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Meine aktuelle Canon-DSLR (EOS 60D) kann auch Videos aufnehmen. Die Qualität der Videobilder ist überzeugend, aber der Ton ist mono und oft kaum zu verwenden. Hörbare Kamerageräusche und eine mangelnde "Richtcharakteristik" des eingebauten Mikrofons tun ein Übriges. Der erste Versuch, ein externes, aufsteckbares Stereo-Mikrofon über dem Blitzschuh zu verwenden, wurde wieder verworfen. Ebenso hörbare Kamerageräusche, kaum eine Richtwirkung und Rauschen waren zu bemerken. Zumindest schien es hier unter 150.- € kein brauchbares Gerät zu geben. Da zusätzlich noch der Bedarf an einem Aufnahmegerät (mindestens in Stereo) bestand, versuchte ich es einmal mit dem ZOOM H2N-Recorder.

Unboxing

Unboxing Zoom H2NIch erstand das Gerät zusammen mit einem Zubehörkit. Im Karton des Grätes selbst befinden sich (siehe Bild rechts):
- Anleitungsbücher in mehreren Sprachen sowie ein extra Hinweisblatt;
- eine CD mit einer "LE"-Version von Steinbergs Wavelab 7;
- das Zoom-H2N selbst natürlich;
- eine 2GB-SD-Speicherkarte und
- 2 Batterien.

H2N-ZubehörkitUmfangreicher ist das Zubehörkit (siehe Bild links). Es enthält:
- ein Netzteil,
- ein USB-Kabel (das auch für das Ladegerät benutzt wird),
- eine gepolsterte Schutztasche mit Trageriemen,
- ein Tischstativ,
- einen Windschutz,
- einen Clipadapter und
- eine kabelgebundene Fernsteuerung mit einem Verlängerungskabel.

Features

Das Zoom H2N besitzt anscheinend vier (oder auch fünf?)  eingebaute Mikrofone, zwei davon können durch externe (3,5 mm Klinke) ersetzt werden. Stellt man es senkrecht auf, weisen zwei Mikrofone nach vorne, zwei nach hinten. Mit diesen sind insgesamt vier Aufnahmetypen möglich: Stereo (mit den vorderen Mikrofonen), MS ("MidSide"-Stereo-Modus), in dem die eigentlich hinteren Mikrophone (zusammen mit einem mittleren) eine Stereo-Aufnahme mit wählbarer Basisbreite produzieren (Zur Aufnahme dreht man das Gerät dazu natürlich um!). Nimmt man im "RAW"-Modus auf, kann man diese Einstellung nachträglich ändern.
Die Anleitung schreibt dazu: "Mid-Side (MS) Stereo-Modus. In diesem Modus wird das Schallfeld in der Mitte
von einem Mid- und auf der linken und rechten Seite von einem Dipol-Mikrofon aufgenommen. Über den Aufnahmepegel des Seitenmikrofons (S-Pegel) lässt sich die Stereobasisbreite variieren...." Weiterhin gibt es zwei "Surround"-Modi: einen Zwei- und einen Vierkanal-Modus. Hierbei sind alle vier Mikrophone beteiligt - im Nachhinein kann die Abmischung verändert werden. Im 2-Kanal-Modus werden die 4 Mikrofonsignale schon bei der Aufnahme zu zwei Kanälen vereinigt, im 4-Kanal-Modus aber dann in zwei Stereo-Dateien abgelegt.

Für die Aufnahme gibt es viele Optionen: angefangen mit der Bit-Anzahl und Sampling-Frequenz, über das Aufnahmeformat (WAV oder MP3 mit wählbarer Qualität), und der Dateigröße, ihrem Namen und so weiter. Für den 4-Kanal-Modus kann man zum Beispiel WAV-Dateien mit 96, 48 oder 44.1 kHz und 16 oder 24 Bit auswählen. Im Zweikanal-Modus gibt es diese alle auch, aber auch direkt eine Aufzeichnung im MP3-Format mit Datenraten zwischen 320 und 48 kbps.

Die Aussteuerung der Aufnahme kann manuell erfolgen (über einen Drehknopf rechts am Gerät nach der Anzeige in dem kleinen Display vorne). Es gibt aber auch einen Limiter (3 Einstellungen), einen Kompressor (auch 3 Einstellungen: General/Vocal/Drum) oder eine Aussteuerungsautomatik, die verschiedene Situationen wie Konzert, Solo oder Meeting kennen soll. Einige weitere Schmankerl erleichtern weiterhin das Leben: So ist unter anderem eine Schwellenlautstärke ebenso wählbar, bei deren Überschreiten eine Aufnahme automatisch beginnt, wie eine andere, bei der die Aufnahme stoppt. Ebenso kann man eine Verzögerung für dieses Anhalten einstellen. Ein "Lo-Cut" mindert oder verhindert sogar Wind-, Popp-Geräusche der Stimme und reduziert andere Störsignale

Einsatz

Für einen ersten Test versah ich das Gerät mit einer 32GB großen SD-Karte und stellte es bei Martina Rüdigers Vortrag in der AUGE-RG600 (Frankfurt) einfach vor ihr auf den Tisch. Einstellungen: Stereo-Aufnahme, 48 kHz, 24 Bit, Automatik "Solo" - in etwa zwei Stunden nahm das Gerät ca. 1,5 GB Audiodaten auf - in einer fantastischen Qualität und mit einer Automatik, die sich weit von dem unterscheidet, was man in schlecht digitalisierten Fernsehfilmen auf den Privatsendern zu hören bekommt. Kein "Hochziehen bis zum Rauschen", wenn es mal ruhig war, kein "Knall" bei plötzlicher Lautstärke und ein sanftes Nachregeln bei unterschiedlich lauten Passagen.

