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"Superschnell, brauchbare Qualität, universell einsetzbar, für Negative und Dias....." so fingen die meisten Produktbeschreibungen dieses Geräts an. Interessant genug, um es sich einmal anzuschauen.

Vorbemerkung

Der "Rubyscan" ist ein kostengünstiges Gerät, das anscheinend eine Spezialversion des "Reflecta-x-Scan"-Gerätes ist, die wohl exklusiv über Conrad vertrieben wird. Die Kommentare der Nutzer dort lauteten meist "natürlich kein qualitativ hochwertiges Gerät", "aber brauchbare Ergebnisse" und ähnlich. Als ich die Gelegenheit hatte, mir ein solches Gerät mal ein paar Tage auszuleihen, griff ich zu.

Unboxing

Rubyscan UnboxingBeim Auspacken des Geräts fiel einmal auf, dass der Scanner selbst nur über einen USB-Anschluss verfügt, und zum anderen, dass mehrere Filmstreifen- bzw. Diahalter mitgeliefert wurden. Ein Halter für gerahmte Kleinbilddias, ein Streifenhalter für Kleinbild- und einer für das "110"er-Format, also für die Filme von Pocket-Kameras. Außerdem gibt es eine Software-CD, zwei Anleitungsbüchlein (mehrere Sprachen) und eine kleine Reinigungsbürste - kein Netzteil.

Die Filmstreifenhalter sind zum Aufklappen - und damit gut zum Fixieren der Filmstreifen oder Dias geeignet. Sie sind außen mit Symbolen bedruckt, die sich am eigentlichen Scanner wieder finden, sodass ein richtiges Einführen der Halter in den Scankopf gewährleistet ist.

Mit der kleinen Bürste kann man - über den Einführungsschlitz - innen die untere Platte des Scanners säubern.

Installation

Rubyscan Treibereinbindung"Keine Treiber nötig für Windows XP und Vista" stand auf der Packung - nun, unter Windows 7 32 Bit installierte sich das Gerät tatsächlich auch automatisch, wie man im Bild rechts sieht: einmal als Massenspeicher, zum anderen als Scanner (unter Windows 7 64 Bit übrigens genau so).

Prima, dachte ich, mal schauen, ob es Paint unterWindows 7 und Rubyscansich aus dem mit Windows 7 mitgelieferten "Paint" ansprechen lässt: Pustekuchen, der Menüpunkt "Von Scanner oder Kamera" blieb gedimmt (siehe Bild links) und war nicht ansprechbar.

Ein weiterer Test unter XP brachte tatsächlich ein anderes Verhalten: Zwar wurden automatisch auch die beiden oben genannten Treiber installiert, aber unter "Paint" stand beim Import eine "USB-Kamera" zur Verfügung - und unter dieser ließ sich der Scanner als Importquelle nutzen.

Aber eine CD war ja mitgeliefert worden, und ein Arcsoft-Programm namens "Mediaimpression" (Version 1.2.7 von 2007) konnte damit installiert werden.

Rubyscan ScanparameterDieses hat dann eine Schaltfläche "Erfassen", und über diese wird der Scanvorgang eingeleitet. Über ein Dialog-Fenster (siehe Bild rechts) können Parameter eingestellt werden - welche Art Film eingelegt ist, ob es sich um ein Dia, einen Schwarz-Weiß- oder einen Farbnegativfilm handelt, in welcher Auflösung gescannt werden soll und Einiges mehr. Nach Betätigen von "Ok" wird dann eine Vorschau auf das aktuelle Bild zum Beispiel des eingelegten Negativstreifens angezeigt.

Nun, ein Filmstreifen ist schnell eingelegt - tatsächlich beinhaltet der Filmstreifenhalter kleine Noppen an der richtigen Stelle, so dass der Streifen nur richtig herum eingelegt werden kann. Denn nur so kommen die Plastikstege mit den Bildzwischenräumen zur Deckung.

Ein Vorschaufenster erlaubt noch Korrekturen des eingelegten Bildes, was seine Position betrifft. Es ist unten abgebildet.

