- Werbung -

Eigentlich wollte ich es mir gar nicht zulegen - wegen des "kastrierten" Windows RT. Aber dann gab es eine Aktion im Bildungssektor, und ich habe doch zugeschlagen.

Wahrscheinlich wegen des schleppenden Verkaufs und der hohen Lagerzahlen bietet Microsoft das Surface RT seit ca. Anfang Juli Mitgliedern von Bildungsorganisationen für ca. 190,- € an (www.msbildung.de). Das Angebot soll am 30.9.2013 auslaufen.
Gegen einen entsprechenden Aufpreis gibt es "Touch"- oder "Type-Cover" - darunter versteht Microsoft magnetisch einrastende Klapptastaturen, die gleichzeitig einen Displayschutz beim Transport bieten. In der "Touch"-Version, die es in drei Farben gibt, sind dies Sensorfelder, in der Type-Version flache Notebook-Tastatur-ähnliche echte Tasten. Eine solche Version hatte ich mir bestellt.
Außerdem gab es noch VGA- sowie HDMI-Adapter und zusätzliche Netzteile in diesem Angebot.
Da in unserer Schule in jedem (Klassen)-Raum ein Beamer mit einem VGA- sowie DVI-Anschluss vorhanden ist und die Möglichkeit einer Netzwerknutzung besteht, wurden insgesamt ca. 40 Geräte bestellt. Für viele Kolleginnen und Kollegen war das "Office on board" ein starkes Argument (dazu unten Näheres).

Das Gerät

Surface Tatatur-AnschlussDas Surface RT ist ein wertig aussehendes schwarzes 10"-Tablett mit proprietärem Tastaturanschluss (siehe Bild links). Auf ihm ist Windows 8 RT installiert sowie eine Education-Version von Office 2013 RT. Es ist 274,6 x 172 x 9,4 Millimeter groß und wiegt 680 g. Es ist Ende 2012 erschienen und hat einen Listenpreis (in der 32 GB-Version) von ca. 480,- €. Dieser Preis wurde vor kurzem von Microsoft stark gesenkt. Es hat einen LI-Polymer-Akku mit ca. 4250 mAh und läuft mit einer Akkuladung ca. 4-5 Stunden.

Das kapazitive Touch-Display (alle Angaben von Microsoft) misst 10,6 Zoll (=26,92 cm) und hat eine Displayauflösung von 1366 x 768 Pixel - das ergibt eine Pixeldichte von 148 ppi (Pixel/Zoll). Das Display kann 16.777.216 verschiedene Farben darstellen. Das Gerät besitzt einen Nvidia Tegra 3 T30 Chipsatz mit einer Quad-Core ARM Cortex A9 CPU, die mit 4 x 1300 Megahertz getaktet wird. Der Grafikbeschleuniger nennt sich PowerVR SGX 540.
Das MS Surface RTAn Sensoren sind in das Gerät ein digitaler Kompass, ein Gyroskop, ein Lagesensor und ein Lichtsensor eingebaut. Der "Arbeitsspeicher" beträgt 2000 Megabyte - es sind 32 GB RAM eingebaut, von denen, da ja Windows und zum Beispiel Office schon vorinstalliert sind, im Auslieferungszustand noch ca. 15 GB frei sind. Das Surface RT ist mit einer microSD- oder microSDHC-Karte erweiterbar - um bis zu 64 GB. Weiterhin besitzt es zwei Kameras (je eine "vorne" und "hinten") mit jeweils 1280 x 720 Pixeln Auflösung.
An Anschlüssen besitzt es außerdem eine ebenso magnetische Netzteil-"Buchse", einen echten USB-Anschluss, eine Buchse für 3,5 mm Klinke (Kopfhörer oder Ähnliches) und eine Micro-HDMI-Buchse. Eingebaut ist Bluetooth (4.0 ), ein Klappständer dient zum Aufstellen des Tabletts bei Tastaturbenutzung. WLAN wird nach den Standards 11b/g/n unterstützt.
Also: KEIN UMTS!

Am Anfang kam mir der Winkel, in dem das Gerät mit Hilfe des eingebauten Ständers aufgestellt werden kann, etwas steil vor. Die Praxis aber zeigte, dass bei Tastaturbenutzung so ein bequemes Arbeiten möglich ist. Das kleine multi-touch-fähige Pad in der Mitte dient gut zu Steuerung des Mauszeigers - wer mehr mag, muss halt eine USB- oder Bluetooth-Maus anschließen.

