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Angeblich entstehen mit Webbaukästen wie der Do-It-Yourself-Homepage von 1&1 in Minutenschnelle Webseiten, die professionellen Ansprüchen genügen und ein Unternehmen erfolgreich ins Internet bringen. Nach Jimdo und 1&1 im ersten Teil werden hier nun zwei weitere Vertreter vorgestellt und ein Fazit gezogen.

Webnode

Das Konzept ist vergleichbar mit dem von Jimdo. Es gibt zeitlich unbegrenzte, kostenlose Probeaccounts - für private Anwender sind die Webseiten sogar werbefrei. Bei diesen sind nicht alle Funktionen freigeschaltet und auf der Webseite wird bei gewerblichen Anwendern verschiedene Werbung u.a. von GoogleAds eingeblendet. Ich empfand diese als deutlich störender als bei Jimdo, da sie aufdringlicher war und zum Teil sogar das Seitenlayout beeinträchtigte. Möchte man diese Werbung vermeiden, so kostet der Dienst zwischen 3,95 € und 19,95 € pro Monat - abhängig von den freigeschalteten Funktionen, dem verfügbaren Speicherplatz und dem monatlichen Transfervolumen.

Um eine eigene Webseite anzulegen, geht man als erstes auf die Projektübersichtsseite und erstellt eine neue Webseite. Dabei ist es durchaus möglich in einem Account mehrere Webseiten-Projekte zu erstellen und zu verwalten. als nächstes wählt man ein Template aus einem Fundus, ändert ggf. die Farben und die Headergrafik. Die Templates fand ich insgesamt weniger ansprechend als die bei Jimdo. Sie sahen irgendwie "alle gleich" aus und wirkten teilweise etwas altbacken. Hat man sein Wunschtemplate gewählt, legt man die gewünschten Seiten an und platziert diese im Menübaum. Anschließend füllt man seine Seiten mit Inhalten. Zur Verfügung stehen

  • Artikel
  • FAQ
  • Flickr-Inhalte
  • Umfrage
  • Forum
  • Fotogalerie
  • Video
  • Karten
  • diverse Widgets, auch von externen Anbietern
  • HTML-Code
  • Shop-Cart (nicht getestet, da keine Probebestellung möglich war)

Hat man eine Seite mit Inhalten befüllt oder Inhalte auf einer Seite geändert, so muss man durch einen Klick auf "Publizieren" die neue bzw. geänderte Seite explizit freigeben. Erst dann erscheint sie auf der Live-Seite. Mittels der Vorschau-Funktion kann man sich jederzeit die aktuelle Live-Seite aber auch den derzeitigen Änderungsstand anzeigen - wichtig, um zu prüfen, wie die gemachten Änderungen später aussehen werden.

Webnode: Publizieren-Button gibt geänderte Inhalte frei

Was mir beim Bearbeiten einer Probewebseite unangenehm auffiel, war das merkwürdige Verhalten des Administrationmenüs über dem eigentlichen Seitenlayout. Sowohl im Firefox als auch im Internet Explorer verschwanden Teile des Menüs, wenn das Browserfenster nicht breit genug aufgezogen war. Je nach Browser  "verschwanden" erst nur einzelne Schaltflächen oder gleich das komplette Teilmenü "Andere". Es wurde dabei in eine zweite Zeile umgebrochen. Dabei allerdings von dem darunter stehenden Layout so verdeckt, dass es schwierig bis gar nicht mehr erreichbar war (siehe nachfolgenden Screenshot, man sieht nur noch das Wort "Andere" unter den Menüpunkten "Objekte" und "Seite"). Vor allem für den Einsteiger ist das verwirrend, weil er bestimmte Funktionen, wie den Bilderupload, nicht sieht.