Die Wiedergabe ist zum Test auch über den eingebauten Mini-Lautsprecher oder einen Kopfhörerausgang möglich. Wie bei der Aufnahme steuert man es hierbei über den eingebauten Mini-Bildschirm. Es ist schon erstaunlich, welche Informationsflut auf einem solchen Mini-Bildschirm unterbringbar ist.

Zoom H2N AufnahmescreenAufnah-
me-
Screen
Zoom H2N WiedergabescreenWieder-
gabe-
Screen

Im Gerät selbst lassen sich Dateien umbenennen, normalisieren (in der Lautstärke anpassen), von WAV in MP3 umwandeln und Einiges mehr. Marker können gesetzt und verarbeitet werden. Mit der "Key-Control" lässt sich die Tonhöhe einer Aufnahme um 6 Halbtöne variieren. Das Gerät lässt sich zu guter Letzt auch als Metronom, Vorzähler oder Stimmgerät einsetzen - wirklich multifunktional.

Software

Es wird ein Produkt mitgeliefert: Steinbergs Wavelab 7 in einer "LE"-Version. Auch unter Windows 7 64 Bit ließ es sich problemlos installieren - sowohl als eine 32-Bit- wie auch eine 64-Bit-Variante.

Steinbergs Waveab 7 LE

WaveLab MS EncoderDas Programm bietet weitergehende Bearbeitungsmöglichkeiten als ein üblicher Audio-Editor und ist durch Plug-Ins, von denen einige mitgeliefert werden, noch erweiterbar. Aber auch mit Audacity habe ich alles bearbeiten können, was das Zoom aufnimmt.

Auf der Website von Zoom gibt es einige neuere Software als die mit dem Gerät mitgelieferte. So kann man das Betriebssystem des Geräts selbst updaten, aber zum Beispiel auch ein Plug-In für das Wavelab herunterladen, das es einem erlaubt, die Abmischung des MS-Signals erst in dieser Software vorzunehmen (siehe Bild rechts). Lobenswert! Auch gibt es hier neue Schnittstellentreiber für Windows- und Mac-Betriebssysteme - denn wenn das Zoom per USB an einen Rechner angeschlossen ist, lässt es sich auch als reines Audio-Interface betreiben.

Fazit

Ein bisschen verstört hat mich am Anfang die unterschiedliche Aussage zu der Anzahl der Mikrofone im Zoom H2N. Manche Angaben sprachen von vier, manche von fünf Mikrofonen. Anscheinend hat da die Marketing-Abteilung zugeschlagen. Das Gerät hat tatsächlich vier Mikrofone. Allerdings hat eines der beiden für MS zuständigen eine bidirektionale Charakteristik ("8"), das andere nicht (siehe auch die Erläuterung oben). So kam wohl das "virtuelle" fünfte Mikrofon ins Spiel.

EOS 60D mit Zoom H2NAls Aufnahmegerät arbeitet das Zoom wunderbar. Erfahrungen mit Musik habe ich bisher kaum gemacht, aber auch das werde ich über den Winter ausprobieren. Ein bisschen kritisch ist das Aussteuern, das nur am Gerät selbst mit einem kleinen Drehregler vorgenommen werden kann - während der Aufnahme ist das ohne deren Störung eigentlich kaum möglich. Hier ist also eine Voreinstellung nötig - oder die Nutzung eines der durchaus tauglichen Automatik-Modi.

Angeschafft hatte ich es ja als Kamera-Zusatzgerät, aber es macht so viel Spaß, damit zu arbeiten, dass ich es auch sonst öfter mal einsetze. Zum Einsatz mit der Kamera geht man mit dem Gerät am Besten nahe ans Geschehen - aber auch ein Befestigen auf der Kamera selbst ist möglich - ich habe mir dazu einen Adapter besorgt, der in den Kamera-Blitzschuh gesteckt werden kann und auf der anderen Seite eine Stativschraube hat, die in das Zoom geschraubt werden kann. So kann ich mit einer Gerätekombination arbeiten - die dann doch merkliche Gewichtserhöhung stört mich nicht, denn längere Aufnahmen mache ich auf jeden Fall mit einem Stativ.

Die Qualität einer Aufnahme lässt sich durch externe Mikrofone noch steigern - zwei davon können angeschlossen werden. Und eine quadrophonische Aufnahme mische ich demnächst auch mal ab.

Fotos: P.Poloczek, Zoom

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M5543, Schriftführer und Leiter der RG600 im AUGE e.V.