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Bei Computerspielen liegen Download-Käufe im Trend. Nicht nur komplette Spiele lassen sich so einfach vertreiben und erwerben, auch und gerade für Erweiterungen eignet sich dieser Weg. Erschienen früher für viele Spiele „Add-Ons“ im Handel, die etwa zum halben Preis des Hauptspiels entsprechenden Umfang boten, gibt es heutzutage immer öfter sogenannte Download-Inhalte, kurz DLC (downloadable content). In Umfang und Preis können diese stark schwanken, denn besonders für den Multiplayerbereich gibt es hier einiges an Vielfalt. Von spielerisch nutzlosen Charakter-Outfits für 79 Cent bis hin zu neuen Levels (im Jargon auch Karten oder Maps genannt), die z.B. bei der beliebten Shooter-Reihe Call of Duty gerne mal im Fünferpaket für stolze 15 € angeboten werden, reichen die typischen Angebote. Aber auch Einzelspieler-Inhalte gibt es immer wieder. Für viele Hersteller sind diese DLCs eine gute Einnahmequelle, sie verkaufen sich oft keineswegs schlecht. Viele Spieler kritisieren das Konzept allerdings. Statt kleiner Häppchen, die in der Summe mehr kosten, hätten sie lieber klassische Erweiterungen. Zudem war es früher durchaus üblich, Boni in ähnlichem Umfang wie manche kommerzielle DLCs kostenlos als Patch zu veröffentlichen. Es gibt allerdings immer noch Entwickler, die das tun, um Fans zu belohnen. Beispielsweise wurde beim Actionspiel Warhammer 40.000: Space Marine der schon vor Veröffentlichung versprochene Koop-Modus zwar verspätet, aber dafür kostenlos nachgeliefert. Spätere Erweiterungen mit weiteren Modi und Maps für den Mehrspieler-Part gibt es allerdings nur gegen Geld (dies ist übrigens auch eins der Spiele mit den erwähnten Charakter-Outfits).

Für einige nähere Beispiele will ich auf die von mir in der Spiele-Historie vorgestellten Titel Portal 2 und Duke Nukem Forever zurückgreifen. Für den legendären, wenn auch letztendlich etwas enttäuschenden Shooter erschienen mittlerweile zwei DLCs für je 7,99 € (Steam-Preis, auf Konsolen ähnlich). Valve, Entwickler von Portal 2, ist bekannt dafür, seine Multiplayer-Spiele (wie Counter-Strike, Team Fortress 2 oder Left 4 Dead) langfristig und unentgeltlich zu pflegen. Letzteres gilt zumindest am PC, denn die Konsolenhersteller bestehen teilweise darauf, dass für neue Inhalte Geld verlangt wird – schließlich verdienen sie prozentual mit. Für Portal 2 erlaubte Microsoft z.B. einen kostenlosen DLC - genau dieser ist im Oktober 2011 erschienen. Und damit wollen wir beginnen.

Portal 2- Peer Review

Herzstück der Erweiterung ist ein neuer Abschnitt der Koop-Kampagne, deren Umfang mit neun Testkammern dem der fünf bisherigen Parcours entspricht. Der Schwierigkeitsgrad ist eher im oberen Bereich angesiedelt, aber wer sich schon durch das komplette Hauptspiel zu zweit gerätselt hat, kommt auch hier durch. Natürlich gibt es auch wieder eine witzige neue Story und Sprüche von „Fan Favourite“ GLaDOS. Komplett neue Elemente (etwa neue Gelsorten) sind nicht enthalten, aber auch nicht nötig, da die altbekannten wieder auf einfallsreiche Weise zusammengefügt wurden. Die Qualität ist wie im Hauptspiel wieder großartig.

Für Einzelspieler gibt es kein wirklich neues Material, immerhin erwartet Higscore-Jäger der Herausforderungsmodus. Darin können die bekannten Levels einzeln gespielt werden. Der Sinn ist, sie beispielsweise besonders schnell oder mit möglichst wenig Portalen abzuschließen. Dafür gibt es Online-Ranglisten, die den Spieler zu immer neuen Höchstleistungen anspornen sollen. Dieser Modus sorgte schon im ersten Teil von Portal für etwas mehr Motivation bei dem geringen Umfang. Nun wurde er auch in den Nachfolger eingefügt. Ob man an dieser Spielweise Spaß hat, ist natürlich Geschmackssache. Auf jeden Fall ist es nett, dass Fans des Modus bedacht wurden und somit auch für Einzelspieler etwas mit dem DLC geboten wird. 

