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Wer kennt nicht das Problem? Beim Fotografieren aus ungünstigen Winkeln wird – speziell bei Architekturaufnahmen – die Fluchtpunktperspektive in Form von „stürzenden Linien“ deutlich sichtbar. Mit einem geeigneten Bildbearbeitungsprogramm lässt sich dieser Effekt jedoch beseitigen.

Leider schlägt beim Fotografieren immer wieder unerbittlich die Physik zu: Die Gesetze der Optik lassen sich auch mit der teuersten Digitalkamera leider nicht außer Kraft setzen. Das gilt auch für die perspektivische Verzerrung von Bildern, die aus einem schrägen Bildwinkel heraus aufgenommen werden. Besonders häufig und deutlich tritt der Effekt auf, wenn man hohe Gebäude vom Boden aus mit Weitwinkel aufnimmt. Dabei erscheinen die höheren, weiter entfernten Teile kleiner, die Gebäudekanten, die man bei dieser Art von Motiv besonders deutlich wahrnimmt, erscheinen nicht mehr parallel, sondern in Form von stürzenden Linien gegeneinander geneigt (wer sich für die optischen Grundlagen interessiert, sollte einmal unter der „Scheimpflug’schen Regel“ nachschlagen…).

Diese Erscheinung wird umso markanter, je näher man an das Objekt herangeht und je stärker die Kamera-Ebene ihm gegenüber geneigt wird. Das kann zwar künstlerisch beabsichtigt sein, um den Eindruck der Höhe zu vermitteln (die Perspektive ist ja eigentlich natürlich und wird mit dem Auge auch so wahrgenommen), ist aber oft auch störend. Schon lange verwenden Profis bei Architekturaufnahmen daher Objektive mit verschiebbaren Linsen, die eine parallele Aufstellung von Objekt und Film- (bzw. Sensor-) Ebene zueinander erlauben. Leider sind derartige „Tilt-und-Shift-Objektive“ sehr teuer und daher in aller Regel nicht zur Hand. So sitzt man dann also nach der Rückkehr von einer Fotoexkursion vor dem Rechner und besichtigt die Ergebnisse. Meist ist dann auch ein Bild darunter, das zwar von der Komposition und Belichtung her stimmig ist, aber eben unter dieser Verzeichnung leidet (so wie hier das Bild von der Fassade des Centre Pompidou in Paris). Anstatt nun die Fototasche zu packen und zum Motiv zurückzufahren (was man zwar oft möchte, aber selten kann), bleibt als Alternative noch die Verwendung einer Bildbearbeitungssoftware. Die meisten Programme bieten eine entsprechende Korrektur- oder Entzerrungsfunktion an. Die Anwendung soll hier am Beispiel des recht bekannten und verbreiteten Programms Paint Shop Pro gezeigt werden. Nachdem das Bild entsprechend geladen ist, hat es sich als hilfreich erwiesen, zunächst einen breiten, farbigen Rand rundherum hinzuzufügen. Das ist mit der entsprechenden Funktion aus dem Menü schnell erledigt. Danach wird das Perspektivwerkzeuge aus der Toolpalette aufgerufen. Nun ist etwas Augenmaß gefragt – die Eckpunkte des eingeblendeten Rahmens werden nun so verschoben, dass die Seiten des Rahmens an den vertikal „stürzenden Linien ausgerichtet sind. Man könnte natürlich bei der Gelegenheit auch eine Korrektur der horizontalen Linien vornehmen, wenn man dies möchte. Es besteht allerdings die Gefahr, dass das Bild ohne Dynamik ist und relativ langweilig, evtl. sogar unnatürlich wirkt. Wir beschränken uns daher in diesem Beispiel nur auf die senkrechten Linien. Der gewählte Bildausschnitt ist nun mehr oder weniger stark trapezförmig (in den meisten Fällen wohl nicht ganz so extrem wie in unserem Beispiel). Durch einen Doppelklick in das Bild kann man nun die Entzerrungsfunktion auf das Bild anwenden.   Das Ergebnis ist nun ein zwar verformtes Bild, bei dem aber die senkrechten Linien nun parallel stehen. Je nach Stärke der Korrektur wirkt das Bild dabei auch in die Länge gezogen – dies kann aber ganz einfach mit der Funktion „Größe ändern“ wieder in Ordnung gebracht werden. Im aktuellen Beispiel wird z.B. die Höhe des Bildes auf 80 Prozent des ursprünglichen Wertes reduziert, die Breite bleibt gleich (dazu muss natürlich die Option zum Beibehalten des Seitenverhältnisses bei Änderung der Bildgröße abgeschaltet werden, die entsprechende Checkbox darf also nicht aktiviert sein). Nun folgt der letzte Schritt, bei dem der gewünschte Bildausschnitt für das Bild festgelegt wird. Dazu wird das Werkzeug „Beschneiden“ ausgewählt und das entsprechende Rechteck festgelegt – dieser Schritt sollte mit Bedacht durchgeführt werden, da er für den erzielten Gesamteindruck des fertigen Bildes nicht unwichtig ist. Ein Teil der Bildinformation geht dadurch natürlich verloren. Wenn man alles richtig gemacht hat, dann wird man mit einer stimmigen Architekturaufnahme belohnt, bei der parallele Linien auch parallel abgebildet werden – so als hätte man eine Aufnahme aus der Ferne mit dem Teleobjektiv gemacht, oder man hatte tatsächlich aus der Luft auf halber Höhe des Gebäudes mittig zur Fassade fotografiert (letzteres hätte dann allerdings ggf. eine tonnenförmige Verzeichnung zur Folge, aber damit können wir uns ein anderes Mal befassen…). Viel Spaß beim Fotografieren und Entzerren wünscht Florian Delonge, M6285