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Das Vintage Computer Festival Europa, kurz VCFe genannt, fand in seiner 14. Auflage (VCFe 14.0 ) wieder in München 

statt. Und natürlich war die Oldtimer AG des AUGE e.V. mit dabei.

 

 

 

Publikum Halle

Jährlich treffen sich Experten für historische Computer und Freunde der alten Hardware in München. An zwei Tagen werden in der alten Turnhalle die verschiedensten Gerätschaften ausgestellt. Bekanntes und Kurioses wird gezeigt. Manch einer schwelgt in Erinnerungen. „Ja, so einen hatte ich damals auch...“ Aber auch geradezu wissenschaftlich geht es zu. Manch einer ist ein echter Experte für die historische Technik.

In diesem Jahr war das Thema „Lernen mit dem Computer“. Die ausgestellten Stücke befassten sich mehr oder weniger mit diesem Themenkreis. Im begleitenden Vortragsprogramm wurde das Thema fortgeführt.

 

 

 

 

bayrische Gemütlichkeit

 

 

Die Atmosphäre ist locker und schon etwas familiär. Man kennt sich untereinander. Schließlich findet die Veranstaltung schon seit einigen Jahren statt. Im Biergarten vor der Tür genießt man die Pausen, bevor man sich in einen interessanten Vortrag setzt.

 

Martin Käser von der Oldtimer AG zeigte dieses Jahr einen Tiger Learning Computer - einen Apple-II-Nachbau in Form eines Laptop. Äußerlich erinnert das Design etwas an ein frühes Powerbook. Der Lizenznachbau sollte die an Schulen in den USA beliebten Apple II ersetzen. Statt Diskettenlaufwerken besitzt das Gerät Schächte für Cartridges (ROM Module). Einige Programme wurden auf solchen Cartridges mitgeliefert, z.B. das Schreibmaschinen-Lernprogramm Sticky Bears und das bekannte Appleworks. Ebenso ein Mathematikprogramm und ein englisches Grammatik-Lernpaket.

 

Daneben stand ein Apple II im „Darth Vader“-Outfit. Die Firma Bell & Howell baute diesen schwarzen Apple II in Lizenz für den Schulbetrieb um. Neben dem verschraubten Gehäuse und der gesicherten Stromversorgung konnte der Computer über ein Netzwerk gestartet werden. So hatten die Schüler keinen Zugriff auf Diskettenlaufwerke.

 

 

 

Die Alternative war in diesen Tagen der Apple //c. Das Standardgerät von Apple in der transportablen Version zeigte die gleiche Software wie auf den beiden anderen Rechnern in der Anwendung.

 

 

 

 

Der Apple II war in der Ausbildung ein beliebtes Demonstrationsobjekt für Elektronik. Durch die gut dokumentierten Slots konnten leicht Erweiterungskarten und Experimentierplatinen entwickelt werden. Das Computermuseum Oldenburg zeigte Beispiele für Demonstrationen mit Reihen und Parallelschaltungen sowie Messung von Widerstand, Induktivität und Kapazität über verschiedene Steckkarten.

 

 

 

Da der Apple II auch im Macintosh benutzt wurde, Stichwort AppleII-Karte für LCII, hier dann der Rechner. Allerdings hatte die Festplatte ein leichtes Startproblem, welches durch fachkundige Hilfe gelöst werden konnte.

 

 

 

 

 

 

 

Ein weiterer Aussteller befasste sich mit der professionellen Ausbildung für Elektroniker in der damaligen Zeit. Die Lernsysteme auf 8080- oder Z80-Basis wurden oft als sogenannte Einplatinencomputer ausgeführt. Häufig hatten diese Systeme kein Gehäuse und die Bauteile waren direkt zugänglich. Mit solchen Systemen konnte der Aufbau und die Funktion des Computers erklärt werden. Die Programmierung in Assembler konnte so ebenfalls vermittelt werden.

 

 

Die Z80-Prozessoren wurden damals auch für Eigenbauprojekte verwendet. Der NDR-Kleincomputer ist ein bekanntes Beispiel. Aber auch Bausätze für den Nachbauten des ZX81 wurden angeboten. Eine Auswahl an Platinen war hier zu sehen.

 

 

 

Natürlich spielte in der Schule auch der Taschenrechner eine immer größere Rolle, wenn auch einige der hier gezeigten Modelle für einen Schüler geradezu unerschwinglich gewesen sein dürften. Ausgestellt war eine beachtliche Sammlung von Geräten, die mit RPN (Reverse Polish Notation) arbeiten. Diese spezielle Eingabelogik wurde hauptsächlich von der Firma HP eingesetzt. Eine Besonderheit waren allerdings zwei russische Taschenrechner, die mit einem kompletten Schaltplan ausgestellt waren.