kaputtes Adminmenu in der Entwurfs-Ansicht von Webnode

Auch Webnode unterstützt mehrsprachige Webseiten. Leider steht dieses Feature in der kostenlosen Version nicht zur Verfügung, so dass ich dieses nicht getestet habe. Dafür gibt es eine kostenlose Statistik-Funktion die keinen schlechten Eindruck machte. Ähnlich wie bei Jimdo ist es auch hier schwierig Inhalte wiederzufinden. Größere Seiten lassen sich zwar trotzdem erstellen, aber später nur mit Mühe pflegen. Immerhin ist eine interne Suchfunktion vorhanden. Die ist aber noch verbesserungsbedürftig, denn so werden z.B. gefundene Suchbegriffe nicht in den Suchergebnissen markiert. Zumindest in der Test-Version konnte ich Artikel nicht zurückziehen (unpublish), sondern musste sie löschen, um sie von der Seite zu entfernen.

Über sogenannte Widgets lassen sich verschiedene externe Dienste einbinden, z.B. Karten von Google, Bing oder Yahoo, YouTube-Videos oder Flickr-Fotos, aber auch Bezahldienste wie der PayPal-Einkaufswagen oder Google Checkout. Damit könnte man dann sogar einen kleinen Shop betreiben. Im Gegensatz zu Jimdo gibt es bei Webnode übrigens, außer bei der kostenlosen Version, eine Backup-Funktion. Beruhigend, vor allem, wenn die Webseite für geschäftliche Zwecke genutzt werden soll.

Fazit Webnode

Die Bedienung hat mir bei Jimdo insgesamt besser gefallen und auch die verfügbaren Templates sahen schöner aus. Kleinere Webseiten lassen sich ganz gut damit betreiben, vor allem wenn sich die Inhalte nur gelegentlich ändern. Für eine geschäftliche Webseite ist eine bezahlte Version unabdingbar, will man sich nicht mit der eingeblendeten Fremdwerbung lächerlich machen.

nPage

Auch den Webbaukasten von nPage kann man unbegrenzte Zeit kostenlos laufen lassen. Allerdings wird dann auch hier Werbung eingeblendet und die ist deutlich aufdringlicher als bei Jimdo, wie man auf dem folgenden Screenshot sehen kann.

Webseite mit npage erstellt und eingeblendeter Werbung

Nach der Anmeldung kann man sofort loslegen. Eine Bestätigungsmail erhält man nicht. Man sollte sich daher als erstes den Username und das Passwort notieren, das auf der Webseite angezeigt wird.

Will man die Werbung nicht auf seiner Seite haben, braucht man einen Premium-Account. Der kostet 5 € pro Monat und schaltet auch gleich alle kostenpflichtigen Extras frei. Daneben gibt es noch ein Punktesystem, mit dem man gezielt verschiedene Zusatzfunktionen freischalten kann, z.B. ein Forum, ein Newsletter-Modul oder einen Mitgliederbereich. Der Preis der Punkte richtet sich danach, wie viel man auf einmal kauft und fängt an bei 1,99 € für 250 Punkte und sinkt auf 50 € für 11.000 Punkte. Insgesamt ist dieses Punktesystem nur attraktiv, wenn man wirklich nur einige wenige Funktionen zusätzlich haben will und die Werbung in Kauf nimmt - ein Jahr Werbefreiheit kostet nämlich satte 40.000 Punkte  und damit fast 200 €!

Aber das wenig übersichtliche Preissystem war nicht das einzige, was mir bei nPage nicht gefallen hat. Die Designvorlagen waren nicht nur weniger zahlreich als bei Jimdo, sondern deutlich weniger ansprechend. Viele sind schlicht und ergreifend Schrott, waren schon vor zehn Jahren nicht mehr zeitgemäß: Technisch veraltete, z.T. schlampige, tabellenbasierte Layouts. Kein Vergleich mit Jimdo oder Webnode. Wie schrecklich die damit zusammengepfuschten Seiten sind, kann man wohl am besten sehen, wenn man auf der nPage-Seite mal auf die drei "Award-Gewinner" klickt. Man fühlt sich in die Steinzeit des WWW zurückversetzt. Hier drei abschreckende Beispiele (März 2011):
Platz 1 kimbo-der-samojede.de.to/
Platz 2 angelaspage.npage.de/
Platz 3 shimao-wingtsun-verden.de.to/