Duke Nukem Forever - Hail to the Icons Parody Pack

Das erste Download-Paket für Duke Nukem Forever (DNF), erschienen im Oktober 2011, betrifft ausschließlich den Mehrspielerbereich des Spiels. Dieser wird mit vier neuen Maps und drei zusätzlichen Spielmodi aufgewertet. Die ergänzten Spielfelder sind als Parodien bekannter anderer Spiele angelegt und enthalten jeweils eine spezielle Waffe, die es nur dort gibt. Besonders vom parodistischen Standpunkt aus am gelungensten ist die Karte „Inferno“, die mit einem absichtlich grobpixeligen Cyber-Höllenszenario den Shooter-Pionier Doom von 1993 aufs Korn nimmt. Die Bonuswaffe DFG ist der legendären BFG (Big F***ing Gun) aus Doom nachempfunden. Moderne Kriegs-Die vier neuen MapsShooter wie Call of Duty sind dagegen Vorbild für „Call of Duke“ im Stil einer zerbombten Stadt eines nicht näher bestimmten Nahost-Staates. An den Wänden finden sich einige satirische Werbeplakete, etwa für Fischöl vom Dorsch (englisch cod). Die exklusive „N00b T00b“ sieht aus wie eine aufgemotzte Kartoffelkanone und funktioniert wie ein Granatwerfer. Eine fast gleichnamige Map aus Valves Erfolgstitel Team Fortress 2 stand Pate für „2Forts1Bridge“, deren beliebtes Layout fast vollständig kopiert wird. Als Witz sind überall bunte Hüte verteilt, denn mit solchen lassen sich auch die Charaktere im Original ausstatten, die Bonuswaffe ist eine Minigun namens Tittyana. Schließlich gibt es noch „Sandbox“ – falls die eine Parodie sein sollte, ist mir nicht bekannt, worauf. Wie schon auf der bekannten Karte „Duke Burger“ sind hier alle Spieler geschrumpft und kämpfen in diesem Fall in einem Sandkasten mit Spielzeug-Hindernissen. Dies ist die weitläufigste Map in DNF, also sind Waffen mit hoher Reichweite hier besonders effektiv. Statt der üblichen Rohrbomben verfügen die Spieler hier über fiese Haftminen.

Von den drei neuen Spielvarianten konnte ich zwei, „Hot Potato“ und „Free for all Hail to the King“, mangels verfügbarer Spiele im Server Browser bisher kaum austesten. Es handelt sich aber ohnehin nur um Abwandlungen bekannter Spielarten. Interessant ist aber „Freeze Tag“: Die Spieler sind in Teams aufgeteilt und ausschließlich mit Eisstrahlern ausgerüstet. Schafft man es, dass komplette Gegnerteam gleichzeitig einzufrieren, hagelt es Bonuspunkte. Ein wahrhaft „cooler“ Spaß.

Ist die ganze Angelegenheit 8 € wert? Kaum. Der Umfang ist für den Preis nicht allzu hoch und es ist nicht ganz einfach im Internet Server zu finden, auf denen die neuen Maps und insbesondere die Modi überhaupt gespielt werden. Allerdings ist der Multiplayer in DNF generell eine ziemlich spaßige Angelegenheit und mit dieser Erweiterung kann man noch einmal einen Motivationsschub bekommen. Da es aber insbesondere bei Steam häufig Rabattaktionen gibt, lohnt es sich, auf eine solche zu warten und zum Discount-Preis zuzugreifen, denn der vorhandene Inhalt hat durchaus seine Qualitäten – es hätte nur etwas mehr sein können.

