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Zwischen den Jahren hat es mich erwischt: Eine sonst nicht für den Verkauf von Apple-Produkten bekannte Büroartikel-Kette machte Reklame mit "10% auf alle Computer" und schloss iPads mit ein.

Lange hatte ich hin und her überlegt - aber mich nicht so recht entscheiden können. Denn der von Apple geforderte Preis für das iPad ist schon recht heftig - zumal, wenn der Nutzen nicht so ohne weiteres klar ist. Da vor Ort nur die kleinste und die größte Version (ohne UMTS) vorhanden waren, habe ich mich für die letztgenannte entschieden. Immerhin gab es die knapp 100 Euro unter dem Listenpreis. Eine Schutzhülle und das "Camera Connection Kit" vervollständigten den Einkauf.

Der erste Eindruck nach dem Auspacken: "Ist das schwer!" Das "nackte" iPad wiegt knappe 700g. Mit der Hülle sind es dann ca. 1100g. Ein ganz schöner Brummer!

Der nächste Eindruck: "Ist das groß!" Die Tage vor dem Kauf des iPad hatte ich mich intensiv mit meinem Sony PRS-650 eBook-Reader beschäftigt. Im Vergleich damit ist das iPad ein Riese - nämlich etwa doppelt so groß.

Neben dem iPad waren in der Verpackung noch ein Ladegerät, ähnlich denen, die Apple früher den iPods beigelegt hat, allerdings mit der doppelten Leistung - ansonsten würde das iPad nicht geladen werden. Was überraschender Weise fehlt, ist ein Bildschirmreinigungstuch. Bei meinem iMac 27 und auch beim aktuellen Macbook Pro war eines dabei - und gerade beim iPad bräuchte man so etwas...

Ein neues iPad ist - was die Softwareausstattung angeht - mit nur wenigen Apps ausgestattet. Dazu gehören aber Safari, Mail, eine "iPod" genannte Version von iTunes, Kalender, Kontakte, Notizen, ein Player für Videos und einer für youTube, eine "Maps" genannte Anwendung, die eine Entsprechung zu Google Maps darstellt sowie je einen Link zum iTunes- und zum App-Store.
Für erste Erfahrungen durchaus ausreichend.

Die Verbindung mit der Welt stellt das iPad WIFI per WLAN her. Hier traten eigenartigerweise die ersten Probleme auf.
Ich nutze für den gelegentlichen WLAN-Zugang meinen Speedport W722V und konnte bisher noch jedes Gerät damit verbinden. Doch das iPad stellte sich anfangs quer. Nach mehreren Versuchen gelang es dann aber doch - warum es zu den anfänglichen Schwierigkeiten kam, konnte ich nicht feststellen. Mit einem - aus Gründen der Reichweite - im Wohnzimmer installieren Netgear AP hatte ich keine Schwierigkeiten.
Nun verbindet sich das iPad mit dem AP, der das bessere Signal liefert - ohne dass man manuell eingreifen müsste.

Die weitere Einrichtung ging recht schnell von statten. Nach der Verbindung mit dem iMac wurde durch iTunes festgestellt, dass das System aktualisiert werden muss und iOS 4.2 wurde installiert.
Beim Kopieren von Mediendaten von iTunes verhält sich das iPad wie ein iPod. Da ich die automatische Synchronisation für diese Daten ausgeschaltet habe, muss ich hier die entsprechenden Daten auf das Symbol des iPad ziehen und schon werden sie kopiert. Für Notizen, Kalender und Adressen habe ich die Synchronisation aktiviert - die entsprechenden Inhalte werden nun zwischen den Mac-Anwendungen und denen auf dem iPad abgeglichen.

Nach dem Einrichten der Mail-Applikation konnte ich dann auch auf dem iPad E-Mails empfangen und senden. Hier werden mehrere Konten unterstützt. Man kann wählen, ob Mails laufend vom Server übertragen werden sollen, oder in regelmäßigen Abständen. Im WLAN-Modus ist das sofortige Übertragen durchaus sinnvoll - je nach Mobilfunkvertrag würde ich das bei einem 3G iPad aber deaktivieren.