Rubyscan Bildvorschau

Dieses Vorschaufenster ließ schon Schlimmes vermuten.
- Die Ränder des Bildes können nicht genau eingestellt werden, besonders ist hier der obere Rand des Streifens im Bild.
- Das Bild ist verzeichnet: "tonnenförmig" nennt man dies in der Fotografie.
- Das Bild ist stark vignettiert - das heißt, es ist in der Mitte heller als am Rand.

Nach Drücken der Schaltfläche "Aufnehmen" ertönt ein Geräusch, das den Verschluss einer Kamera nachahmt, und das Bild wird wirklich in Windeseile (1 - 3 sec) erfasst und taucht im Arcsoft-Fenster auf. Ein Doppelklick startet einen eigenen Bildbetrachter, der es dann darstellt. Sie sehen es hier:

Rubyscan Scanergebnis

Das Ergebnis ist schlichtweg indiskutabel. Eine Farbgebung des 913x689 Pixel großen Scanergebnisses ist nur in der Mitte des Bildes zu sehen - und auch hier ist sie nicht wirklich korrekt. Immerhin ist das Bild vom Negativ in ein Positiv konvertiert worden. Als Ergebnis der schon im Original beobachteten Vignettierung sind die "äußeren" Bereiche des Bildes hier nun viel zu hell - und enthalten kaum Farbinformationen. Die Verzeichnung ist immer noch sichtbar, der ins Bild ragende Rand ist einfach weggeschnitten.

Ein Versuch mit einem Diapositiv brachte ähnliche Ergebnisse.

Der Grund ist wohl, dass das Bild in dem "Scannerchen" eigentlich plan vorliegen müsste. Zeigen Sie mir mal einen Filmstreifen, der diese Eigenschaft hat. Weder Negative noch Dias sind plan, eine Wölbung ist "Standard". Allerdings tritt diese Wölbung im allgemeinen nur in Quer- und nicht in Längsrichtung auf, sodass die ungleichmäßige Ausleuchtung auch noch Gründe in der Bauart des Gerätes selbst haben muss.
Damit kann das Gerät wohl nicht korrekt mit einem Filmstreifen umgehen, und somit ist es schlichtweg nicht zu gebrauchen.

Aber ich wollte das Ganze ja noch einmal unter XP testen: Bei den beiden Bildern unten sehen Sie links das originäre Scan-Fenster des USB-Kamera-Treibers, der sich dort installierte und rechts das Ergebnis des Scans. Es unterscheidet sich nicht von dem unter Windows 7.

Rubyscan-XP-Treiber-Fenster Scanergebnis Rubyscan über XP

Zum Vergleich habe ich schließlich ein solches Negativ mit einem Canoscan4400F (A4-Durchlichtscanner) "quick and dirty" gescannt:

Scan mit Canon-Scanner

Das sieht doch schon - auch ohne irgendeine Nachbearbeitung -  ganz anders aus!

Fazit

Kurz gesagt: Schrott. Das Gerät ist nicht zu gebrauchen. Die teilweise guten oder ordentlichen Bewertungen bei Amazon und Conrad sind mir unerklärlich.

Rubyscan BildanalyseIch habe das Scanergebnis mal mit Hilfe von GIMP zu analysieren versucht:

Rechts sehen Sie die Helligkeitsverteilung über die Grauwerte im Bild. (Dialog: "Kurven") Deutlich ist relativ weit rechts ein "Peak" zu sehen, der weit über alle anderen Werte heraus ragt. Schaut man sich die Farbkanäle einzeln an, so ist dieser Peak auch hier in allen drei Kanälen ähnlich vorhanden.

Es ist also wohl so, dass der Scanner fast nur auf einen bestimmten Helligkeitswert reagiert, und die anderen Bildinformationen nicht korrekt interpretiert. Zusammen mit der unsäglichen Vigenttierung führt das dann zu den dargestellten unbrauchbaren Ergebnissen.

Auch durch massive Nachbearbeitung ließ sich aus diesem Scanergebnis keine auch nur im Ansatz brauchbare Variante des Bildes erstellen.

Also: Finger weg!

 

Kommentare

M5543, Schriftführer und Leiter der RG600 im AUGE e.V.

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