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Vorbemerkungen

Der Vorgänger – Gimp 2.6 – erschien bereits im Oktober 2008. Der “Photoshop für Linux”, wie GIMP 2.8 wegen seiner avisierten Fähigkeiten auch genannt wurde, sollte eigentlich Ende 2010 fertig werden. Allerdings reichte hierfür die Manpower nicht aus und die Version 2.8 hat sich immer wieder verzögert. Nach mehr als drei Jahren Entwicklungszeit zeichnete sich Anfang des Jahres (2012) aber nun tatsächlich Licht am Ende des Tunnels ab. Für das Projekt hatte die Aufnahme in den Google Summer of Code 2012 (GSOC) ebenfalls einen großen Schritt vorwärts als Folge.

Dass Version 2.8 vor der Türe stand, wurde mit der Ankündigung einer letzten 2.6.x-Ausgabe am 1. Februar 2012 bekräftigt. GIMP 2.6.12 war also die letzte Version der Ära 2.6 und wurde als Wartungs-Version veröffentlicht. Die Entwickler hatten einige Fehler behoben und sich darauf festgelegt, dass Gimp 2.8 die Grafikbibliothek GEGL benutzen wird, die unter anderem Unterstützung für OpenCL bietet. GIMP 2.8 erschien dann am 3.5.2012 und am 24.8.2012 wurde die fehlerbereinigte Version 2.8.2 nachgeschoben. Sie entspricht dem derzeitigen (Oktober 2012) Entwicklungsstand. Gleichzeitig wurde die Version 2.9 gestartet - sofern es kompilierte Versionen hierzu gibt, kann man sich diese auf partha.com herunter laden. Hier sieht man, in welche Richtung die Programmierung weitergetrieben wird. Die nächste "stabile Version" wird dann 2.10 sein.

Neuheiten

GIMP Ein-Fenster-ModusGimp 2.8 besitzt einen optionalen Ein-Fenster-Modus, den viele Nutzer jahrelang gefordert haben. Für Benutzer von Zweischirm-Arbeitsumgebungen ist er sicher eher nicht wünschenswert, aber mit einem Schirm hilft dieser Modus anscheinend Vielen dabei, die Übersicht zu wahren. Wie man im Bild rechts sieht, sind hier Werkzeugkasten und Dock mit dem eigentlichen Bildfenster fest verbunden.

Darüber hinaus zeigt Gimp geöffnete Bilder nun in den Tabs im Ein-Fenster-Modus oberhalb des Bildes in kleinen Vorschauen an. Über den entsprechenden Eintrag im Menü "Fenster" kann natürlich auch der "alte" Modus wieder eingestellt werden, in dem sich das Bild, der Werkzeugkasten und das Dock in drei getrennten Fenstern darstellen (siehe Bild unten)

GIMP MehrfenstermodusLeider befindet sich in diesem Modus das Bildfenster, wenn es eine entsprechende Größe hat - anscheinend IMMER HINTER dem Werkzeugkasten und dem Dock. Dies stört mich etwas, es kann aber zum Beispiel durch eine leichte Fensterverkleinerung behoben werden. Dies ist wohl keine Eigenschaft der Windows-Version, auch Mac-User kennen den Effekt.
Schließlich gibt es aber immer auch die Tab-Taste. Mit dieser schaltet man die Darstellung von Werkzeugkasten und Dock - in welcher Ansicht auch immer - aus bzw. dann wieder an. Neuigkeiten gibt es auch im Dock: Dieses kann jetzt mehrspaltig sein, so dass man sich sein eigenes Dock "zusammenbauen" kann - optimal bei der Nutzung eines zweiten Schirms.

Näheres zu Nutzung

Einer näheren Beachtung wert sind die vier kleinen Symbole in den Ecken des Bildfensters. Im untenstehenden Bild ist ihre Wirkung kurz beschrieben:

Bildfenster in GIMP 2.8

Bearbitungmenü GIMPKlickt man das kleine Dreieck "Bearbeitungsmenü" an, so erscheint im Prinzip die komplette Menüleiste, nun aber nach unten geöffnet und in mehreren Spalten angeordnet, wie rechts im Bild zu sehen ist. GIMP AbreissmenüWie man sieht, hat jedes geöffnete Menüfeld oben eine gestrichelte Linie. Klickt man diese mit der RECHTEN Maustaste an, "reißt" man das Menü an dieser Stelle ab, und es wird zu einem eigenen Fenster.

So können also die verschiedenen Bearbeitungswerkzeuge vom Hauptfenster gelöst werden. Übrigens hat jedes Abreißmenü oben auch eine gestrichelte Linie sowie ein kleines Dreieck: Ein Klick auf diese Linie und das Menü verschwindet wieder auf seinen ursprünglichen Platz.