Nachdem alle Einstellungen vorgenommen waren, stellte ich schnell einen Nachteil des Systems fest: Es gibt keine Möglichkeit den Zugriff auf einzelne Apps zu sperren - oder verschiedene Nutzer einzurichten. Liegt das iPad im Wohnzimmer auf dem Tisch, so hat jeder Nutzer Zugriff auf Kalender, Kontakte und Mails - auch wenn das nicht gewünscht ist! Innerhalb der Familie mag das noch in Ordnung gehen - beim öffentlichen Einsatz geht das nicht mehr.
Hier könnte Apple nachbessern und Multiuserfähigkeiten in eine zukünftige Version von iOS einbauen.

Ein weiter Haken an Apples Konzept trat zu Tage, als ich das erste Mal den App-Store besuchte und nicht kostenlose Anwendungen kaufen wollte. Zwar habe ich einen iTunes-Account und auch über diesen schon Musik erworben - aber dieser Account läuft über die private Kreditkarte. Geschäftlich genutzte Apps darüber kaufen ist zwar möglich, stellt aber einen höheren Verwaltungsaufwand dar. Genauso die Einrichtung eines zweiten Accounts, der dann mit der geschäftlichen Kreditkarte verbunden ist - hier muss man dann in den Einstellungen des App-Store zwischen den Accounts hin und her wechseln. Auch bietet Apple keine Möglichkeit für Geschäftskunden die UStID anzugeben, um die luxemburgische Mehrwertsteuer zu sparen. Davon, dass man Rechnungen nur auf Nachfrage erhält einmal ganz abgesehen. Auch der Kauf von iTunes-Guthabenkarten ist da keine Lösung - beim Kauf dieser Karten wird keine MWSt. ausgewiesen. Dies alles hat mich bisher davon abgehalten, Software für die geschäftliche Nutzung den iPad zu erwerben - obwohl es da einige Kandidaten geben würde, so z.B. einen Client für das Zeiterfassungssystem, das ich auch auf dem Mac nutze.

Wie schon weiter oben geschrieben, kommt ein Client für Audio-Dateien mit, der sich recht ähnlich bedienen lässt wie iTunes bzw. wie ein iPod. Auch der Video-Client macht da keine Probleme. Mit eyeTV auf iPad runterkonvertierte Aufnahmen von TV (DVB-C) sehen auf dem iPad prima aus.
Der Ton ist zwar nur Mono - klingt dafür recht voll. Wer Stereo haben möchte, ist auf Kopfhörer oder externe Lautsprecher angewiesen.

Zwischen Weihnachten und Dreikönig gab es von Apple jeden Tag ein "Häppchen" aus dem iTunes Store umsonst. Da waren Apps dabei, ein eBook, Filme, Musik und Fernsehserien. Interessant fand ich das eBook "Die Cobra" von Frederick Forsyth. Zum einen, weil es sich dabei um ein wirklich aktuelles Buch handelt und nicht, wie sonst gerne bei solchen Aktionen, um einen älteren Ladenhüter. Zum anderen aber auch, weil sich damit die Eignung des iPad als eBook Reader testen ließ - gerade auch im Vergleich zum Sony PRS-650.

Das Gefühl beim Lesen ist ein anderes. Das hat mehrere Ursachen. So spielen hier die Größe des Bildschirms und das leuchtende Display eine Rolle. Aber auch das deutlich höhere Gewicht. Besonders unangenehm: Der in iOS 4.2 NICHT funktionieren Schalter zum Blockieren der Orientierung. Da punktete ganz eindeutig der Sony.
Inzwischen ist iOS 4.3 verfügbar - dort funktioniert der Schalter wieder.

Anders bei der Anzeige von PDFs. Hier hat das iPad dank des größeren Displays die Nase vorn. Auch dass die Dateien farbig angezeigt werden können, ist ein großer Pluspunkt. Doch schlägt hier dann das Gewicht des iPad wieder zu. Zusätzlich zum Macbook möchte ich das Teil dann doch nicht mit mir rumschleppen.

Auf der Suche nach der - mir bis dahin noch unbekannten - Killerapplikation habe ich dann den Appstore durchwühlt. Zu den ursprünglichen 10 Apps kamen in den letzten 8 Wochen noch mal etwa 40 dazu. Einiges nützlich, einiges Spielerei, anderes noch nicht ausgereift.