Software

Die Kacheloberfläche von Windows 8 startet mit der üblichen Belegung. Ein  E-Mailprogramm, der Browser, ein Kalender, ein Kontaktmanager, ein Chat-ähnliches Programm, ein Newsreader, der Shop, die Umschaltung zum Desktop - alles ist im direkten Zugriff. In der nächsten Kachelgruppe finden sich dann unter anderem die Icons zu den Office-"Programmen" - ja, Programmen, denn es sind keine Apps, sondern sie werden über den "normalen" Desktop gestartet. Diese Office-Programme sind laut Microsoft eingeschränkt - aber die "erweiterten Grundfunktionen" habe ich alle dort vorgefunden, wo ich sie auch erwartet habe. Außerdem gibt es noch Wiedergabe-Programme für Musik, Videos und Bilder.
Zusätzliche Software kann man aus dem Shop downloaden - und nur von dort. Dies setzt allerdings einen "Microsoft-Account" voraus, also eine bei Microsoft registrierte E-Mail-Adresse. Die reine Tablett-Benutzung (zum Beispiel für Familienmitglieder) geht auch ohne Microsoft-Account, ist dann aber doch sehr begrenzt. Die Apps belegen Platz im eingebauten Speicher - eine zusätzliche Speicherkarte kann man natürlich für "Eigene Dokumente" benutzen - mehr aber, zum Beispiel auch das Ablegen von Fotos, geht dort unter Umständen nur mit "Tricks" (siehe unten bei "Bibliotheken").
Der eingebaute Video-Anschluss ist von Typ Micro-HDMI. Ein Kabel für ein paar Euro und das Gerät dupliziert seinen Schirm auf den angeschlossenen TV. Bei einem mit HDMI-to-DVI-Adapter angeschlossenen Beamer stellte sich der Schirm auf 1024x768 um - links und rechts, da er ja normalerweise ein 16:9-Format hat, erschienen schwarze Balken. Ein getesteter Flipper auf dem Surface stellte sich sofort darauf ein und passte das Bild an das dargestellte Format an.

Die Bibliotheken

Diese kennen wir ja schon seit Windows 7. Eigentlich eine gute Idee: In ihnen können Verweise auf andere Ordner abgelegt werden, so dass - gerade bei Fotos, Video und Musik oft genutzt - eine neue "logische Struktur" entsteht, die es einem erlaubt, unter diesem Namen (eben zum Beispiel "Fotos") auf die gewünschten Dateien zuzugreifen, die aber tatsächlich - unter anderen Organisationsprinzipien abgelegt - in physikalisch unterschiedlichen Ordnern angesiedelt sind.
Nun ist ja ein Tablett ein eigentlich gut geeignetes Medium, um Fotos zu betrachten, und - so würde wohl jede/r vorgehen - die Speicherkarte ist der ideale Ablageplatz dafür. In der Realität stellt sich aber heraus, dass Windows (RT), wenn man den Fotos-Ordner auf der Speicherkarte in die Bibliothek aufnehmen möchte, dies mit einer Fehlermeldung quittiert: "Der Ordner kann nicht einbezogen werden, da er sich auf einem Wechselmedium befindet." Unglaublich, aber wahr und in der Microsoft-eigenen Logik im Endeffekt sogar verständlich.

Aber Gott-sei-Dank ist ja Windows RT immer noch ein Windows, und da gibt es die Datenträgerverwaltung. Über diese lässt sich mit einem kleinen Trick doch ein Ordner auf einem Wechselmedium in die entsprechenden Bibliotheken aufnehmen. Ich bin so vorgegangen:
Auf der Speicherkarte legt man einige Ordner an, zum Beispiel "Photos" (nennen Sie ihn so, mit "F" am Anfang geht es eigenartigerweise nicht!), "Videos" und "Musik". Auf der Hauptebene von C: ist dann für den eigentlichen Zugriff ein neuer Ordner zu erstellen - bei mir trägt er den Namen "SD Karte". Nun muss man die Datenträgerverwaltung starten - zum Beispiel, indem man auf dem Desktop den Mauszeiger in die linke untere Ecke bewegt, und auf den dort erscheinenden Mini-Startbildschirm mit der rechten Maustaste klickt. Aus dem sich öffnenden Kontext-Menü lässt sich dann die Datenträgerverwaltung aufrufen. In ihr öffnen sie - durch Rechtsklick auf das Symbol der Speicherkarte - deren Kontextmenü und wählen dort "Laufwerksbuchstaben und -pfade ändern" an. Nun steht Ihnen der Knopf "Durchsuchen" zur Verfügung - mit ihm gehen Sie auf den vorher angelegten Ordner (bei mir:) "C:\SD Karte" und klicken auf OK (siehe Bild unten). Damit stehen Ihnen die Ordner auf der Speicherkarte quasi in diesem Ordner zur Verfügung.

