmen soll - von kleinen Fischschwärmen bis zum Weißen Hai. In der kostenlosen Fassung ist nur eine Handvoll Tierarten enthalten, wer mehr will, darf die App kaufen. Für 9,99 € erhält man 12 "Habitate". Oft im Zusammenhang mit VR genannt werden Achterbahnen und natürlich gibt es die auch für Gear VR. Rilix ist eine kostenfreie Variante. Optisch zwar nicht allzu hübsch, aber recht phantasievoll gestaltet, mit Einlagen, die es in der Realität so nicht gäbe, eignet es sich sehr gut, die Möglichkeiten von VR vorzuführen. Ich muss aber dazu sagen, dass mir dabei wirklich etwas schwindelig wurde. Ob einem dabei auch richtig schlecht werden kann, hängt wohl davon ab, wie empfindlich man ist.

Bildung

Im Bildungsbereich gibt es Anwendungen wie Experience Mecca, wo man die heilige Stätte des Islam virtuell erkunden kann. Auch Touren durch das Weltall (Titans of Space) oder den menschlichen Körper (The Body VR) sind möglich. Wie ich mir schon nach einigen Erfahrungen dachte, eignet sich VR auch wunderbar dafür, sich auf sichere Weise seinen persönlichen Ängsten zu  stellen (große Höhen oder gefährliche Tiere können zum Beispiel realistisch simuliert werden). Tatsächlich bieten verschiedene Hersteller Apps mit Titeln wie Face Your Fears oder Samsung #BeFearless an. Selbst ausprobiert habe ich die aber nicht, dazu bin ich zu feige. Wink

Ein anderer Aspekt sind Simulationen, mit denen etwa besondere Berufe trainiert werden können. RCSI Medical Training Sim versetzt den "Spieler" (es mag wie ein Spiel wirken, ist es aber nicht wirklich) in die Haut eines Notfallmediziners im OP, der ein Unfallopfer versorgen muss. Nach und nach muss man die jeweils angebrachten Vorgänge auswählen. Zwar wird man zu Beginn gefragt, ob man eine medizinische Ausbildung hat, aber obwohl ich dort "Nein" wählte, bekam ich keine wirkliche Hilfestellung und konnte so nur blind unter den angebotenen Optionen wählen. Immerhin wurde danach angezeigt, ob die Auswahl richtig oder falsch war. Labster: CSI Forensics Lab ist schon eher als Spiel einzuordnen. Als Forensiker in einem kriminalistischen Labor hilft man der Polizei, einen Mordfall zu lösen. Dazu werden DNA-Proben in mehreren Schritten analysiert. Anschließend wohnt man der Verurteilung des Verdächtigen vor Gericht bei, so lernt man auch noch etwas über das (amerikanische) Rechtssystem. Der Titel setzt auf Realismus, viel Anspruch steckt aber nicht darin, da man jeden Arbeitsschritt genau erklärt bekommt und nur noch ausführen muss. Beide genannten Titel gehören zu den sogenannten Galerie-Apps, es sind eher noch unfertige Prototypen mit geringem Umfang, aber erkennbaren Potenzial. Möglicherweise werden daraus irgendwann mal ausgereifte, aber kostenpflichtige Simulationen.

Spiele

Kostenlose Spiele im Oculus-Store lassen sich noch einmal in mehrere Kategorien einteilen. Typisch gerade im Handyspiele-Bereich sind die sogenannten Free2Play- oder Freemium-Spiele. Sie kann man zwar "for free" runterladen und auch spielen, bestimmte Inhalte können aber für geringe Beträge dazugekauft werden (Mikrotransaktionen). Für Gear VR gibt es da beispielsweise Stern Pinball Arcade. Die Flippersimulation bildet eine Reihe realer Tische des Herstellers Stern nach, darunter klassische Lizenzumsetzungen wie "Starship Troopers" oder "Mary Shelley's Frankenstein". In der Grundversion kann aber nur ein Tisch unbegrenzt gespielt werden, zusätzliche Tische kosten 5 bis 10 Dollar. Hier zeigen sich schon gut die Grenzen der Touchpad-Steuerung, denn damit kann man nur alle Flipper eines Tisches gleichzeitig aktivieren. Erst mit einem Gamepad lassen sich die linken und rechten getrennt bedienen, wie es sich gehört.