So ist die Google Earth App nur eine andere Oberfläche für Apples "Karten", "IMDb" ist eine für das iPad optimierte Oberfläche der Webseite imdb.com.

EyeTV - die Software, die elgato mit seinen USB-TV-Sticks verkauft, gibt es auch als iPad-Version. Dabei hat man Zugriff auf eine im gleichen Netz laufende EyeTV Anwendung auf einem Mac. Sowohl Live-Fernsehen ist darüber möglich, als auch das Betrachten gespeicherter Sendungen. Ist ganz nett, braucht man aber nicht unbedingt.

TeamViewer HD - ist ein Client für die gleichnamige Fernwartungssoftware. Allerdings ist das iPad für das Bedienen von Betriebsystemen, die nicht auf Touchscreen-Bedienung ausgelegt sind, ein wenig tricky. Das gilt nicht nur für TeamViewer, sondern auch für die diversen VNC Clients.

NewsTap ist ein Usenet-Reader - für mich absolut notwendig Wink

Den Skype-Client gibt es nur in einer iPhone-Version - und er taugt auf dem iPad nur zum Chatten. Da ist z.B. imo.im ein besseres Tool. Denn es kann nicht nur Skype, sondern auch noch diverse andere Messaging-Dienste abdecken.

Die diversen Navigations-Apps sind mit dem WIFI-iPad nur innerhalb von Ortschaften interessant. Da diesem das GPS-Modul fehlt, wird auf WLAN-Daten zurückgegriffen, was aber erstaunlich gut funktioniert.

Eine Anwendung habe ich dann aber doch noch gefunden, die das Zeug dazu hätte, das iPad zum MUSTHAVE zu machen: DSLRemote HD. Diese App ermöglicht es Digitale Spiegelreflexkameras vom iPad aus fernzusteuern.
Die Kamera wird dazu an ein Notebook angeschlossen auf dem die Serverversion von DSLRemote / DSLRemote HD läuft. Und diese Software wird dann via iPad gesteuert. In der Vollversion lassen sich sämtliche Kameraparameter einstellen und nach dem Auslösen wird das Bild auf die Anwendung übertragen, so dass man z.B. bei Gruppenaufnahmen IN der Gruppe stehen und trotzdem die Kamera bedienen kann. Da die iPad-Version aber erst vor kurzem veröffentlicht wurde konnte ich noch keine Rezension dazu finden und da sie mit 39,99 für eine App relativ teuer ist, habe ich sie nicht "auf gut Glück" gekauft.

In die gleiche Richtung zielt der "Capture Pilot" von Phase One, der auf Phase One Pro 6 aufbaut. Allerdings ist hier nur das Betrachten der aufgenommenen Bilder möglich.
Das geht auch mit dem iPad direkt - allerdings müssen dazu die Bilddateien via Camera Connection Kit auf das iPad übertragen werden. Dort können dann nicht gelungene Aufnahmen gelöscht und andere mit entsprechenden Tools bearbeitet werden. Die Bilder können dann auf den Rechner herunter geladen werden, wenn das iPad per Kabel verbunden ist.
Auf dem Mac kommt hier das Programm "Digitale Bilder" zum Einsatz, das das iPad genauso behandelt, als wäre es eine Kamera oder ein Kartenleser.

Was ich nicht ausprobiert habe, sind die diversen Spiele - da fehlt mir einfach die Zeit zu.

Aus finanziellen Gründen (siehe oben) habe ich iPad-Varianten von Numbers oder Keynote nicht angeschaut. Zumal ich nicht so oft in die Verlegenheit komme, nur mit dem iPad und ohne Macbook unterwegs zu sein, um Präsentationen vorzuführen oder Tabellenkalkulationen zu bearbeiten...

Was mich zum Schluss kommen lässt.
Im Moment halte ich das iPad für ein höchst interessantes Spielzeug. Leider ein ziemlich teures Spielzeug. Allerdings fehlt mir noch der zwingende Grund ein iPad und nicht etwa einen Net- oder Notebook-Computer einzusetzen.
Vielleicht ändert sich das ja in Zukunft. Gerade ist ja die Version II des iPad vorgestellt worden. Eingebaute Kamera und iMovie für iPad öffnen ja neue, bisher unbekannte Möglichkeiten...

Warten wir's ab.

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