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Duke Nukem Forever erschien am 10. Juni 2011 nach 14 Jahren Entwicklungszeit. Lange war es als längster Running Gag der Computer- und Videospiele-Geschichte verschrien und vor zwei Jahren dachte man noch, dass es nie fertig werden würde. Doch nun ist es tatsächlich da! Der letzte Teil der Spiele-Historie stellte die ersten Duke-Nukem-Spiele, die die Beliebtheit des Helden begründeten, vor und gab einen Einblick in die Anfänge der Entwicklung des Nachfolgers. Hier ist nun die Fortsetzung dieser fast unendlichen Geschichte und ein subjektiver Überblick auf das fertige Spiel.

Übrigens erschienen nach der DOS-Version von Duke Nukem 3D auch noch einige Konsolen-Umsetzungen unter anderem auch für das Nintendo 64. In den nächsten Jahren gab es auch einige konsolen-exklusive Duke-Spiele, die aber nicht zur Kern-Serie gezählt werden. Erwähnenswert ist noch das spaßige Duke Nukem: Manhattan Project, 2002 für Windows-PCs veröffentlicht. Trotz 3D-Grafik kehrt es zum klassischen 2D-Gameplay zurück und bringt auch Dr. Proton als Bösewicht zurück. Der bedroht die Welt diesmal mit mutierten Tieren, wodurch auch die bekannten Pig Cops ein Comeback erleben.

Das große Warten, Teil 2

Zur Erinnerung: Im Jahr 2001 gab es zuletzt Lebenszeichen von Duke Nukem Forever (DNF) in Form von viel versprechendem Material. Das war also bereits vier Jahre nach der ersten Ankündigung – ein Zeitraum, der meist schon zur Fertigstellung eines Top-Titels reicht. Doch durch den Wechsel der zugrunde liegenden Technologie (Engine), ging viel Arbeit verloren. Zudem war Chefentwickler George Broussard, wie man von Ex-Mitarbeitern erfuhr, offenbar immer bestrebt, Neuerungen aus anderen aktuellen Spielen in sein Projekt einzubauen. Daraus folgten zwangsläufig immer neue Verzögerungen, ohne dass ein fertiges Grundgerüst entstehen konnte. Gespannte Erwartung wich Hohn und Spott aus der Spielergemeinde. DNF erhielt mehrmals den jährlichen „Vaporware Award“ und 2004 sogar den Preis für das Lebenswerk. 2009 kam der große Knall: Es wurde verkündet, dass den Entwicklern schließlich das Geld ausgegangen war. Die Belegschaft von 3D Realms (3DR) wurde auf ein Mindestmaß zusammengeschrumpft, die Arbeiten an DNF offiziell eingestellt. Ein unschöner Rechtsstreit mit Take-Two Software, die einen Publishing-Vertrag für das Spiel hatten, folgte. Etliche Spielemedien veröffentlichten Abgesänge auf den Dukes Babes 2001 und 2011einst großen Helden. Doch ein Duke stirbt nie, ein Duke kommt halt nicht zu früh! Die Rettung kam in Form von Gearbox Software, 1999 von Ex-3DR-Entwicklern gegründet. 2010 kündigten sie an, dass sie das Spiel fertig stellen und mit Publisher 2K Games (ein Label von Take-Two) veröffentlichen würden und präsentierten der staunenden Öffentlichkeit sogar eine spielbare Demoversion auf einer Messe. Tatsächlich hielten sie Wort: Der 10. Juni 2011 war schließlich der Veröffentlichungstermin von Duke Nukem Forever. Doch konnte der Titel nach so langer Zeit überhaupt noch begeistern? War Duke Nukem nicht längst überholt, ganz zu schweigen von der verwendeten Technologie? Fachpresse und Spieler sind sich da nicht einig, was folgt, ist meine persönliche Meinung.

Duke Nukem Forever

In Dukes Welt sind 12 Jahre seit seinen letzten Heldentaten vergangen und als größter Held Amerikas vertreibt er sich die Zeit in seinem eigenen Casino in Las Vegas mit Videospielen, Gewichtheben und liebeshungrigen Zwillingen. Doch die Aliens von damals kehren zurück und wieder entführen sie alle „Babes“. Duke tritt wieder in Aktion! Von Las Vegas über die Wüste Nevadas bis zum Hoover Dam führt diesmal das Abenteuer, das mit 10 bis 15 Stunden Spielzeit relativ lange im Vergleich zu anderen heutigen Shootern ist. Darin begegnet der Spieler hauptsächlich den aus DN3D bekannten Gegnertypen in überarbeiteten Formen. Die Pig Cops können nun z.B. verschiedene Waffen benutzen und auch in den Nahkampf übergehen. Auch die altbekannten Waffen sind wieder mit von der Partie, ergänzt durch einige Neuzugänge, die aber wenig einfallsreich ausfallen. Im Gegensatz zu damals kann man nicht mehr alle Schießeisen auf einmal herumtragen, sondern immer nur zwei gleichzeitig (plus einige zusätzliche Items). Dies ist offenbar ein Zugeständnis an Konsolenspieler, für die das ursprünglich als reiner Schrumpf-Duke brettert im Spielzeug-Auto durchs CasinoPC-Titel entwickelte Spiel von Gearbox umgesetzt wurde. Dem ist auch die Verwendung von festen Speicherpunkten statt einer freien Speicherfunktion geschuldet. Ebenfalls angewendet wird die im letzten Artikel beschriebene Auto-Heilung à la Halo. Da wirkt es etwas ironisch, dass Duke in einer Szene eine Rüstung, die aussieht wie die des Halo-Helden, mit der Begründung ablehnt, das sei nur etwas für Weicheier. Solche Anspielungen auf die Konkurrenz sowie einige selbstironische Bemerkungen kommen im Spielverlauf übrigens öfter vor und lassen den Spieler schmunzeln. Generell zieht sich recht derber Humor durch das Spiel und auch nackte Tatsachen gibt es zu bestaunen. An dieser Stelle muss man sagen, dass DNF erwartungsgemäß grafisch nicht auf der Höhe der Zeit ist, aber doch akzeptabel aussieht. Die Systemanforderungen am PC sind dafür recht gering. Die Konsolenfassungen gelten als technisch weniger gelungen. Viele Spieler klagen über matschige Texturen, einen ruckeligen Spielablauf und misslungene Steuerung.