Datenträgerverwaltung beim Surface RT

Nun muss der richtige Ordner nur noch zur Bibliothek hinzugefügt werden. Öffne ich zum Beispiel die Bilderbibliothek auf dem Desktop, erscheinen oben zwei Schaltflächen: Bibliothekstools und Bildtools. Über die erste erhalte ich ein neues "Ribbon": Verwalten. Die linke Schaltfläche darauf heißt "Bibliothek verwalten" Hier kann ich über den "Hinzufügen"-Knopf den Ordner "C.\SD Karte\Photos" mit aufnehmen. Das war's - für andere Bibliotheken und andere Ordner geht man analog vor. Als Ergebnis stehen einem sofort in der Standard-Bildbetrachtungsapp alle Fotos, die auf der Speicherkarte im entsprechenden Ordner abgelegt sind, zur Verfügung.

Windows RT

"Das ist doch kein echtes Windows" - das ist die Standardaussage dazu. Nun ja, es ist eine spezielle - leicht abgespeckte - Windows-Version für einen Nicht-Intel-Prozessor. Demnach laufen auch nicht alle Programme darauf, denn sie müssten für diese spezielle Version neu kompiliert werden. Davon gibt zwar es einige, aber es sind eben nicht alle! Microsoft hat das so geregelt, dass Programme nur über den App-Store aufgespielt werden können - so ist sichergestellt, dass sie auch auf dem Gerät laufen. Dieser Shop bietet eine zunehmend größere Auswahl an Anwendungen - auch im Bildungssektor gibt es einige - aber vieles kostet ein paar Pfund, Dollar oder Euro. (Zum Beispiel gibt es "Angry Birds" nicht kostenlos, sondern man müsste ca. 3 Pfd. dafür bezahlen) Office aber ist on board (Word, Excel, Powerpoint, OneNote), und wenn Mitte Oktober das Update auf 8.1 kommt, soll auch Outlook in der RT-Version dabei sein.

Bemerkenswert ist, dass Windows RT KEINEN Media-Player an Board hat, somit können zur Zeit keine DVDs abgespielt werden (obwohl ein externes Laufwerk gefunden und unterstützt wird). Es gibt aber einige Video-Player im Windows-Shop und die VLC-Leute arbeiten an einer RT-Version. Von sich aus unterstützt RT aber schon einige Video-, Audio- und Bildformate und den einen oder anderen Player gibt es schon im Shop, wenn einem das wichtig ist.

Abgesehen davon findet das Gerät sofort andere freigegebene Ressourcen im Windows-Netz (es ist halt Windows!). Es verfügt im Desktop-Modus über die "Netzwerkumgebung", und so kann ich sofort auf die entsprechenden Ordner auf meinem Haupt-PC zugreifen. (Leichter geht es nicht - iPad-User können von dem mitgelieferten Office und dem Netzwerk-Zugriff auf alle Dateien im Netz nur träumen.)

Der mitgelieferte Browser (IE10 in zwei Versionen) ist flott und hat im Kachel-Modus durch "Seitwärts-Wischen" die Historie der aufgerufenen Seiten parat. Intuitiver geht es kaum. Und: Er kann Flash! Obwohl viele behaupten, das brauche man im HTML5-Zeitalter nicht mehr - ich habe es gern parat, um entsprechende Seiten im Internet auch sehen zu können.

Das Surface Pro

Dieses Tablett gibt es natürlich auch in mehreren Speicherausbaustufen und mit einem "echten" Windows 8 an Bord, da es einen Intel-Prozessor eingebaut hat. Die Preise für dieses Gerät sind allerdings recht hoch - und wenn dieser Artikel erscheint, werden wahrscheinlich schon die "Versionen 2" der Tabletts auf dem Markt -  oder zumindest angekündigt - sein.

Fazit

Diese Bildungsangebot ist recht attraktiv. Für meinen schulischen Einsatz hat das Tablett eine gut geeignete Ausstattung - auch zum Beispiel Mathematik-Apps (analog zu einigen in Schulen heutzutage eingesetzten Softwareprodukten) gibt es schon. Das schnelle Aufwachen (einige Sekunden) aus dem Standby-Modus (der etwa 3 Tage lang hält), der "normale" USB-Anschluss und die Verfügbarkeit eines Office-Pakets in Verbindung mit der Möglichkeit, einen Beamer anzuschließen, sind hier absolut hilfreich..
Als E-Book-Reader mit "Ein-Hand-Bedienung" ist das Tablett bedingt geeignet, es ist dazu ein bisschen zu schwer. Um unterwegs Mails zu lesen und mit einer "ordentlichen" Displaygröße zu surfen - dazu ist das Gerät gut geeignet. Den fehlenden UMTS-Anschluss ersetzt hier - wenn tatsächlich einmal kein WLAN vorhanden sein sollte - zumindest bei mir der ins Handy eingebaute "Hotspot".