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Willkommen bei Teil 2 der erwachsenen Wii-Spiele 2009. Die erste Hälfte des Artikels findet sich hier. Bevor es mit den ausführlicheren Beschreibungen weitergeht, möchte ich einen kurzen Überblick über das 2009 stark vertretene (man könnte auch sagen: ausgeschlachtete) Genre der Musikspiele geben. Die von Guitar Hero losgetretene und von Rock Band weitergeführte Welle brachte in den letzten Monaten einige Ableger hervor.

Activision, für die Harmonix das ursprüngliche Guitar Hero entwickelte (mittlerweile von anderen Entwicklern weitergeführt) veröffentlichte neben dem „vollwertigen“ Guitar Hero 5 mit fettem Musikkatalog und neuen Features noch die weniger umfangreichen Ableger Guitar Hero Metallica und Guitar Hero Greatest Hits (eine Sammlung von Songs älterer Teile, diesmal als Original statt Coverversionen und mit voller Bandunterstützung) sowie Band Hero, das das gleiche Spielprinzip, aber eine einsteigerfreundlichere Ausrichtung und „poppigere“ Musikauswahl hat. Dazu kam noch DJ Hero mit einem neuartigen Turntable-Controller, der also einem Plattenteller mit Mischpult nachempfunden ist. Lizenzierte Originalsongs wurden dafür zu speziellen Mixen kombiniert, die man nun nachspielt. Das hat mit echter DJ-Arbeit zwar noch weniger zu tun als Guitar Hero mit echtem Gitarre spielen, macht aber dennoch Spaß.
Konkurrent Electronic Arts, bei denen Rock Band von Harmonix veröffentlicht wurde, konterte mit einer Produktpalette, die neben Rock Band 2 auch The Beatles: Rock Band und das eher kinderfreundliche LEGO Rock Band enthält. In letzterem stehen tatsächlich Lego-Figuren auf der Bühne und agieren in witzigen Zwischensequenzen, die Musikauswahl bietet mehr Pop als Rock.
Einen ganz anderen Ansatz verfolgen die über den Download-Service WiiWare erhältlichen Spiele der Reihe Bit.Trip von Gaijin Games. Die abstrakte Grafik und „Chiptunes“-Musik sind inspiriert von Spielen der 80er-Jahre, das Gameplay bietet simple, aber anspruchsvolle, Geschicklichkeitstest im Rhythmus der Musik. Für je ca. 6 € sind Bit.Trip Beat und Core erhältlich, Void gibt es noch nicht in Europa.

Deadly Creatures

Deadly Creatures von THQ spielt sich recht konventionell, hat aber ein einzigartiges Szenario: In der Rolle einer Tarantel und eines Skorpions krabbelt man durch die US-amerikanische Wüste und bekämpft anderes Getier. Anfangs bekommt man es mit anderen Spinnentieren und Insekten zu tun, später warten auch größere Feinde wie Echsen und Ratten auf eine Abreibung. Die beiden „Helden“, die man abwechselnd steuert, gehen dabei recht unterschiedlich vor. Die Spinne ist sehr beweglich, kann sich an ihrem Netz umherschwingen und dieses auch im Kampf einsetzen. Der Skorpion ist schwerfälliger, aber ein kräftigerer und widerstandsfähigerer Kämpfer. Die Tiere sehen sehr realistisch aus, womit Deadly Creatures ein grafisches Highlight im Wii-Sektor darstellt. Duelle im Spiel, die mit einer Mischung aus Knopf drücken und Controller schwingen gesteuert werden, erinnern allerdings eher an Sci-Fi-Horrorfilme wie Aliens vs. Predator als an Naturdokumentationen. Die unterschiedlichen Fähigkeiten der Protagonisten merkt man auch im restlichen Spiel, oft bewegen sie sich auf unterschiedlichen Pfaden durch dieselben Gebiete. Leider wirken diese oft künstlich eingegrenzt, dennoch gibt es auch abseits des Hauptweges gelegentlich etwas zu entdecken. Menschen kommen übrigens auch vor. An mehreren Stellen begegnet man zwei Hinterwäldlern (gesprochen von bekannten Hollywoodschauspielern bzw. deren deutschen Synchronstimmen) auf Schatzsuche, am Ende der etwas kurzen Kampagne kann man in diese Geschichte auch eingreifen. Die insgesamt gut gelungene Kleintier-Prügelei ist ab 12 Jahren freigegeben.