Zusätzlich gibt es noch fünf anpassbare Designs, bei denen man z.B. die Farben anpassen kann, sowie 17 Framesets, die allerdings nur für fortgeschrittene Benutzer mit ausreichenden HTML-Kenntnissen gedacht sind.

nPage-BackendDas System selber empfand ich als sehr umständlich und wenig intuitiv in der Bedienung. Das Backend ist ziemlich unübersichtlich. So brauchte es etliche Klicks, um nur mal einen Seitentitel zu ändern. Sehr umständlich ist auch das Erstellen einer Bildergalerie. Man muss erst einen Unterordner für die Bilder erstellen. Dort kann man dann die Bilder reinladen, die in einer Galerie angezeigt werden sollen. Bereits hochgeladene Bilder kann man dorthin verschieben. Die Galerie ist sehr simpel von der Funktionalität. Es fehlt z.B. eine Lightbox, stattdessen wird das Bild einfach vergrößert über die Seite gelegt. Und eine Navigation zum Vor- oder Zurückblättern fehlt ebenfalls. Lesbare URL erzeugt das System auch eher eigenwillige. Die sehen unter anderem so aus: http://kartoffelchips.npage.de/kartoffelchips.html - auch das geht besser, wie Jimdo zeigt.

An dieser Stelle hatte ich keine Lust mehr mich mit nPage noch länger zu befassen. Das System wirkt, als wäre es technisch vor zehn Jahren stehen geblieben. Nicht einmal für den privaten Gebrauch würde ich die kostenlose Version wählen. Da bekommt man bei Jimdo einfach mehr geboten. Für den kommerziellen Einsatz scheidet es aufgrund der schlechten Designs sowieso aus. Eindeutig der schlechteste der vier getesteten Webbaukästen.

Fazit

Bis auf nPage kann man mit den hier vorgestellten Webbaukästen durchaus eine ordentliche Webseite erstellen. Inwieweit die Verwendung vorgefertigter 08/15-Templates, die sich oft nur in der Farbe und der Headergrafik unterscheiden, zu professionellen Ergebnissen führt, wie die Werbung dies teilweise suggeriert, muss man mit einem dicken Fragezeichen versehen. Man sollte sich auch nicht von den niedrigen laufenden Kosten und dem vermeintlich preiswerten Einstieg blenden lassen. Bei den Funktionen seiner Webseite ist man auf das angewiesen, was der Anbieter bereitstellt. Eigene Erweiterungen oder Module von Drittanbietern sind nicht oder nur begrenzt möglich. Die spätere Erweiterbarkeit der Seite ist damit sehr stark eingeschränkt, im Vergleich zu Systemen wie Drupal, Wordpress oder Joomla. So kann es leicht passieren, dass schon nach kurzer Zeit ein teurer Umstieg fällig wird, weil die Webseite erfolgreicher ist als erwartet und man plötzlich mehr möchte. Wer dagegen auf absehbare Zeit nur eine Handvoll Seiten über seine Firma und Leistungen im Netz anbieten möchte, deren Inhalte sich nur selten ändern, sollte einen Blick auf die Webbaukästen werfen - vor allem Jimdo bietet hier einen vergleichsweise einfachen Einstieg in das Internet. Allerdings sollte man bei einer gewerblich genutzten Seite nie ohne Backup arbeiten. Die leichte Bedienbarkeit sorgt durchaus auch dafür, dass eine Seite leicht zerstört ist. Wer dann kein Backup zur Verfügung hat, muss aufwändig die Inhalte wiederherstellen. Ein teurer Spaß!

Links

Jimdo: http://de.jimdo.com/

1&1 Do-it-yourself Homepage: http://hosting.1und1.de/homepage

Webnode: http://de.webnode.com

nPage: http://www.npage.de