 

Bei den ausgestellten Atari-Rechnern war der Bezug zum Thema Lernen wohl eher die Entspannung nach der Schule. Der Atari 800 war eine beliebte Maschine für Computerspiele. An diesen Rechnern wurden verschiedene Interfaces für Eingabegeräte gezeigt wie z.B. die Leuchtpistole.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch der Commodore C16 bzw. Plus 4 durfte nicht fehlen. Mit einem umfangreichen Angebot an Zubehör wurde dieser präsentiert.

 

 

 

 

 

Neben den Ataris fand sich zuhause auch so mancher Rechner der Sinclair-Familie. In der Ausstellung konnte man das Innenleben des ZX Spektrum bewundern.

 

 

 

 

Eher unter die Exoten fällt der ausgestellte Sharp X68000, wie der Name vermuten lässt ein Rechner mit Motorola 68000-Prozessor. Er wurde fast ausschließlich auf dem japanischen Markt angeboten.

 

 

 

Wieder etwas wissenschaftlicher wurde es am nächsten Platz. Ein IBM PC mit dem Betriebssystem Minix war zu sehen. Das von Andrew Tannbaum zu Lehrzwecken entwickelte Unix war auf einem 8088 mit Diskettenlaufwerk lauffähig. Zu diesem Thema wurde auch ein begleitender Vortrag angeboten.

 

 

 

 

Einen Eindruck von der elektronischen (besser elektrischen) Kommunikation im Pre-Internet-Zeitalter vermittelten die Exponate der italienischen Aussteller. Über zwei ausgestellte Fernschreiber wurde eine Telex-Verbindung aufgebaut. Natürlich war mindestens ein Olivetti dabei.

 

 

Auch beim Schach kann man etwas lernen. Vor allem die Informatiker haben gelernt, schlaue Algorithmen zu entwickeln.

 

 

 

 

 

Einer der am Besten dokumentierten Rechner dürfte wohl der Apple II und auch sein Vorgänger, der Apple 1, sein. Auf dem Gebiet gibt es Experten, die jeden Chip auf der Platine mit Vornamen kennen. Hier war zu erfahren, dass beim Apple 1 die ersten Platinen von Hand gefertigt wurden. Die Newton-Variante des Apple 1 wurde dann später von NTI hergestellt. Zu sehen war auch eine Replika auf Basis des Mimeo Boards im durchsichtigen Plexiglasgehäuse.

 

 

 

Wie der Fortschritt in der Computertechnik voran geht, konnte man am Beispiel der Atari-Rechner sehen, die hier in einem Programmierbaren Baustein, einem FPGA, nachgebaut wurden. Die Spezialchips und der MC68000-Prozessor wurden komplett nachgebaut und in einem einzigen Baustein integriert. Mit etwas Peripherie bekommt man so einen voll funktionstüchtigen Atari ST. Mehr über das Projekt findet man auf der Suska Projektwebseite.

 

Nachgebaut wird auch ein Comodore C64. Der C-One ist ein Projekt mit einer Platine im ATX Format.

 

 

 

 

 

Etwas weniger im Hobbybereich waren die großen Bandmaschinen zur Datenspeicherung zu finden. Zur Demonstration war das Laufwerk an eine PDP11 angeschlossen.

 

 

 

So sah damals die modernste Technik aus. Eine PDP11 mit DEC VT100 Terminal. Das Innenleben ist hier allerdings ein BeagleBone. Dieses Board ist ein kompletter Linux-Rechner auf einem scheckkartengroßen Board. Durch die vielfältigen Schnittstellen kann eine speziell entwickelte Peripherie angesteuert werden um die Bedienelemente der PDP11 wie Kippschalter und Leuchtdioden zu betreiben.

 

Im Zeitalter der Gigabytes kaum vorstellbar: ein Magnetkernspeicher mit 64 x 64 Bit Speicherkapazität. Ganze 512 Bytes sind das! Dieses Modul wurde „angezapft“ (s. obere linke Ecke) um mit einem Arduino die Speicherzustände auzulesen. Auf einem Experimentierboard konnte ein handgefädeltes 4-Bit-Modul untersucht werden. Mit dem Oszilloskop waren die Speicherzustände abzulesen.

 

Ebenfalls wurde neue Wege beschritten, wie man z.B. Pacman spielen kann: ein mechanisch ausgeführtes Pacman-Spiel. Es wurden entsprechende Würfel verwendet, einmal für die Farben, und einmal für die Anzahl der Züge, und so wurde abwechselnd das Spiel durchgeführt.

 

 

 

Für Nostalgiker und Technikbegeisterte ist das VCVe immer wieder eine Entdeckungsreise. Die Aussteller stellen mit viel Enthusiasmus immer neue Projekte auf die Beine. Das kann man in der Ausstellung bewundern. Auf der Webseite der Ausstellung findet man weitere Informationen. Vielleicht sieht man sich nächstes Jahr auf dem VCFe15.