The House of the Dead: Overkill

The House of the Dead ist eine Serie von Lightgun-Shootern aus der Spielhalle, die schon auf diverse Konsolen umgesetzt wurde. Auch für Wii erschien 2008 ein Doppelpack namens The House of the Dead 2 & 3 Return. Overkill ist nun, wie auch Resident Evil: Umbrella Chronicles oder Dead Space: Extraction, eine Wii-Exklusiventwicklung, was Story und Umfang zugute kommt. Zwei durchgeknallte Typen (durch die der genretypische Zweispielermodus gesichert ist) ballern sich hier durch Zombiehorden, dargestellt im parodistisch überzeichneten „Grindhouse“-Stil, inklusive Grafikfilter, die nach altem Film aussehen. Passend dazu wird die schräge Handlung in mit Kraftausdrücken gefüllten Zwischensequenzen erzählt und die Gegner mit übertriebener Gewaltdarstellung erledigt. Sofort wird klar, dass sich das Spiel nicht allzu ernst nimmt. Auf deutsch ist es übrigens nicht erhältlich, Interessierte müssen einen Importhändler bemühen.

MadWorld

Endlich mal ein richtig erwachsenes Wii-Spiel wollte Platinum Games auf den Markt bringen. Dass das dem Autor dieser Serie sehr gelegen kommt, kann man sich denken. MadWorld bietet tatsächlich einen so sehr ins Lächerliche übertriebenen Gewaltgrad, dass selbst deutsche Jugendschützer es nicht mehr ernst nehmen können. Es ist zwar nicht USK-geprüft, wurde aber auch nicht als jugendgefährdend indiziert. Nun aber von vorne: In einem coolen Schwarz-Weiß-Comiclook (versetzt mit reichlich rotem Blut) nimmt der Spieler an einer tödlichen Spielshow teil. Die Bewohner einer Insel vor der US-Küste werden nämlich zum Kämpfen gezwungen, damit ein reiches Publikum darauf wetten kann. Dass Spielfigur Jack mehr als ein gewöhnlicher Teilnehmer ist, wird im Laufe der Handlung klar. Die meiste Zeit im Spiel verbringt man in offenen Levels, wo man durch kreatives Entsorgen ewig nachkommender Gegnerwellen genug Punkte sammeln muss, um sich den Zugang zum Endgegner zu verdienen. Schusswaffen sind tabu, man wehrt sich hauptsächlich mit Fäusten, Kettensäge und in der Gegend verteilten Utensilien. So kann man Fässer über die Gegner stülpen, Stahlstangen durch ihren Kopf treiben und sie schließlich auf großen Stacheln aufspießen. Dabei wird man von zwei äußerst sarkastischen Sportkommentatoren begleitet, für deren Verständnis aber sehr gute Englischkenntnisse Pflicht sind. Das alles bringt eine Weile primitiven Spaß, wird nach einiger Zeit aber auch eintönig, ganz besonders, wenn man dank des stellenweise überraschend hohen Schwierigkeitsgrads ein Level mehrfach wiederholen muss. MadWorld eignet sich aber sehr gut, um sich nach einem stressigen Tag für eine Stunde ordentlich abzureagieren und besonders umfangreich ist es ohnehin nicht. Mit seinem erwachsenen Comicstil und abgefahrenen Typen erinnert es an No More Heroes, ist aber nicht so schrill wie dieses, sondern eher düster und brutal.

Onslaught

Als waschechter Ego-Shooter bildet Onslaught eine Ausnahme im aufgrund niedriger Preise und enger Speicherplatzbegrenzungen hauptsächlich mit einfacher aufgebauten Titeln gefüllten Download-Service WiiWare. Für etwa 10 € kann man Onslaught auf den internen Speicher der Konsole (oder eine SD-Karte) herunterladen. Darin befreit man als futuristischer Soldat einen Planeten von Rieseninsekten. Dabei geht es recht simpel zu, Gegner stürmen in Massen auf den Spieler zu und wer sie besonders schnell niedermäht, bekommt Bonuspunkte. Technisch müssen natürlich weitere Abstriche gemacht werden. Die Level sehen fast alle gleich aus und auch die Gegnermodelle werden nur leicht verändert wiederverwertet. Es gibt wenig Sprachausgabe und die Sprüche wiederholen sich enervierend oft. Die Steuerung funktioniert allerdings besser als bei so manchem Vollpreis-Konkurrenten und es gibt sogar einen kooperativen Online-Modus. Bei aller Simplizität (spielerisch wie technisch) behält sich Onslaught einen gewissen Retro-Arcade-Charme und ist für Genre-Fans den geringen Preis sicher wert. Das grüne Blut der insektoiden Feinde ließ Jugendschützer übrigens kalt, sie gaben eine Freigabe ab 12 Jahren.