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Das Genre des Jump’n’Run (dt.: Springen und Rennen) ist eines der ältesten und beliebtesten der Computerspiele-Geschichte. Erfunden wurde es 1981 von Nintendo mit Donkey Kong, die gleiche Firma revolutionierte das Genre 1996 mit dem dreidimensionalen Super Mario 64. Seitdem erfreuen sich sowohl klassische „Side Scroller“ mit zweidimensionalem Spielablauf, oft trotzdem durch 3D-Grafik dargestellt, als auch echte 3D-Titel mit mehr Bewegungsfreiheit großer Beliebtheit. Ein gewisser Mangel herrscht allerdings an neuen Ideen. Zwar brachte Nintendos aktuelle Konsole Wii frischen Wind in viele Spielkonzepte (und ermöglichte ganz neue), für das klassische J’n’R scheint die bewegungssensitive Steuerung aber keine sinnvollen Möglichkeiten zu bieten. Sogar Nintendo selbst verließ sich bei Super Mario Galaxy (3D) und New Super Mario Bros. Wii (2D) weitgehend auf bewährte Mechanismen (wenngleich sie dabei nahezu perfekte Arbeit ablieferten). Andere Hersteller machen es bisher kaum besser. Ein anderes Bild ergibt sich bei einem Blick auf den Download-Service WiiWare. Dieser startete im Mai 2008 und erlaubt es einerseits dem Kunden, kleinere Spiele für wenig Geld herunterzuladen, andererseits kleineren und unabhängigen Entwicklern, ihre Produkte dort anzubieten, wo potenzielle Käufer sie auch wahrnehmen. Ich möchte hier einige Titel vorstellen, die klassische J’n’R-Elemente mit neuen Ideen verbinden, welche speziell die Steuerung mit dem Wii-Controller ausnutzen. Sie verwenden übrigens alle die Seitenansicht, sind auch für Kinder geeignet und kosten jeweils1000 Nintendo-Points, was ca. 10 Euro entspricht. Die Punkte kann man in Form von Karten im Handel oder direkt per Kreditkarte kaufen.

LostWinds

Direkt als eines der ersten Spiele zum Start von WiiWare erschien LostWinds. In einer eigentlich idyllischen, aber wie üblich von dunklen Mächten bedrohten Fantasiewelt steuert man den Jungen Toku klassisch mit dem Analogstick des Nunchuk. Alleine kann der Kleine nicht viel. Er schafft es gerade noch, kleine Vorsprünge hochzuklettern, Springen ist schon zu viel verlangt. Zum Glück trifft er zu Anfang des Spiels den Windgeist Enril, der nun als Cursor auf dem Bildschirm erscheint und mit der Wiimote umherbewegt wird. Ein kleiner Schwung bei gedrücktem A-Knopf erzeugt einen Windstoß, mit dem Toku oder andere Gegenstände kurzfristig in die Luft geworfen werden können. Auch Gegner können so herumgeschleudert und besiegt werden. Während des Abenteuers erhält Enril weitere Fähigkeiten, die dazu dienen, neue Gebiete der weit verzweigten, nichtlinaren Spielwelt erreichbar zu machen. Somit liegt der Fokus des Spiels auf dem Erforschen und Tüfteln, obwohl beim Einsatz der Windstöße auch Geschick gefragt ist. Allzu schwierig oder umfangreich ist das Abenteuer ohnehin nicht, davon abgesehen überzeugt es aber durch die tolle Grundidee und klasse Spielbarkeit.

  • Hersteller: Frontier Development
  • Erschienen: Mai 2008
  • Preis: 1000 Points
  • Spieldauer: 3-4 Stunden

LostWinds: Winter of the Melodias

Da nach dem Endkampf von LostWinds zwar die unmittelbare Gefahr für Tokus Dorf beseitigt, nicht jedoch die Wurzel des Übels gefunden war, war eine Fortsetzung unausweichlich. Entwickler Frontier – übrigens gegründet von David Braben, Programmierer des Klassikers Elite – enttäuschte die zahlreichen Fans nicht und lieferte mit Teil 2 ein noch besseres Spiel ab. Tokus Mutter ist auf der Suche nach dem Dorf der legendären Melodias verschollen, Toku macht sich auf zur Rettung und landet in einer Eiswelt. Abgesehen von diesem neuen Setting hat sich an der 3D-Grafik des Vorgängers nichts geändert. Neue Spielelemente gibt es dafür einige. Zwar bekommt Enril nur eine neue Fähigkeit spendiert, dieser Wirbelsturm ist aber vielseitig einsetzbar. Zum Beispiel kann man damit auch Gewässer in Wolken verwandeln, die man dann an anderer Stelle wieder abregnen lässt. Am interessantesten ist aber die Möglichkeit, an bestimmten Stellen der etwas größeren Spielwelt das Klima zwischen Sommer und Winter zu wechseln. So ergeben sich noch mehr knifflige Situationen als im Vorgänger, womit sich LostWinds 2 noch mehr Richtung Action-Adventure bewegt. Aber auch die Geschicklichkeit beim Umgang mit den Windfähigkeiten wird weiterhin gefordert.