Action-Impressionen aus DNFAbgesehen von den oben erwähnten Anpassungen an moderne Standards gibt sich DNF betont klassisch. Schießereien gehen flott und wenig taktisch von der Hand. Immer wieder findet man sich in kleinen, abgegrenzten Arealen wieder, wo man einige Gegnerwellen abwehren muss, bevor sich ein Ausgang öffnet. Dieses Verfahren wird auf die Dauer leider etwas langweilig. Die Levels sind generell recht eng und linear, kein Vergleich zu den weitläufigen Abschnitten des Vorgängers, in denen häufig Geheimnisse zu entdecken waren, aber konform mit den meisten modernen Genre-Vertretern. Immerhin bemühten sich die Entwickler um Abwechslung, so gibt es häufiger kleine Rätsel, Sprungeinlagen, Fahrzeugsequenzen oder Einsätze an einem stationären Geschütz. Wieder können viele Objekte der Umgebung in irgendeiner Weise benutzt werden, was Dukes „Ego“ (seine Lebensenergie) erhöht. Immer wieder mal wird Duke vorübergehend geschrumpft und hüpft im Mini-Format über Roulette-Tische oder durch die Küche des „Duke Burger“. Kämpfe gegen riesige Endgegner sind natürlich auch mehrfach eingestreut.

Letztendlich entpuppt sich DNF rein spielerisch als durchschnittlicher Shooter ohne allzu viele Besonderheiten. Was den Titel jedoch heraushebt, ist der Duke-Charme. Manch einer mag die platten Sprüche des 90er-Jahre-Machos als pubertär, sexistisch und veraltet abtun, doch in Zeiten bierernster Militär-Szenarien, die derzeit das Shooter-Genre dominieren, wirkt solch eine selbstironische Ansammlung alter Action-Klischees schon wieder erfrischend. Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, wie er/sie das sieht.
Übrigens geizt selbstverständlich auch Duke Nukem Forever nicht mit deftiger Gewaltdarstellung, doch richtet sich diese nur gegen die bösen Aliens, nicht gegen Menschen, und so konnte das Spiel die rote USK-Plakette (keine Jugendfreigabe) erhalten und erschien in Deutschland ohne Einschnitte. 2K Games entschied sich sogar, eine deutsch synchronisierte Fassung zu veröffentlichen. Als Sprecher für die Titelrolle engagierte man Manfred Lehmann, bestens bekannt als deutsche Stimme des US-Schauspielers Bruce Willis. Zwar kann man sich darüber streiten, ob die oft schwer zu übersetzenden Einzeiler des Duke überhaupt eingedeutscht werden sollten, doch muss man zugeben, dass sie wohl keine passendere Stimme hätten finden können. Verfechter des Originaltons mit Jon St. John können glücklicherweise auch bei Kauf der deutschen Fassung auf den englischen Ton umschalten.

Ein kleines RätselNatürlich ist auch ein Mehrspielermodus enthalten, der wie der Singleplayer auf eine Mischung aus Klassik und Moderne setzt. So gibt es nur wenige, simple Spielmodi für maximal acht Spieler. Duke Nukem persönlich ist das einzig verfügbare Charaktermodell, kann jedoch mit verschiedenen Kleidungsstücken individualisiert werden. Diese stehen aber nicht sofort zur Verfügung. Für erfolgreiches Spielen erhält man Erfahrungspunkte, die neu Accessoires freischalten. Spielentscheidende Vorteile erhält man auf diese Weise nicht. Menschliche Gegner mit dem Schrumpfstrahler zu bearbeiten ist natürlich ein besonderer Spaß und das aus DN3D bekannte Jetpack lässt Spieler in DNF nur im Multiplayer umherfliegen. All dies ist schnell, simpel und spaßig, jedoch noch von leichten technischen Problemen geplagt.

Kaufen?

Duke Nukem Forever ist erhältlich für Windows-PC, Xbox 360 und PlayStation 3. Die PC-Version nutzt Steam. Sie ist also auch im dortigen Online-Store als Download für 49,99 € erhältlich. Der Straßenpreis für die „Boxed“-Version liegt i.A. niedriger. Auch die Konsolenfassungen sind oft günstiger zu haben als andere Neuveröffentlichungen, aufgrund von Lizenzgebühren aber teuer als die PC-Version. Beim Kauf von Versandhändlern aus Deutschland ist zu beachten, dass wegen der 18er-Freigabe zusätzliche Versandkosten anfallen für die eigenhändige Zustellung. Bei amazon.de betragen diese Gebühren 5 €. Übrigens existiert auch eine umfangreich ausgestattete Sammlerausgabe namens „Balls of Steel Edition“, die allerdings mittlerweile kaum noch zu bekommen ist.