Duke Nukem Forever - The Doctor who cloned me

Für die Versäumnisse des Parody Pack entschädigt die zweite Erweiterung für DNF, erschienen im Dezember 2011. Diesmal werden vor allem Freunde der Einzelspieler-Kampagne beachtet, aber auch der Mehrspieler-Spaß wird nicht vergessen. Käufer dieses Download-Inhalts haben Zugriff auf einen neuen Story-Abschnitt von etwa vier Stunden Länge, der an das Ende des Hauptspiels anschließt. Duke bekommt es zu Beginn mit seinem alten Dr. Proton / Ein DukebotErzfeind Dr. Proton zu tun und muss feststellen, dass dieser eine Armee von Robotern und Duke-Klonen aufgebaut hat. Das kann der echte Duke natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Aber auch die altbekannten Aliens haben noch nicht genug und bekommen eine neue Abreibung von Mr. Nukem. Die neue Kampagne ist aus ganz ähnlichen Elementen aufgebaut wie die des Hauptspiels, also aus Schieß-, Sprung-, Rätsel- und Fahrabschnitten. Zu Anfang gibt es viel Neues zu sehen, der Mittelteil wirkt dann weniger einfallsreich. Dafür entschädigt der letzte Abschnitt, der nicht auf der Erde spielt und mit einem für DNF einzigartigen Bosskampf endet – der hätte dem ursprünglichen Spiel schon gut gestanden. Insgesamt lässt sich sagen: Wer DNF mochte, macht mit dem Kauf dieses DLC nichts falsch. Hatte man dagegen bisher schon keinen Spaß mit dem Duke, wird sich hier auch nichts daran. Klassisches Fazit: „Für Fans.“ 

Neben je zwei neuen Gegnertypen und Bossen gibt es auch zwei zusätzliche Waffen. Der Expander z.B. bläht Gegner mit einem Schuss auf, so dass ein weiterer Treffer sie zum Platzen bringt. Die beiden Ballermänner sind auch auf den vier ebenfalls enthaltenen Mehrspielerkarten zu finden. Die wirken diesmal etwas generisch, etwa eine Fabrikanlage oder ein halbzerstörtes Hochhaus. Trotzdem ist es schön, dass die Entwickler diesmal mehr Umfang für den gleichen Preis bieten und beide Teile des Spiels bedacht haben. The Doctor who cloned me hat damit ein wesentlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als das Parody Pack.

Fazit

Auch wenn diese drei DLCs natürlich nur ein sehr kleiner und nicht repräsentativer Einblick in das Angebot sind, zeigen sie schon einige Vor- und Nachteile des Trends. Ein gut gemachter DLC kann wie ein klassisches Add-On viel zusätzlichen Spielspaß zu einem (hoffentlich) angemessenen Preis liefern. Andererseits verleitet das Modell auch dazu, Mini-Erweiterungen oder nutzlose Boni zu überhöhten Preisen auf den Online-Markt zu werfen. Gerade kostenpflichtige Multiplayer-Erweiterungen haben zudem das Problem, dass sie die Community spalten: Es kann nicht mehr jeder Käufer des ursprünglichen Spiels mit jedem anderen spielen. An DNF sieht man das ganz gut: Wer keinen oder nur einen der DLCs hat, für den bleibt der Zugang zu manchen Servern verwehrt. Die Käufer kämpfen dagegen unter Umständen mit dem Problem, überhaupt Server mit den neu erworbenen Karten zu finden. Gerade mit dem eingeschränkten Serverbrowser von DNF sind diese nicht immer sofort erkennbar. Wie bei so vielen Dingen hat auch diese Medaille also zwei Seiten. Für die Hersteller lohnt sich das Anbieten von DLCs jedenfalls, der Download-Verkauf ist logistisch sehr einfach und die Käufer schlagen häufig zu. Leider neigen manche Anbieter offenbar dazu, Inhalte absichtlich aus dem Grundspiel zu entfernen und später einzeln anzubieten. Geduldige Spieler können auf spätere, günstige Komplettpakete warten, ansonsten gilt es, genau abzuwägen, faire Angebote mit einem Kauf zu würdigen und Abzocker abzustrafen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt einpendelt. Eher in Richtung umfangreiche Add-Ons oder doch hin zu überteuerten Map Packs? Der Käufer entscheidet!