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Parallel zu den als "stable" bezeichneten 2.6.x-Versionen von GIMP entwickelt das Team eine "experimentelle" Linie, die auf GIMP 2.8 hinläuft - im Moment ist hier die Version 2.7.1 aktuell.

Grundsätzliches

Schon das Startbild ist ein neues und signalisiert: Unter GIMP 2.7.1 ist vieles anders geworden. GIMP 2.7.1 ist erst einmal ein Zwischenschritt zum nächsten großen Ziel: GIMP 2.8. (Ach ja: In diesem Artikel können Sie fast alle Bilder anklicken, um sie in Originalgröße in einem neuen Fenster zu betrachten.) Die Version wird von den Autoren als "experimental" bezeichnet, das heißt, es wird nicht garantiert, dass (schon) alles fehlerfrei funktioniert. Eher sollte man das Produkt in etwa als "experimentelle Vorschau" betrachten.
Dieses GIMP 2.8 soll sich deutlich von der aktuell verwendeten Version  2.6.x unterscheiden - sowohl im "Look and Feel" wie auch in den "Innereien". Die Bedienoberfläche lässt sich auf ein "Ein-Fenster-Design" umschalten, das ist wohl die größte Neuerung auf diesem Gebiet. GIMP startet nicht in diesem Modus, sondern in der bekannten Variante mit dem zentralen Fenster und den zwei "schwebenden" Werkzeugsammlungen. So hat es auch viele Freunde gewonnen - zum Beispiel die Benutzer, welche mit zwei Monitoren arbeiten. Von der Liga der Photoshop-Benutzer kommt aber schon immer die Forderung nach einem Ein-Fenster-Design - weil man es halt so kennt und wieder haben will. Nun wird diesem Wunsch Rechnung getragen: GIMP 2.7.1  lässt sich mit wenigen Klicks darauf einstellen. Den Weg dorthin verdeutlicht das untenstehende Bild.

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Nicht nur betrifft das die beiden üblichen schwebenden Menüs, die jetzt im Hauptfenster angeordnet sind, sondern auch die Dialoge, welche nun viel feiner kombiniert und dargestellt werden können, zum Beispiel auch mehrspaltig. Das folgende Bild zeigt eine der möglichen Ansichtsvarianten - gegenüber dem sich automatisch einstellenden Standard sind die linken und rechten Werkzeugpaletten etwas verbreitert worden.

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Neue Routinen

Auch intern werden viele Routinen neu programmiert, zum Beispiel, damit endlich mehr als 8 Bit pro Farbe unterstützt werden können - hierzu ist auch in 2.6.x schon teilweise die GEGL-Bibliothek implementiert, aber nur über spezielle Menüs nutzbar. Nun unterstützen auch die Ebenen den GEGL-Modus. Außerdem wurde Unterstützung für den Farbraum RGB565 implementiert - sicher eine Spezialanwendung, die aber für manche sehr wichtig ist.
Insgesamt kündigen die Entwickler viele neue Möglichkeiten und Verbesserungen an. Eine der augenscheinlichsten stellt die Unterstützung von Layer-(Ebenen)-Gruppen dar. Damit lassen sich inhaltlich zusammenhängende Ebenen gruppieren und einheitlich handhaben. So können bestimmte Elemente einer Bildbearbeitung in einer Gruppe zusammengefasst werden - was die Übersichtlichkeit deutlich erhöhen dürfte. Auch das Textwerkzeug ist - aus einem Extra-Fenster - in das Bild selbst gewandert: Man gibt nun Text quasi in der Grafik selbst ein (ein Office-ähnliches Feature, das bestimmt viele Freunde findet). Ebenso finden sicher Photoshop-Benutzer Interesse daran, dass GIMP auf Wunsch in dieser Version auf die gleichen Tastaturkommandos reagiert wie CS4.
Einige weitere Elemente haben - ähnlich wie das Textwerkzeug - eine neue "Steuerung" erhalten: so z.B. der Pinsel, dessen eigene Benutzeroberfläche jetzt erweiterte Einstellmöglichkeiten bietet. Allerdings ist eine Gruppe seiner Einstellungsmöglichkeiten an eine andere Stelle gewandert: wer mit Grafiktabletts arbeitet, kann jetzt über "Fenster / Andockbare Dialoge / Paint Dynamics" (die Übersetzung muss wohl noch folgen) in eine eigene Dynamiksteuerung wechseln, welche nicht nur voreingestellte Werte ("Presets") liefert, sondern auch einen Editor, mit dem man eigene Vorgaben unter einem Namen zusammenfassen kann. Der Editor liefert äußerst weitgehende Einstellmöglichkeiten - einmal über eine Matrix und zum anderen z.B. über Kurven, welche die Wirkung einzelner Parameter variieren können. Das untenstehende Bild gibt nur einen ganz kleinen Ausschnitt der gebotenen Möglichkeiten wieder.

Apropos Grafik: Sollten Sie mehrere davon geöffnet haben, schaltet man mit oben angeordneten Tabs zwischen diesen hin und her. Ein Schmankerl: Die Tabs sind nicht einfach beschriftet, sondern zeigen das entsprechende Bild in einer kleinen Vorschau an - siehe das folgende Bildschirmfoto:

Leider gibt es kein Icon für "Fenster schließen" - das geht dann zur Zeit nur über das Datei-Menü oder eine Tastaturkombination.

Speichern - Exportieren

Weitgehend neu ist in GIMP auch die Unterscheidung zwischen Speichern und Exportieren - auch wenn man so etwas von anderen Programmen (zum Beispiel bei Photoshop mit seinem "Kopie speichern") schon kennt. Speichern kann man jetzt nur noch im GIMP-eigenen XCF- bzw. XCF.GZ-/XCF.BZ-Format. Alle anderen Formate sind nur noch über Exportieren erreichbar, außer wenn man halt ein JPG-Bild geöffnet und dann nicht großartig bearbeitet hatte. Es war - glaube ich - auch bisher schon jedem klar, dass bestimmte Formate - besonders jpg - nicht alle Informationen der Bildbearbeitung (wie Ebenen etc.) mit ablegen. Nun wird durch die unterschiedliche Bezeichnung der Vorgänge (Speichern / Exportieren) dieser Unterschied hervorgehoben und zementiert. Mir persönlich hätte ein Hinweis beim Nutzen eines Formats wie jpg gereicht.

Fazit

Stabil ist die Version tatsächlich noch nicht. Bei einigen Operationen konnte ich sie zum Absturz bringen. Sie zeigt aber - und dafür ist sie eigentlich auch da - wohin der Weg mit GIMP führt. Die Ebenengruppen, neuen Steuerungsmöglichkeiten und neuen Features wie die Einstellungserweiterungen und GEGL machen Appetit auf die Version 2.8. Es wird aber schon noch eine Weile dauern, denn auf dem Weg dorthin werden anscheinend eine Menge Dinge überarbeitet und bereinigt, die eine große Gruppe von Gimp-Benutzern aber auch -Kritikern als "Altlasten" bezeichnet. Die Photoshop-Ähnlichkeit wird anscheinend deutlich angestrebt; dieser Punkt ist eindeutig ein Zugeständnis an die Mac- und Win-User. Den Linux-Leuten wird's egal sein - mir übrigens auch.

Link

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