- Werbung -

Willkommen beim subjektiv gefärbten Überblick über interessante „erwachsene“ Spiele für die Nintendo-Konsole Wii aus dem Jahr 2009. Für die Vorjahre gibt es schon zwei solcher Artikel, Teil 1 hat eine genauere Erklärung, worum es hier geht, Teil 2 führt weitere Spiele auf. Auch wenn, aufgrund persönlicher Präferenz des Autors, der Fokus liegt diesmal recht stark auf Actionspielen liegt, müssen erwachsene Spiele nicht zwangsläufig gewalttätig sein. Ein beliebtes und meist friedliches Genre ist das der Sportspiele. Dieses wurde und wird in dieser Serie weniger beachtet, ist aber dennoch stark vertreten. Neben etwa der jährlich neu aufgelegten Produktpalette an Ballsportarten von EA Sports, etwa FIFA Fußball, gibt es auch einige, die die besonderen Kontrollmöglichkeiten der Wii-Controller richtig ausnutzen. Beispiele sind Golf (Tiger Woods PGA Tour 10, EA Sports) oder Tennis (Grand Slam Tennis, EA Sports; Virtua Tennis 2009, Sega). Gerade diese Spiele profitieren vom neuen Wii MotionPlus, einer Hardware-Erweiterung von Nintendo, die an die Wiimote angeschlossen wird und mit zusätzlichen Sensoren eine genauere Positionserkennung ermöglicht, wenn ein Spiel dieses unterstützt. Auch Actionfreunde setzen große Hoffnungen in dieses Gerät. Das für 2010 angekündigte Red Steel 2 von Ubisoft will damit Schießereien und Schwertkämpfe wesentlich dynamischer gestalten als im Vorgänger. Nintendo hat außerdem einen neuen Zelda-Titel mit entsprechender Unterstützung in Aussicht gestellt.


Nun aber zu den 2009er-Spielen!

Baphomets Fluch: Director’s Cut

Baphomets Fluch ist ein klassisches Point’n’Click-Adventure der britischen Revolution Studios mit gezeichneter Grafik, das bereits 1996 für den PC erschien und drei Fortsetzungen nach sich zog. Der beliebte Klassiker wurde nun in einer erweiterten Fassung für Wii neu aufgelegt. Die Geschichte folgt George, einem US-Touristen in Paris, und der örtlichen Journalistin Nico. Sie geraten in eine Mordserie und decken schließlich die finsteren Machenschaften moderner Tempelritter auf. In der Rolle von George erledigt man genreübliche Aufgaben, ein besonderer Fokus liegt auf den ausführlichen Dialogen, alle Figuren sind übrigens mit ausgezeichneten deutschen Sprechern versehen. In den neuen Sequenzen des Director’s Cut übernimmt man auch die Kontrolle über Nico, was bisher nur in den Fortsetzungen möglich war. Die Geschichte setzt auf eine erwachsene Stimmung und Spannung, aufgelockert mit etwas Humor. Begegnungen mit gefährlichen Gangstern können bei falschen Entscheidungen des Spielers auch mal tödlich ausgehen, man selbst übt aber keine Gewalt aus; das Spiel ist ab 12. Technisch wirkt es recht veraltet, die gezeichneten Grafiken sind nach heutigen Maßstäben etwas detailarm. Der inhaltlichen Qualität tut das keinen Abbruch, ob man für die Neuauflage eines so alten Spiels aber den Vollpreis eines neuen Titels zahlen möchte, muss jeder selbst entscheiden. Die PC-Versionen der alten Serienteile sind spottbillig in den Grabbelkisten der Fachhändler zu finden.

Call of Duty: Modern Warfare - Reflex Edition

Der hochgelobte vierte Teil von Call of Duty verließ 2007 erstmals den Zweiten Weltkrieg und widmete sich einer fiktiven Handlung um arabische und russische Terroristen in der Gegenwart – Modern Warfare eben. Wii-Besitzer blieben diesmal außen vor und durften weder die intensive, aber kurze Einzelspielerkampagne, noch den umfangreichen und motivierenden Mehrspielermodus erleben. Ende 2009, als auf den anderen Konsolen und dem PC schon Modern Warfare 2 erschien, holte Activision dieses Versäumnis nach und präsentierte die Reflex Edition des Vorgängers – eine sehr gelungene Wii-Umsetzung. Mit natürlich abgespeckter Grafik aber einwandfreier Bewegungssteuerung kann man die originalgetreu umgesetzte Story nachspielen, dabei kann sich auch ein zweiter Spieler dazuschalten, der allerdings nur ein zusätzliches Fadenkreuz zum Mitballern bekommt, die eigentliche Kontrolle des Charakters bleibt Spieler 1 vorbehalten. Den „richtigen“ Mehrspielerspaß bekommt man online, mit einer Fülle an Modi vom einfachen gegenseitigem Abschießen bis zu Teamspielen. Dabei erhält man mit der Zeit immer neue Boni wie etwa bessere Waffen. So fesselt dieser Modus sehr lange, was die Kürze des Einzelspielermodus aufwiegt. Das Spiel setzt übrigens auf eine schonungslos realistische Darstellung moderner Kriegsführung und ist daher nur für Erwachsene freigegeben.