In den Galerie-Apps finden sich natürlich auch einige Spiele-Prototypen. In Free Flighter steuert man ein Kampf-Raumschiff aus der Verfolgerperspektive per Kopfbewegung durch einen Canyon, weicht Hindernissen aus und ballert Feinde ab (per Touchpad). Viel Umfang bietet es nicht, trotzdem ist es aufgrund der hohen Geschwindigkeit keine Selbstverständlichkeit, schnell zum Ende zu kommen. In Nullkommanix kracht man gegen einen Felsen und beginnt von vorne. In Cosmic Warfare geht es dagegen ins Weltall und in die Cockpit-Perspektive. Frei umherfliegen kann man allerdings nicht, man visiert lediglich vor einem umherschwirrende Gegnerformationen an, um möglichst viele von ihnen wegzuputzen, ähnlich wie in diversen Spielhallenklassikern der 80er Jahre. Komfortabel: Dauerfeuer läuft ständig automatisch, Waffen wechselt man, indem man umherschwebende Kisten abschießt. So muss man nicht einmal die Hand ans Touchpad halten, selbst die Menüs lassen sich freihändig bedienen. Leider wird die Sache bald eintönig, ist aber auch schnell durch. Auf dem Boden der Tatsachen bleibt man in Element Engine, das das vor allem auf Heimkonsolen beliebte Genre der Cover Shooter auf Gear VR bringen will. Mit einem Gewehr bewaffnet kämpft sich der Spieler durch eine Lagerhalle, in die mehrere Wellen feindlicher Kämpfer stürmen. Hinter diversen Objekten kann man in Deckung gehen und dann in den Zielmodus schalten, um die Gegner aufs Korn zu nehmen. Etwas verwirrend ist das Umschalten zwischen verschiedenen Perspektiven. Wieder bewegt man sich nicht frei durch den Raum, sondern visiert die markierten Deckungspunkte an. Dann folgt ein kurzer Sprint dorthin, bei dem man die Spielfigur von hinten sieht. Im Zielmodus befindet man sich aber in Egosicht. Im VR-Modus ist das tatsächlich etwas irritierend und sorgt bei den Sprints für etwas Schwindel. Das Zielen (per Kopfbewegung) und Schießen (per Touchpad oder Controller) funktioniert aber sehr gut und macht Spaß. Hat man die Halle durchquert und die gut gepanzerten und schwer bewaffneten Endgegner besiegt, ist auch dieser kostenlose Prototyp vorbei. Ich hätte nichts gegen eine voll ausgearbeitete Version, zumal der Titel auch grafisch einiges hermacht.

Demos für bereits erhältliche "Vollpreisspiele" gibt es ebenfalls im kostenfreien Segment, da möchte ich vor allem das schick präsentierte und spaßige Strategiespiel Tactera erwähnen. Mehr dazu kommt aber in einem späteren Artikel. Doch auch Spiele dienen natürlich als Werbeplattform für Kinofilme. Gerade bei der Vermarktung von Superheldenfirmen setzt man anscheinend gerne mal auf VR, wie nicht nur die oben erwähnte Avengers-App zeigt.  In Suicide Squad: Special Mission VR schlüpft man in die Haut von drei Mitglieder der Antihelden-Einheit, die 2016 im Streifen "Suicide Squad" ihr Unheil trieb. Deadshot, Harley Quinn und El Diablo treten an um, wie könnte es anders sein, haufenweise Feinde wegzuballern. Man verkörpert die drei immer abwechselnd in unterschiedlichen Gebieten, die Szenen des Filmes nachempfunden sind, aus der Ich-Perspektive, fest an einer Position stehend, aber mit Rundumsicht. Dementsprechend können die Gegner aus allen Richtungen anstürmen, was auch mal für Schockeffekte sorgen kann. Nett ist, dass jede Figur zwei ganz unterschiedliche Waffen hat, zwischen denen man wechseln kann und die auch nachgeladen werden müssen. Schade ist, dass kein Gamepad unterstützt wird, denn die Wischbewegungen in unterschiedliche Richtungen auf dem Touchpad werden nicht immer korrekt erkannt. Trotzdem macht das Geballer eine Zeitlang Spaß, der Schwierigkeitsgrad zieht immer weiter an und sorgt für eine angenehme Herausforderung. Die Umgebungen wiederholen sich aber nach einer Weile. Als kostenloser Einstieg in die Welt der VR-Spiele ist diese "Special Mission" aber sehr nett.

Ausblick

Das war natürlich nur eine kleine Auswahl von Apps und Spielen im Oculus-Store. Gerade im kostenlosen Bereich macht es viel Spaß, einfach mal auf gut Glück zu stöbern und interessant wirkende Titel herunterzuladen. Manchmal ist man beeindruckt, hat aber nach fünf Minuten alles gesehen, manchmal erweist sich das Gesehene als wenig aufregend und mit viel Glück hat man etwas gefunden, das für Stunden Spaß oder gut präsentiertes Wissen bietet. Und dann gibt es natürlich die kostenpflichtigen Apps, die oft wesentlich mehr Inhalt bieten. Im dritten Artikel meiner Reihe möchte ich mich damit befassen - und zwar insbesondere mit Spielen. Denn die sind momentan eine der Haupt-Triebfedern für Virtual Reality. Und sie machen, im Idealfall jedenfalls, einfach Spaß. Smile