  • Hersteller: Frontier Development
  • Erschienen: Oktober 2009
  • Preis: 1000 Points
  • Spieldauer: 4-5 Stunden

NyxQuest: Kindred Spirits

NyxQuest orientiert sich lose an der griechischen Mythologie: Das geflügelte Mädchen Nyx begibt sich auf der Suche nach ihrem Freund Ikarus vom Olymp auf die Erde und findet diese verwüstet vor. Offenbar planen einige Sagengestalten den Untergang der Menschheit und machen nun auch Nyx das Leben schwer. Glücklicherweise erhält sie Hilfe von den Göttern, die ihr nach und nach nützliche Fähigkeiten verleihen. Im Gegensatz zu Toku kann Nyx von sich aus vom Boden abheben. Auf Knopfdruck schlägt sie bis zu fünfmal mit den Flügeln, bevor sie zwangsweise wieder Bodenhaftung sucht. Dazu kann man sie eine kurze Zeit gleiten lassen. Nach der ersten Begegnung mit Zeus erscheint zudem auch hier ein Cursor, über den zunächst eine Telekinese-Fähigkeit kontrolliert wird. Diverse Gegenstände werden damit wesentlich direkter umherbewegt als in LostWinds; da gleichzeitig noch die Spielfigur mit dem Analogstick gesteuert werden muss, ergibt sich ein interessantes und anspruchsvolles Spielgefühl. Später dient der Cursor auch als Fadenkreuz, dann können Gegner und andere Hindernisse einfach mit Blitzen abgeschossen werden. Die sehr schöne 3D-Grafik lässt die Umgebung plastisch wirken, leider sehen jedoch alle Level gleich aus. Nyx ist besonders geschmeidig animiert, aber trotz ihrer grazilen Erscheinung wirken ihre Bewegungen manchmal etwas träge. Im linearen Spielablauf gibt es immer wieder neue Spielelemente, dabei wird dem Spieler stellenweise sehr viel Geschick und schnelles Reaktionsvermögen abverlangt. Das wird Veteranen freuen, kann aber auch frustrieren.

  • Hersteller: Over The Top Games
  • Erschienen: Juni 2009
  • Preis: 1000 Points
  • Spieldauer: ca. 6 Stunden

Max and the Magic Marker

Ähnlich wie bei den anderen vorgestellten Spielen steuert man auch hier die Spielfigur, einen kleinen Jungen namens Max, klassisch mit dem Analogstick, während die Wiimote einen magischen Filzstift über den Bildschirm bewegt. Ohne um dessen Zauberkräfte zu wissen, hat Max damit ein Monster gezeichnet, das prompt lebendig wird und Chaos verbreitet. Diesen Fehler will er natürlich ausbügeln und deswegen darf der Spieler ihn und den Stift durch eine von Kinderzeichnungen inspirierte Welt steuern. Sammelt Max genug Tinte ein, kann man mit dem Zauberstift Objekte in die Landschaft kritzeln, die dann massiv werden und physikalischen Gesetzen unterliegen. So erzeugt man beispielsweise Brücken und Treppen oder simple „Klumpen“, die man als Gewicht auf Wippen oder Gegner fallen lässt. Bei kniffligen Passagen mit beweglichen Hindernissen kann man das Spiel anhalten, in diesem Pausemodus aber weiterhin zeichnen. So ergibt sich eine gute Mischung aus Knobeleien und Geschicklichkeitseinlagen, eingebettet in niedlichen Charme. Max and the Magic Marker ist auch für PC und Mac erhältlich, als Download sowie als Ladenversion, und wird dann mit Tastatur und Maus gesteuert. Allerdings sind diese Versionen etwas teurer als der WiiWare-Download. Eine Demo ist ebenfalls verfügbar.

  • Hersteller: Press Play 
  • Erschienen: Januar 2010
  • Preis: 1000 Points
  • Spieldauer: ca. 4 Stunden

Max and the Magic Marker

Max and the Magic Marker (Bild aus der PC-Demo)

Schlusswort

Natürlich ist das nur ein kleiner Einblick in das Gesamtangebot. Allein im J’n’R-Genre gibt es noch viel mehr Auswahl: Sowohl klassischere Vertreter als auch solche, die einzigartige Ideen ohne Nutzung der speziellen Wii-Steuerung umsetzen. Aber auch eine Vielzahl anderer Spiele, oft noch günstiger als die hier genannten, ist verfügbar. Eine Übersicht findet sich auf der Website von Nintendo unter http://www.nintendo.de/NOTFOUND.