The Conduit

Entwickler High Voltage Software hatte sich hohe Ziele gesetzt: Ein Science-Fiction-Ego-Shooter, der mit den großen Konkurrenten der HD-Konsolen mithalten kann, grafisch Maßstäbe auf der Plattform setzt und eine besonders ausgeklügelte und detailliert einstellbare Steuerung bietet, sollte The Conduit werden. Das Positive zuerst: Den letzten Punkt haben sie vorbildlich hinbekommen. Nicht nur die Knopfbelegung der Controller lässt sich beliebig ändern, selbst Dinge wie Zeiger-Empfindlichkeit, Dreh- und Laufgeschwindigkeit etc. können eingestellt werden. Das erhoffte Grafikwunder ist dagegen ausgeblieben. The Conduit ist nicht hässlich und bietet einige nette Effekte, sieht aber trotzdem nicht umwerfend aus. Spielerisch bekommt man Shooter-Standardkost geboten. In der Rolle eines US-Agenten bekommt man es mit einer Alien-Invasion in Washington und der dazugehörigen verschwörerischen Geheimorganisation der Regierung zu tun. Die Geschichte ist wirklich nicht originell, hätte aber dennoch interessant gestaltet werden können. Leider gibt es statt spannender Zwischensequenzen nur Dialoge (von amerikanischen Sprechern mit deutschen Untertiteln), die viele Details im Unklaren lassen. Gekämpft wird also gegen Außerirdische und menschliche Feinde, dadurch reicht auch das Waffenarsenal von konventionell über futuristisch bis zu außerirdisch-organisch, allerdings wirkt das alles wie schon einmal gesehen, eigenständige Ideen fehlen dem Spiel etwas. Andererseits bleiben auch große Fehler im Spielverlauf aus, so dass man als Genre-Fan Spaß hat, nur eben, ohne Überraschungen zu erleben. Für Wii-Verhältnisse sehr gelungen ist der Online-Mehrspielermodus mit zahlreichen Optionen. Der Ballerspaß ist in Deutschland ab 16 freigegeben.

Dead Space: Extraction

Dead Space war 2008 ein Überraschungshit für Visceral Games und Electronic Arts auf den HD-Konsolen und PC. Im von der Spielmechanik an Resident Evil 4 erinnernden Actionspiel zerlegt der Spieler an Bord eines düsteren Raumschiffes gruselige Mutanten in ihre Einzelteile. Überraschend war deswegen auch, dass das Spiel ohne Kürzungen die rote USK-Plakette „keine Jugendfreigabe“ bekam. Bevor Visceral sich dem zweiten Teil widmete, entwickelten sie noch einen Ableger für Wii mit dem Untertitel Extraction. Dessen Handlung stellt ein „Prequel“ zu Dead Space dar, spielt also zeitlich davor und deckt einige Hintergründe der darin erlebten Ereignisse auf. Die Spielmechanik wurde total geändert, in Extraction sieht man aus der Ego-Perspektive, wie sich der Spielcharakter selbständig bewegt und darf nur das Fadenkreuz bewegen und abrücken. Dieses Spielerlebnis „wie auf Schienen“ wird auch Rail-Shooter genannt und wurde ursprünglich in Spielhallen mit sogenannten Lightguns gespielt. Eine Wiimote ist aber ein wunderbarer Ersatz für so eine Pistolenreplika, weswegen das Genre zunehmend stark auf der Nintendo-Konsole vertreten ist. Als Wii-Exklusiventwicklung wurde mehr Wert auf Story, Umfang und Abwechslungsreichtum gelegt als bei den simpleren Groschengräbern. Wie beim Original sind die Umgebungen düster, die Monster eklig und die Waffen ausgefallen, zudem ist die Grafik für das System herausragend. Extraction lässt sich auch komplett zu zweit durchspielen, dann gibt es eben ein weiteres Fadenkreuz im Bild. Die deutsche Version ist diesmal leicht entschärft, gehört dennoch nicht in Kinderhände.

Damit ist die erste Hälfte der Liste abgearbeitet, im bald folgenden zweiten Teil gibt es wieder eine Genre-Übersicht und vier ausführlichere Spielevorstellungen.