Rechts oben im Bildfenster befindet sich - über eine kleine Lupe erreichbar - die "Fensterausfüllfunktion". Wie funktioniert sie? Nun, normalerweise stellt man im GIMP eine bestimmte Prozentzahl der Vergrößerung oder Verkleinerung für die aktuelle Ansicht ein. Auch wenn man die Größe des Bildfensters danach ändert, bleibt dieser Wert unverändert eingestellt. Man beschneidet also bei einer Fensterverkleinerung dann das Bild bzw. lässt bei einer Vergrößerung darum herum mehr freien Platz entstehen. Betätigt man das Lupensymbol, ändert sich dieses Verhalten: Das Bild bleibt relativ zur Fenstergröße unverändert. Ein Beispiel: Sie haben den Zoomfaktor so eingestellt, dass das gesamte Bild im Fenster zu sehen ist. Wenn Sie nun das Lupensymbol betätigen, können Sie anschließend das Fenster vergrößern oder verkleinern, das Bild wird immer dieses Fenster ausfüllen. Es verändert sich also der Zoomfaktor automatisch mit. Mit F11 können Sie übrigens in einen Vollbild-Modus wechseln - und wenn Sie dann noch mit Tab den Werkzeugkasten und das Dock verschwinden lassen, haben Sie eine größtmögliche Bildansicht, aus der Sie ebenfalls mit F11 auch leicht wieder heraus wechseln können.

GIMP SchnellmaskeLinks unten im Bildfenster haben Sie Zugriff auf die "Schnellmaske". Per Knopfdruck wird so eine Maske über das Bild gelegt (siehe Bild rechts). Wenn Sie auf ihr zum Beispiel mit Weiß malen, und dann die Schnellmaske mit dem gleichen Knopf wieder abschalten, haben Sie ganz schnell eine "Auswahl" erzeugt, mit der Sie dann - wie auch immer - weiterarbeiten können.

Rechts unten finden Sie dann den "Navigator" - leider hat er das gleiche Symbol wie das Verschiebewerkzeug, funktioniert aber grundsätzlich anders!
GIMP: Symbol für Navigator und VerschiebewerkuegHinterhältigerweise macht der Navigator das, von dem viele glauben, dass das Verschiebewerkzeug es leiste: Er verschiebt den Bildausschnitt im aktuellen Fenster. Man sieht dies daran, dass die Scrollbalken rechts und unten mitwandern. Benutzt man das Verschiebewerkzeug, um den Bildausschnitt zu wählen, verschiebt man die Bildebene! So kann es einem passieren, dass ein in langer Arbeit verändertes Bild, was dann als JPG abgelegt wird, plötzlich überwiegend leer ist und nur rechts unten noch einen kleinen Ausschnitt des eigentlich bearbeiteten Bildes zeigt. Das untenstehende Bild erläutert diesen Zusammenhang:

GIMP Wirkung ´ds Verschiebewerkzeugs

Durch die nun auf "großen Überblick" geschaltete Ansicht sieht man die Wirkung des Verschiebewerkzeugs: Die Bildebene ist rechts unten, ein JPG-Export würde sich aber auf den überwiegend mit einem Schachbrettmuster angezeigten Bereich beziehen und so einen großen Teil des Bildes gar nicht zeigen.

Speichern und Exportieren

Das Speichern und Exportieren von Dateien ist nun außerdem klar getrennt. Beim Speichern von bearbeiteten Dateien wird künftig ausschließlich das Gimp-eigene Format XCF genutzt. Man kann dies zum Beispiel mit dem PSD-Format in Photoshop vergleichen. Hier wird alles mit gespeichert, besonders auch alle Ebenen, alle Verschiebungen und so weiter. Hätte man obiges Bild im XCF-Format gespeichert, wäre es nach einem erneuten Öffnen wieder zu retten.
Um andere Dateiformate zu erzeugen, müssen Nutzer ihr Projekt "exportieren". Standardmäßig ist hier die Formatwahl auf "per Endung" eingestellt. Das Format ist aber auch im unteren Bereich des Speichern-Dialogs über ein Auswahlfeld einstellbar.
Wählt man zum Beispiel die Endung "jpg", dann geht im nächsten Schrit ein weiteres Fenster des Export-Dialogs auf, in dem unter anderem die "Qualität" des JPG-Bildes eingestellt werden kann.

Der nächste Teil dieses Artikels wird explizit auf einige neue Werkzeuge und die weitere Strategie der GIMP-Entwickler eingehen.

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